###USER_address###, vergangene Woche ging ein Aufschrei durch die Community des globalen Gesundheitsaktivismus. Die Journalist:innen von Investigate Europe haben die Ergebnisse einer monatelangen Recherche zu Medikamentenpreisen in Europa veröffentlicht. Im Kern: Pharmakonzerne verbuchen satte Gewinne, während viele neue – zum Teil lebenswichtige – Medikamente in ärmeren Ländern Europas aufgrund hoher Preise überhaupt nicht mehr verfügbar sind. Innerhalb der EU gilt also das gleiche Prinzip, das wir schon in der Covid-19-Pandemie schmerzhaft erlebt haben: Wohnort und Geldbeutel entscheiden darüber, ob Patient:innen Medikamente oder Impfungen erhalten, die ihr Leben verlängern oder gar retten können. medico-Gesundheitsreferent Felix Litschauer erklärt das skandalöse Muster, das dahintersteht. Warum wir die Kontrolle über die Medikamenten-Produktion zurückgewinnen müssen, beschrieb der belgische Gesundheitsexperte Tim Joye vor kurzem am Rande der von medico mitorganisierten Konferenz "Public Pharma for Europe". Seit den 1980er Jahren ist medico in Kämpfen um globale Gesundheit engagiert: Es geht um freien Zugang zu Medikamenten und Gesundheitsversorgung für alle und gerechte Wirtschaftsbeziehungen, die eine Finanzierung öffentlicher Gesundheitsdienste erst ermöglichen. Wir sind Teil globaler Allianzen wie des People’s Health Movements, das sich vor kurzem in Argentinien zum Austausch getroffen hat. Ein gelungenes Beispiel, wie breite Bündnisse trotz inhaltlicher Differenzen wirkmächtig werden können. Ebenso begleitet medico seit Jahren kritisch die Arbeit der Weltgesundheitsorganisation. Bisher gehörte sie zu einer der wenigen globalen Institutionen, die nationale Interessen und Profitlogik zugunsten des höheren Ziels gesunder Lebensverhältnisse begrenzen konnte. Doch die Grundlagen der WHO werden zunehmend infrage gestellt, auch durch geopolitische Auseinandersetzungen. Krankenhäuser und medizinisches Personal stehen unter hohem völkerrechtlichem Schutz. Doch immer häufiger werden sie zu Zielen militärischer Angriffe. Die Systematik und Geschichte einer dramatischen Normalisierung beschreibt Felix Litschauer in einem Beitrag für das aktuelle medico-rundschreiben. Zur globalen Perspektive auf Gesundheitspolitik tritt bei medico immer auch die solidarische Unterstützung lokaler Kämpfe. Ein Beispiel liefert unser Interview mit medico-Partner:innen vom Anwaltsbüro für Menschenrechte in Guatemala über ihr Engagement gegen Rassismus und Gewalt gegenüber Frauen im Gesundheitsbereich. In ihrer Arbeit wie in der globalen Gesundheitspolitik: Nie geht es um Einzelfälle, immer um eine Überwindung struktureller Bedingungen, die Krankheit und Leid hervorbringen. Mit besten Grüßen Moritz Krawinkel |