medico-Projekte

01.04.2000   Lesezeit: 6 min

Mexiko

»Die Bewegung ist nicht aufzuhalten«

Sagt einer, den wir in Mexiko als Freund & Partner verstehen: Enrique Cisneros. Ein Theatermann. Als Volksschauspieler in Mexiko allgemein bekannt. Wo immer es eine soziale Bewegung im Lande gibt: da ist Enrique Cisneros mit seinen Ein-Mann-Stücken präsent. Seit dem großen Streik an der Nationaluniversität, der sich gegen das herrschende Bildungssystem richtete, wird Enrique von der Polizei & auch von jener Armee verfolgt, die schließlich gewaltsam in die Uni eindrang. Die Worte des Gesuchten dringen dennoch zu uns und wir hören: »Ich habe mich mein ganzes Leben lang frei gefühlt. Die Ideen sind für den freien Flug geboren.«

Das Theater von Enrique Cisneros, das »Centro Libre de Experimentación Teatral y Artística (CLETA) wird von medico unterstützt. Damit die soziale Bewegung ihr Ziel erreicht. Bitte helfen Sie mit Spenden. Stichwort: »Mexiko«.

Zehn aktuelle Sätze zu Chile

Der Stein ist ins Rollen gebracht:

Codepu contra Pinochet

Während dieses Rundschreiben gedruckt, verteilt und von Ihnen gelesen wird, stehen die Anwälte Pinochets vor dem Appellationsgericht von Santiago und haben hoffentlich verloren. Einundachtzig juristische Verfahren gegen Pinochet sind mittlerweile in Chile anhängig. Die Anwälte unseres Projektpartners in Chile Codepu stehen dabei in vorderster Front. Codepu-Anwalt Hugo Gutierrez ist einer von fünf Juristen, die die Aufhebung der Immunität des Ex-Diktators beantragt haben. Codepu lieferte außerdem die entscheidende Unterlagen für den spanischen Untersuchungsrichter Garzón, der damit Herrn Pinochet wenigstens ein paar unbequeme Monate in Großbritannien verschafft hat. Die Auseinandersetzung um die juristische Verfolgung der Verbrechen unter der Pinochet-Diktatur geht in diesen Monaten in eine neue entscheide Runde. Chiles Präsident Lagos will die Verfassung verändern und die Rechte der Militärs beschneiden. Der weitaus mutigere chilenische Richter Guzmán ist unterdessen dabei neue Fälle von Verschwundenen zu registrieren, deren Angehörige bislang aus Angst geschwiegen haben.

Der chilenische Stein ist wieder ins Rollen gebracht worden. Codepu, unser Partner, braucht deshalb Ihre Unterstützung. Unter dem Stichwort »Chile«.

Libanon/Palästina

Flüchtlingsplanet Palästina

Acht Millionen Palästinenser leben verstreut auf der Erde. Manche im Gazastreifen: 800.000. Andere in der Diaspora – allein 250.000 in den USA und Kanada, 370.000 im Libanon, 380.000 in Syrien, 300.000 in Saudi-Arabien, 1,5 Millionen in Jordanien. 300.000 wurden aus Kuwait nach dem 2. Golfkrieg expatriiert. Der Rest harrt woanders aus, den Blick gerichtet auf das unerreichbare Palästina. Während für Arafats Autonomiegebiet – in Wahrheit ein nach israelischen Sicherheitsvorgaben kartographierter Flickenteppich, der nicht wenige internationale Beobachter an die Homelands des alten Südafrika erinnert – Hilfsprogramme zumindest aufgelegt werden, reduzieren die internationalen Hilfswerke ihre Leistungen für die Flüchtlinge in den Camps der Nachbarstaaten drastisch. Der Friedensprozeß will die Flüchtlinge nicht anerkennen.

Projektarbeit in der palästinensischen Community des Libanon

Die Arbeit von medico im Libanon begann 1982 mit Nothilfe im Bürgerkrieg nach dem großen israelischen Angriff »Operation Frieden für Galiläa«. Heute kooperieren wir mit PARD, (Popular Aid for Relief and Development). Deren Schwerpunkte: Gesundheitsdienste für alle und Hygieneprojekte, die eine präventive und medizinische Basisversorgung sicherstellen. PARD arbeitet außerhalb Beiruts. Und in den Landarbeitersiedlungen der Tagelöhner des Südens, wo die Habenichtse unter den Flüchtlingen leben. »Medizin« heißt hier: Organisation der Müllabfuhr für Lager und Dörfer, bessere Wasserqualität und Hygiene, Aufklärung über die häufigen »Flüchtlingskrankheiten« unter den Bedingungen des permanenten Lagers: Durchfall, Atemwegserkrankungen und Verbrennungen. Ein Minibus als mobile Klinik, zwei Mutter-Kind-Zentren in Beirut und Saida sowie ein Schuldienst für Kinder armer Menschen, definieren »Gesundheit« als etwas, daß mehr umfaßt als die Abwesenheit offensichtlicher Krankheiten.

ARCPA (Arab Resource Center for Popular Arts)

Das 1990 gegründete Zentrum begreift die eigene Arbeit als »kulturellen Widerstand«. Ein breit angelegtes Forschungsprojekt befaßt sich mit den verschiedenen Ausdrücken der palästinensischen Kultur unter den Bedingungen des Lagers. Tänze, Lieder, Musik und alte Techniken des Kunsthandwerkes werden erfaßt, ihre momentane Verbreitung untersucht. So soll ein kollektives Gedächtnis der eigenen Kultur gesichert und wieder hergestellt werden. Die Erkenntnisse fließen durch Lehrer und Sozialarbeiter in die Jugendarbeit ein und dienen nicht zuletzt der Möglichkeit zukünftige materielle Einkommen zu schaffen. Als »young journalists« porträtieren die Jugendlichen mit Zeichnungen, eigenen Texten, Video- und Fotoreportagen ihren Lebensalltag im Lager. Eng damit verbunden sind die »young filmakers«. In Zusammenarbeit mit der bekannten Filmemacherin May Masri (»Children of Shatila«) werden Kurzfilme produziert. ARCPA ist aber auch ein gutes Beispiel für die Internationalität der Palästinenser im Libanon und versucht in Sommercamps die Ressentiments zwischen palästinensischen und libanesischen Jugendlichen abzubauen und setzt damit auf ein säkulares Gegengewicht zu den konservativ-islamistischen Strömungen in den Flüchtlingscamps.

medico förderte PARD und ARCPA 1999 mit 100 000 DM. Dies wollen wir auch zukünftig fortsetzen. Unterstützen Sie mit uns diejenigen der Palästinenser, deren Anliegen und Bedürfnisse in den Verträgen von Oslo schlichtweg storniert wurden. Spenden Sie unter dem Stichwort: »Libanon«

West Sahara

Kupferrot & Messinggold

3000 km weiter südlich von uns: Sandmeere. Ein Warten in Zelten. Lageralltag und Wüstenexil. Wo die Mehrheit der Bevölkerung der Westsahara Zuflucht gefunden hat. Im Streit mit Marokko. Es geht hier um die »Sahrauis«. Das ist der politische Oberbegriff für die verschiedenen westsaharischen Nomadengruppen, die das Territorium der ehemaligen spanischen Kolonie für sich beanspruchen.

Die »Frente Polisario« bekämpfte die spanischen Militärs, die 1976 das Land und seine Sandrosen verließen; Marokko und Mauretanien rückten aber sogleich nach. Es folgte die Proklamierung der unabhängigen »Demokratischen Arabischen Republik Westsahara« (DARS). Erbittert bekämpft von Marokko und seinem ehemaligen König Hassan, der das Land 1979 vollständig annektierte. Seit der Zeit warten & kämpfen & ausharren im Messinggold der Sahara.

Lösungsoptionen & Fiktionen

Seit 1991 wird ein Friedensplan der Vereinten Nationen diskutiert, der bis heute nicht umzusetzen war, weil die Konfliktparteien sich nicht einigen konnten: weil Marokko einem Referendum widerstrebt oder dieses zu seinen Gunsten manipulieren möchte. Demnächst hat sich der ehemalige US-Außenminister James Baker jr. aus Texas angesagt, der nun zum zweiten Mal versuchen will, den Konflikt auf seine Art zu lösen. Möglicherweise ist damit der Gedanke des demokratischen Referendums gestorben. Möglicherweise handelt Baker pro Marokko – und gegen die Sahrauis der Wüste. Aufmerksamkeit ist angebracht und Erinnerung an das Schicksal dieser Menschen.

medico international leistet für die Sahrauis kontinuierlich Überlebenshilfe schon seit den 70er Jahren. Durch medizinische und Nahrungsmittelhilfe. Durch hochwertige Zusatznahrung für Kleinkinder. In der Vergangenheit auch durch medizinische Ambulanzen und geburtshilfliche Ausrüstung. Wir bleiben bei unserer Option für die Sahrauis. Wir informieren Sie gerne genauer. Und bitte helfen Sie uns & unterstützen Sie unsere Treue gegenüber diesen Menschen. Stichwort: »Westsahara«.


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