Positionen und Projekte wider den autoritären Zeitgeist
Rechtsextreme Parteien, Bewegungen und Medien gewinnen in vielen Ländern an Einfluss und verstärken sich international gegenseitig. Sie greifen die Demokratie an, stellen die Rechte von Minderheiten infrage und sabotieren das Wenige, was an Klimaschutz erreicht wurde. Internationale Institutionen und Abkommen, die nicht zuletzt als Konsequenz aus dem Nationalsozialismus aufgebaut wurden, werden verneint; Rassismus, Antifeminismus und Nationalismus untergraben die Universalität der Menschenrechte. Mehr anzeigen
Eine Brandmauer dagegen gibt es nicht, auch die sogenannte Mitte orientiert sich nach rechts: Die Rechte von Migrant:innen werden immer drastischer verletzt, Sozialausgaben reduziert und Reiche begünstigt; immer offener wird „Kriegsbereitschaft“ gefordert und der gesellschaftlichen Spaltung das Wort geredet, kritische Stimmen in Kultur und Wissenschaft werden an den Rand gedrängt.
Während die Bedrohung des gegenwärtigen Rechtsrucks real ist, wird oft übersehen, dass überall auf der Welt Menschen nach Antworten auf die allgegenwärtigen Krisen um sie herum suchen und sich gegen die Angriffe von rechts wehren. Viele unserer Partnerorganisationen leben und arbeiten unter autoritären Regimen, vielfach werden sie selbst direkt angegriffen, immer sind sie solidarisch mit anderen Betroffenen und kämpfen mit ihnen für Gerechtigkeit und Menschenrechte, solidarisch und über Grenzen hinweg. Wir stehen an ihrer Seite.
Auch in Deutschland erleben wir einen erstarkenden Autoritarismus, dessen Drohgebärden in Richtung der kritischen Zivilgesellschaft auch medico meinen. Zentrale Grundsätze unserer Arbeit –allen voran Solidarität, Zusammenhalt und Gleichberechtigung – sind akut gefährdet. Der Austausch mit unserem globalen Partnernetzwerk und das gemeinsame Ziel, gute Lebensbedingungen für alle Menschen zu schaffen, helfen uns dabei, auch in rauer werdenden Zeiten auf Kurs zu bleiben.
Einige medico-Projekte gegen Autoritarismus
Psychosoziale Unterstützung in kranken Verhältnissen

Das El Nadeem Center for the Rehabilitation of Victims of Violence in Ägypten leistet seit 30 Jahren psychologische und rechtliche Unterstützung für Opfer von Folter und politischer Gewalt – so war es unter Mubarak und unter Mursi, so ist es seit 2013 unter al-Sisi. Längst ist Nadeem selbst ins Visier der Behörden geraten. Zwischenzeitlich waren Räume der Organisation geschlossen, heute werden sie intensiv vom Geheimdienst überwacht. Einige Mitglieder dürfen das Land nicht verlassen, gegen die Organisation wird aufgrund des „NGO-Gesetzes“ ermittelt. Doch die Politik der Einschüchterung schlägt fehl: Die Kolleg:innen von Nadeem machen weiter – obwohl sie davon ausgehen, dass das autokratische System fürs Erste fortbestehen wird. „Wir planen unsere Arbeit fortzusetzen, bis wir aus Gründen, die sich unserem Willen entziehen, dazu nicht mehr in der Lage sein werden.“
Kämpfe um Demokratie

Der Einsatz der Rosa Women‘s Association für die Rechte von Frauen in der Türkei ist ein beständiger Kampf für Demokratie – und gegen Repression. Rosa wurde als Nachfolgeorganisation von zwei selbstorganisierten Frauenverbänden gegründet, die das AKP-Regime zuvor verboten hatte. Rosa ist in der kurdischen Metropole Amed (Diyarbakır) aktuell die einzige verbliebene legale Organisation, die von Gewalt betroffene Frauen unterstützt. Gegen die anhaltende Hetze des türkischen Staates schützt sich Rosa durch Vernetzung: Nach kürzlichen Angriffen standen landesweit Frauenorganisationen solidarisch an ihrer Seite und bekundeten gemeinsam: „Lasst uns diejenigen, die unser Handeln kriminalisieren und unsere Rechte delegitimieren wollen, daran erinnern, dass wir, die Frauen der Welt, gegen die Gewalt des Patriarchats zusammenstehen!
Recherchen zum globalen Autoritarismus
Die Amtseinführung von Donald Trump war ein Schaulaufen internationaler Autokraten und Faschisten. Selbst wenn die extreme Rechte nicht in direkte Regierungsverantwortung kommt, wird das politische Umfeld für eine menschenrechtsorientierte Arbeit rauer. Global vernetzt torpediert die extreme Rechte die Verteidigung der Menschenrechte und bereitet die Kriminalisierung des Kampfes für humanitäre Ziele vor. Die Beobachtung der Allianzen und Entwicklungen der globalen extremen Rechten hilft, sich besser gegen Angriffe wappnen zu können und Gegenstrategien zu entwickeln. Eben das leistet die medico-Partnerorganisation Research against Global Authoritarianism, um den Kampf für Demokratie, Solidarität und Menschenrechte zu stärken.
Queerfeministische Mobilisierung

Aus Kämpfen gegen Feminizide hat sich in Lateinamerika eine feministische Streikbewegung entwickelt, die die alltägliche Gewalt gegen Frauen und Queers mit ökonomischer Gewalt wie Verschuldung, steigenden Mieten, indigenen Rechten und Zugang zu Gesundheit verbindet.
In Chile ist die Coordinadora Feminista 8 de Marzo wichtiger Teil der feministischen Streikbewegung, organisiert nachbarschaftliche Bündnisse und vernetzt sich mit feministischen Bewegungen weltweit. Nachdem der Entwurf für eine neue, progressive Verfassung 2022 keine Mehrheit erhielt, mobilisiert das Netzwerk nun gegen die erstarkte extreme Rechte im Land.
Analysen, Reportagen und Interviews
Am Kipppunkt
Veranstaltungsreihe zum Nachschauen
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