###USER_address###, fünf Jahre ist es her, dass im April 2018 ein breit getragener, ziviler Aufstand in Nicaragua das Ortega-Regime heraus- und die Rückkehr zur Demokratie einforderte, wie sie die sandinistische Revolution einst erkämpft hatte. Doch die Kraft reichte nicht. Die Bewegung wurde brutal niedergeschlagen, über 320 Menschen getötet, Hunderte verhaftet und gefoltert. Seitdem wurden Tausende Organisationen verboten und unzählige Nicaraguaner:innen ins Exil gezwungen, wo sie versuchen, den Widerstand aufrechtzuerhalten. Zuletzt entzog das Regime über 300 Menschen die Staatsbürgerschaft, darunter auch der 84-jährigen Menschenrechtlerin Vilma Núñez, die weiter in Nicaragua ausharrt. Dass die Abkehr vom demokratischen Rechtsstaat in Zentralamerika eine länderübergreifende Entwicklung ist, wie die frühere guatemaltekische Staatsanwältin Claudia Paz y Paz im Interview verdeutlicht, konnten meine Kollegin Jana Flörchinger und ich auf Reisen nach Costa Rica, El Salvador und Guatemala in den vergangenen Wochen und Monaten nachvollziehen. Die Einreise nach Nicaragua wurde uns leider (aber aus wohl naheliegenden Gründen) verweigert. In El Savador verlängert die Regierung unter Präsident Bukele seit einem Jahr einen Ausnahmezustand, der zum Normalzustand zu werden droht. Über 65.000 echte oder vermeintliche Gang-Mitglieder wurden verhaftet, rechtsstaatliche Garantien sind ausgesetzt – und dennoch stehen viele Menschen weiter hinter der Regierung. Im Interview erklärt die Journalistin Celia Medrano, warum das so ist und wohin das Land steuert. In Guatemala konnten wir medico-Partnerorganisationen begleiten, die indigene Gemeinden in ihren Kämpfen um Land und Frieden unterstützen. Für sie hat sich seit dem Genozid in den 1980er Jahren im Grunde nichts geändert. Von der Hoffnung auf eine Stärkung der Demokratie, die vor einigen Jahren von den Prozessen gegen den früheren Diktator Ríos Montt und den Protesten gegen die korrupte Elite ausging, ist nichts mehr übrig. Längst verbinden uns mit Zentralamerika nicht mehr erfolgversprechende Kämpfe um befreite Gesellschaften. Kontinuitäten gibt es dennoch: Wir stehen weiter an der Seite indigener Gemeinschaften, kritischer Anwält:innen und Aktivist:innen, die für ihre Lebensbedingungen und soziale wie politische Veränderungen in der Region streiten. Daran halten wir fest. Zum Abschluss noch zwei Veranstaltungstipps: Am 25. April spreche ich in Frankfurt über die Entwicklungen in der Region und am 28. April laden wir in Berlin zu einer Veranstaltung mit Aktivist:innen aus Guatemala und Nicaragua, um aus der Perspektive des Exils auf vergangene Kämpfe und aktuelle Auseinandersetzungen zu blicken. Mit besten Grüßen Moritz Krawinkel PS: Rettung gesucht! Das neue medico-Rundschreiben ist erschienen. Reportagen, Interviews, Berichte und Analysen aus dem globalen Handgemenge. Jetzt online lesen oder kostenlos abonnieren! |