###USER_address###, die anstehenden Europawahlen drohen zum Katalysator einer Entwicklung zu werden, die Europa fundamental beschädigt. Doch es ist nicht nur der Angriff von rechts, der der Demokratie gefährlich wird. Größer noch scheint die Bedrohung des europäischen Projekts aus der politischen Mitte. Ramona Lenz beschreibt im Leitartikel des kommenden medico-rundschreibens, den Sie hier schon online lesen können, wie der Grundstein des europäischen Rechtsrucks in der Migrationspolitik gelegt wurde. Jüngste Recherchen belegen einmal mehr, wie Partnerländer der EU systematisch Asylsuchende in der Wüste aussetzen – und dafür mit europäischen Geldern ausgestattet werden. Seit vielen Jahren wenden wir uns gegen die Abschottung des Kontinents. In unserem Dossier "Europas Ende" stellen wir Projekte vor, die diese Externalisierung der Migrationsabwehr unterlaufen und Menschen unterstützen, die ihr Recht auf Bewegungsfreiheit wahrnehmen. "Aktuell sehen wir eine gesellschaftliche Verrohung, die an den Grenzen ihren Ausdruck findet – und dann in die Zentren zurückwirkt", sagen die Migrationsforscher Frank Wolff und Volker Heins. Welche Gewalt an den Grenzen herrscht, beschreiben unserer Partner:innen auf Lampedusa eindringlich in einem nur schwer zu ertragenden Bericht über die Ankunft von Flüchtlingen auf der Insel und den Umgang der Behörden mit ihnen. Doch in all dem Elend gibt es auch immer noch kleine gute Nachrichten. Nach dem verheerenden Bootsunglück vor der griechischen Stadt Pylos im Sommer 2023 wurden neun Überlebende festgenommen und als vermeintliche Schmuggler angeklagt. Unsere Partner:innen vom Legal Centre Lesvos, die die Neun anwaltlich mitvertreten, konnten vor wenigen Tagen Freisprüche erreichen. Zwar werden den Betroffenen weitere Steine in den Weg gelegt, aber immerhin. Gemeinsam mit anderen Organisationen aus der kritischen Migrationsforschung und der antirassistischen Arbeit haben wir 8 Thesen zur Verteidigung der Migrationsgesellschaft erarbeitet. Sie dienen auch als Argumentationshilfe für private Gespräche vor den Europawahlen. Zuletzt möchte ich Sie noch auf zwei Veranstaltungen hinweisen: Am 3. Juni sprechen wir auf einer Abendveranstaltung in Berlin über psychosoziale Arbeit in Zeiten von Rechtsverschiebung und Ohnmacht. Und zum Vormerken: Am 27. September findet in Frankfurt das Symposium zum 20-jährigen Bestehen der stiftung medico international statt. Mit besten Grüßen Moritz Krawinkel |