Ein schwieriger Weg

Im Neusiedler-Projekt La Palmerita liegen Erfolg und Misserfolg nah beinander

08.05.2008   Lesezeit: 2 min

Dürre Zahlen eines Sachberichts über die Ergebnisse von 2007: 60 Familien identifizieren sich weitgehend mit den Projektzielen, 25 nur mit einzelnen Komponenten, 65 Familien sperren sich. Die Rede ist von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Neusiedlung La Palmerita in Nicaragua. Die Idee: 153 Familien, zumeist ehemalige Saisonarbeiter in der Plantagenwirtschaft, bilden eine Gemeinde und können ihre Existenz auf Dauer als Kleinbauern sichern. Das wäre der Weg aus der „extremen Armut“ (weniger als 1 Dollar pro Tag) in die „Armut“ (2 Dollar am Tag). Ein mit unzähligen Hindernissen und Schwierigkeiten gepflasterter Weg.

Seit 2006 unterstützt medico international gemeinsam mit seinem nicaraguanischen Partner, der Frauenorganisation MEC-Leon die Neusiedler. Sie hatten sich direkt an medico gewandt, nachdem sie sich das ehemalige medico-Projekt in El Tanque angeschaut hatten. Doch wie schwierig es ist, den Wunsch nach einer neuen Lebensperspektive Wirklichkeit werden zu lassen, machen die Zahlen des aktuellen Zwischenberichtes deutlich.

Die Maßnahmen, die 2007 durchgeführt wurden, sind letztlich alles Bemühungen, den Menschen diesen Lebens- und Kulturwechsel vom Saisonarbeiter zum Kleinbauern zu ermöglichen. Einige Beispiel: Es gab Kurse zur Erwachsenen-Bildung. Ziel war das Erreichen des Grundschulabschlusse. 108 von 114 erfassten erwachsenen Analphabeten hatten sich angemeldet. Die Abbrecherquote war nicht gering. Viele beendeten die Kurse, weil sie zur Saisonarbeit das Dorf verließen. Die ihnen zustehenden Anbauflächen hatten sie verpachtet. Aber immerhin hielten 75 Personen durch.

Ein anderes wichtiges Arbeitsfeld ist die Entwicklung und Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Auch hier liegen Erfolg und Misserfolg nah beieinander. Den Ernteausfällen auf den Hirsefeldern, die unter anderem durch den Hurrikan Felix verursacht wurden, steht eine erfolgreiche Bewirtschaftung der Hausgärten gegenüber. Hier gelang es die Eigenversorgung zu verbessern und Produkte privat zu vermarkten. Immer wieder gibt es im Dorf Debatten um die Zukunft der Anbauflächen. Obwohl die nächsten 10 Jahre kein Land verkauft werden darf, würden manche gern ihr Land an den schon bereit stehen Erdnussfarmer verkaufen, um wenigstens ein bisschen Bargeld in der Hand zu bekommen. Bei allen Aktivitäten – seien es die Fort- und Ausbildungsmaßnahmen, die Selbstverwaltungsbemühungen oder die Entwicklung der Landwirtschaftskooperative gehen positive Ergebnisse und enorme Schwierigkeiten gehen Hand in Hand.

Und doch gibt es eine rundum positive Nachricht. Nachdem ein Grossteil der Kinder aus La Palmerita 2006 die Schule aus ökonomischen Gründen und wegen demütigender Auseinandersetzungen mit Kindern der Nachbardörfer nicht besuchte, hat sich die Lage 2007 grundlegend verändert. In Workshops mit den Kindern, in Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrern der Schule und dank einer Schulausstattungshilfe für jedes Kind durch den „Verein Eine Welt Köngen“ besuchten 2007 140 Kinder aus Palmerita die Schule. Elf Schülerinnen und Schüler des Dorfes wurden aufgrund ihrer schulischen Leistungen besonders ausgezeichnet. Der Weg aus der extremen Armut mag schwierig sein, über Generationen gedacht, gibt es eine Chance ihn zu bewältigen.

Wer genaueres wissen will, kann dies im Sachbericht für 2007 hier nachlesen.


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