Mit der Invasion in der Ukraine hat das russische Regime unter Putin eine neue Runde in der imperialen Auseinandersetzung um eine neue Weltordnung eingeläutet. Dass das russische Vorgehen sich dabei an keine Regeln hält, wissen wir spätestens seit der Unterstützung des Krieges des Assad-Regimes in Syrien.
Horizont dieser Auseinandersetzung kann nicht der Beitritt zu einem der Imperien sein, die sich jetzt anbieten. Stattdessen sind die Solidarität und Hilfsbereitschaft mit den Ukrainer:innen und den aus der Ukraine Flüchtenden ein Anfang. Sie begründen wie schon 2015 eine Willkommenskultur gegen die Angst vor dem Anderen und für eine Gesellschaft mit vielen Herkünften. Wenn die Weltunordnung von größter Unberechenbarkeit gekennzeichnet ist, dann lässt sich nur da weitermachen, wo Menschen am universellen und für alle gleichen Recht arbeiten, das Gemeinwohl neu erfinden und sich nicht uniformieren lassen.
Doch viele Fragen sind unbeantwortet: Wie setzen wir die Dekolonisierung Europas fort und begreifen die ost- und ostmitteleuropäische Erfahrung als Teil dieses Prozesses? Wie gelingt es, den Multilateralismus neu zu fassen und die globalen Institutionen jenseits des Nationalstaates zu wirkmächtigen weltdemokratischen Aushandlungsorten zu machen? Wie verankert sich das Recht auf Rechte, das jedem und jeder zusteht – auch den Flüchtlingen –, in Gesetzen, die noch der Nationalstaat macht, die aber bereits über ihn hinausweisen?
Hilfe vor Ort
Seit Februar 2022 unterstützt medico Akteur:innen, die sich in der Ukraine, an den Grenzen und im Exil der Logik des Krieges widersetzen. Unsere Partnerorganisationen leisten Hilfe für Geflüchtete egal welcher Herkunft, versorgen Überlebende medizinisch und mit Lebensmitteln und streiten trotz der Übermacht des Militärischen für eine andere Ukraine. Auch in den indirekt vom Krieg betroffenen Ländern werden wir die Unterstützung fortsetzen.