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Der Krieg in Nahost weitet sich aus. Von Gaza, dem Westjordanland über Nordisrael bis in den Libanon und zuletzt Syrien. Millionen Menschen sind von wiederholter Vertreibung, Gewalt, Unsicherheit, dem Verlust von Obdach und Familie betroffen.
Hunderttausende Verletzte und Zehntausende Tote künden vom Versagen der Politik und von einer Bankrotterklärung der Humanität. Die medico-Partnerorganisationen in Palästina, Israel, Libanon und Syrien helfen, wo sie können. Oft sind sie selber Vertriebene, haben Angehörige oder Freunde verloren. Einige auch ihr Zuhause.
…trotz allem
Mit dem herannahenden Winter steigt die Verzweiflung. Die behelfsmäßigen Zelte in den Notlagern Gazas und Libanons sind nicht für Regen, fallende Temperaturen, starke Winde und saisonale Überschwemmungen ausgelegt. Krankheiten und chronische Unterernährung setzen den Menschen ebenfalls zu und gefährden vor allem Kinder, Alte und körperlich Schwache. In Syrien verschlechtert sich die ohnhin schlechte humanitäre Notlage Hunderttausender enorm.
Die medico-Partner:innen bieten medizinische Hilfe, Nahrungsmittel und psychosoziale Unterstützung an. Sie helfen Vertriebenen auf der Flucht im eigenen Land beim Bau von Unterständen. Sie koordinieren Hilfsmaßnahmen dort, wo es noch etwas zu verteilen gibt. Und sie setzen sich für die Rechte derjenigen ein, die unter Repression und Verfolgung leiden. Sie machen weiter.
Wir bitten um Spenden:
Überleben in Gaza
Die Lage in Gaza ist entsetzlich: Durchschnittlich sieben Mal wurden 1,9 Millionen der 2,2 Millionen Einwohner:innen von der israelischen Armee vertrieben. Die Mehrheit von ihnen harrt nun zusammengepfercht auf 15% der Gesamtfläche des Gazastreifens aus. Die restlichen 85% sind größtenteils beschädigt, verwüstet, zerbombt. Derweil stapeln sich an der Grenze überlebenswichtige Lebensmittel und medizinische Güter, blockiert durch die israelische Regierung. Die Lebensgrundlagen der Menschen sind dauerhaft zerstört, ihre Zukunft ist auf Jahrzehnte unmöglich gemacht worden. Die Palestinian Medical Relief Society konzentriert sich auf Basisgesundheitsversorgung, evakuiert Verletzte und versorgt Binnenvertriebene medizinisch. Die freiwilligen Helfer:innen der Jugendorganisation Mayasem Association for Culture and Arts aus Khan Younis helfen Binnenvertriebenen, stellen Unterkünfte bereit und betreiben eine Suppenküche.
Nothilfe für Vertriebene in Syrien
Der Fall des Assad-Regimes ist historisch – die Freude über das Ende des brutalen Regimes in ganz Syrien riesig. Dennoch teilen viele Menschen die Sorge über das, was kommt. Besonders Kurd:innen und andere religiöse und ethnische Minderheiten fürchten die islamistischen Milizen. Vor den türkischen Söldnern der SNA (Syrian National Army) mussten bereits über Hunderttausend Kurd:innen aus Shebha fliehen und sind auf dem Gebiet der kurdischen Selbstverwaltung angekommen. Tausende waren über mehrere Tage in den Fängen der Milizen, Berichte von Folter und Tötungen erreichen uns. Die langjährige medico-Partnerorganisation Kurdischer Roter Halbmond errichtet Zeltstädte und versorgt die Ankommenden in mobilen Kliniken. Die Nächte sind bitterkalt, es gibt nicht genug Notunterkünfte, Essen und Medizin. Hunderte campieren unter freiem Himmel, mehrere Kinder sind bereits an Unterkühlung gestorben. Die Aufgabe für den Halbmond ist enorm, schon seit vielen Jahren versorgt die Organisation Flüchtlinge in der Region. Und das, während die Türkei einen Großteil der Infrastruktur in Nordostsyrien zerstört hat.
Die Zukunft Syriens ist ungewiss. Es wird nun besonders auf die zivilen und demokratischen Kräfte in Syrien ankommen. Es wird darum gehen, die Institutionen zu demokratisieren und Menschen aller religiösen und ethnischen Gruppen in Syrien eine Zukunft zu bieten. Millionen Vertriebene müssen weiter versorgt und der Wiederaufbau des zerstörten Landes organisiert werden. Hunderttausende kehren bereits in ihre Heimatorte zurück, doch Syrien steckt in einer tiefen Krise, Lebensmittel und Diesel sind teuer, die Menschen sind verarmt. medico-Partner:innen vom Hooz-Zentrum verteilen bereits seit Tagen Brot in Aleppo. Zentral für den Neuanfang sind Aufarbeitung und Gerechtigkeit. Die Foltergefängnisse des Regimes wurden geöffnet, Tausende sind endlich frei – manche Jahrzehnte nach ihrer Verhaftung. In den letzten 13 Jahren ließen Assads Schergen über 110.000 Menschen verschwinden. Seit vielen Jahren unterstützt medico das vom syrischen Anwalt Anwar al-Buni gegründete Syrian Center for Legal Studies and Research in Berlin. Unermüdlich setzen er und seine Mitstreiter:innen sich dafür ein, die Verantwortlichen für den Terror vor europäische Gerichte zu bringen.
Auf der Flucht im Libanon
Der Waffenstillstand im Libanon steht auf tönernen Füßen und noch immer können zehntausende Menschen im Libanon nicht zurück in ihre Häuser. Teile des Landes befinden sich noch unter israelischer Besatzung, viele Dörfer im Süden liegen in Schutt und Asche, zerbombt von der israelischen Armee. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern. Die Regierung ist überfordert und kann notwendige Hilfe kaum leisten. Es fehlt an allem. Die Mitarbeiter:innen der Gesundheitsorganisation Amel Association International versorgen aktuell Verletzte und Geflüchtete. Die palästinensische Organisation Nashet Association kümmert sich in Saida um Geflüchtete aus dem Süden Libanons, die noch nicht zurück können. Weit über eine Million Menschen wurden zum Spielball des Krieges; knapp 400.000 von ihnen flohen sogar nach Syrien und Rojava. Nach dem Sturz des syrischen Regimes ist die Lage unübersichtlichob dies auch eine Chance auf Rückkehr für die Millionen entrechteten syrischen Geflüchteten bedeutet, bleibt abzuwarten.
Kriegszone Westjordanland
Unterdessen hat die israelische Armee Teile des Westjordanlands in Kriegszonen verwandelt. Unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung werden Zivilist:innen erschossen und zunehmend ganze Stadtteile verwüstet. Auch hier werden Menschen ihrer Existenzgrundlagen beraubt. Israelische Siedler intensivieren derweil völlig straffrei ihre Angriffe auf palästinensische Gemeinden im von Israel illegal besetzten Westjordanland, verbrennen Autos, Olivenhaine und zünden Häuser an. In Tulkarem unterstützen die medico-Partner:innen vom Popular Art Center die kollektive Bewirtschaftung kleiner Farmen außerhalb der Kleinstadt. So soll das Land vor der Übernahme durch die Siedlerbewegung geschützt werden. Mit den dort erwirtschafteten Erträgen werden zudem bedürftige Familien versorgt. Gestrandete Arbeiter aus Gaza haben in der Kooperative einen Halt gefunden. Das Zentrum für Kunst und Kultur Jadayel unterstützt Familien, die von Zerstörungen ihres Eigentums und der Infrastruktur in palästinensischen Flüchtlingslagern durch die israelische Armee betroffen sind.
Repression in Israel
Unterdessen ist die Zahl der in israelische Gefängnisse und Militärbasen verschleppten Palästinenser:innen auf ein Rekordniveau gestiegen. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der Inhaftierten verdoppelt, fast 11.000 Personen sind in Haft. Unter ihnen befinden sich 3.400 Palästinenser:innen in sogenannter Administrativhaft – Betroffene werden ohne Anklage unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten, dies kann beliebig verlängert werden. Gegen das willkürliche Einsperren von Menschen und ihre Misshandlung in israelischem Gewahrsam setzen sich in Israel medico-Partnerorganisationen wie HaMoked, das Public Committee against Torture in Israel und die Physicians for Human Rights – Israel ein. Es kommt zudem immer wieder zu staatlichen Repressionen innerhalb Israels gegen Personen, die den Krieg kritisieren oder die Mitgefühl mit der Bevölkerung in Gaza äußern. Hierzu arbeitet beispielsweise Adalah aus Haifa mit medicos Unterstützung und gibt rechtlichen Beistand.
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