###USER_address###, von einem "Schiffsunglück" ist die Rede, nachdem vor Griechenland bis zu 600 Menschen ertranken beim Versuch Europa zu erreichen. Neun Personen wurden als "Schleuser" festgenommen und für ihren Tod verantwortlich gemacht. Doch der Untergang des Schiffes ist kein Unglück, sondern ein himmelschreiendes Unrecht und vor Gericht gehört die Rolle der griechischen Küstenwache, die das Schiff im Blick und Zeugenaussagen zufolge sogar gezogen hat, was das Kentern verursacht haben soll. Der heutige Weltflüchtlingstag ist geprägt von der Trauer über den Tod so vieler Menschen im Mittelmeer – und der gleichzeitigen de facto-Abschaffung des Asylrechts im europäischen Maßstab. Grenzverfahren in bestehenden und neu zu bauenden Lagern an den europäischen Außengrenzen werden die Inanspruchnahme des Rechts der Menschen, ihre Fluchtgründe darzulegen und Zuflucht zu finden, verunmöglichen. Europa verrechtlicht seine Verrohung und die, von denen man Widerstand dagegen erhofft hätte, lamentieren über ihre Bauchschmerzen und die Alternativlosigkeit der neuen Regelung angesichts der wachsenden rechten Hegemonie in der europäischen Flüchtlingspolitik. In einem neuen Dossier tragen wir Beiträge über die Gewalt der europäischen Abschottung in der Sahelzone und auf dem Mittelmeer zusammen und zeigen auf, wie unsere Partnerorganisationen das menschliche Recht auf Freizügigkeit zu ermöglichen versuchen. Wenigstens beschrieben werden muss das Unrecht. Wie die Arbeit von medico und unseren Partnerorganisationen unter diesen Umständen weitergeht und welche Regionen und Krisen uns im vergangenen Jahr besonders beschäftigt haben, zeigt unser kürzlich veröffentlicher Jahresbericht 2022. Zum Abschluss möchte ich noch auf die neueste Ausgabe des medico-Podcasts aufmerksam machen, der sich der Frage widmet, welche Lehren aus der Pandemie gezogen wurden – und welche leider nicht: Panic and Neglect. Mit besten Grüßen Moritz Krawinkel |