Haiti kann nicht von außen aufgebaut werden. Es muss sich selbst aufbauen. Das ist der inhaltliche Ausgangspunkt des nebenstehenden Textes.
Wie aber können die Menschen in Haiti diesen Prozess selbst in die Hand nehmen und bestimmen, wenn sie sich im alltäglichen Ringen ums Überleben erschöpfen? In einer auf Emanzipation ausgerichteten Projektund Partnerförderung, wie sie medico sich zum Prinzip gemacht hat, entsteht daraus ein Dilemma: Partner zu finden, die trotz der Umstände handlungsfähig sind und über eine stabile Struktur verfügen, oder Partner so behutsam zu fördern, dass sie zum eigenständigen und selbstbestimmten Handeln befähigt werden. Denn Nachhaltigkeit kann nur entstehen, wenn sich haitianische Strukturen entwickeln, die auch dann noch lebensfähig sind, wenn die „Geber“ weiter gezogen sind. Dass ausländische NGOs hierbei durchaus eine ambivalente Rolle spielen können, ist aus vielen Krisensituationen bekannt.
medico ist sich dieser schwierigen eigenen Rolle bewusst. Wir verfolgen deshalb drei Schwerpunkte, mit denen wir bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen bei der Bewältigung von Katastrophen gemacht haben: Wir fördern Gemeindeentwicklung über lokale Initiativen, die Bedarf und Notwendigkeit von Maßnahmen des Wiederaufbaus feststellen, abstimmen und organisieren; wir helfen bei der Entwicklung von Basisgesundheitsfürsorge, das heißt der Förderung lokaler gesundheitlicher Ausbildung und Infrastruktur; und wir betreiben einen aktiven Süd-Süd-Austausch, wir vermitteln die Erfahrungen von Menschen und Initiativen aus anderen Ländern, die sich in einer ähnlichen sozialen und wirtschaftlichen Lage befinden. Hier drei Beispiele für die genannten Schwerpunkte:
Kommunale Entwicklung:
Unter der Ägide des Bürgerkomitees im Armenviertel Cité 9 finanziert medico den Wiederaufbau einer Brücke, die das 85.000 Einwohner-Viertel mit Port-au-Prince verbindet. Sie ist der einzige Zugang zur kommunalen Infrastruktur. Das Komitee kümmert sich um die Bauarbeiter, die ingenieur-technische Expertise, die Einbindung in die Stadtplanung. Gesamtkosten: 88.000 Euro
Basisgesundheitsfürsorge:
medico unterstützt die Arbeit der haitianischen Gesundheitsorganisation SOE in der Provinz Artibonite, in der jetzt gerade die Cholera ausgebrochen ist. Neben akuten Maßnahmen zur Bekämpfung der Cholera, werden die lokalen Gesundheitsstationen neu ausgerüstet, das lokale Personal weitergebildet, mobile Praxen mit Ärzten und Pflegepersonal eingerichtet. Der Projektumfang beträgt 462.00 Euro. Die Laufzeit des Projektes ist geplant von Mai 2010 bis April 2013. Darüber hinaus wurden Mittel für die Cholera-Bekämpfung in Höhe von 15.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Süd-Süd-Austausch:
Er begann mit der Nothilfe, die maßgeblich Gesundheitskollegen aus der Dominikanischen Republik geleistet haben. Er setzt sich fort mit der Arbeit von Gesundheitspromotoren aus dem ausgegrenzten Norden Guatemalas, deren Spezialität die Zahngesundheit ist. Mittlerweile ist eine zweite Brigade vor Ort gewesen und sind die ersten Haitianer ausgewählt worden, die an einem Ausbildungskurs für Gesundheit und Zahngesundheit teilnehmen werden. Die guatemaltekischen Brigaden wurden bislang mit 65.000 Euro unterstützt.
Das Spendenstichwort lautet: Haiti.