Projekte – Projektionen

22.03.2012   Lesezeit: 3 min

Kleine Fluchten aus der Tristesse

Haiti: mobile Bibliotheken für Kinder und Jugendliche

Lesen gilt als eine der drei wichtigsten Kulturfertigkeiten und ist Teil der menschlichen Kommunikation. Wer liest, erringt die Möglichkeit der Reflexion, also das Überdenken des Gelesenen, und die erzählende Literatur erlaubt es Leserinnen und Lesern, sich nicht nur in andere Zeiten und an andere Orte zu versetzen, sondern auch Erfahrungen aus zweiter Hand zu sammeln. Menschen, die eine Katastrophe erlebt haben, brauchen mehr als Nahrungsmittel und ein Dach über dem Kopf. Ein Buch kann gerade in einer solchen Situation zum Fluchtmoment aus einem tristen Alltag werden. Der Verein „Action pour le Changement“ (APC) unter der Leitung der haitianischen Schriftstellerin Yanick Lahens kümmert sich daher seit dem Erdbeben in Haiti vom 12. Januar 2010 mit mobilen Bibliotheken um Kinder und Jugendliche in Flüchtlingslagern. Die sogenannten „bibliothèques légères“, die nur einen geringen Platzbedarf haben und mit wenig Personal- und Materialkosten unterhalten werden können, bilden mittlerweile einen festen Bestandteil im Alltag der Kinder und werden auch gern von umliegenden Schulen eingeladen. Bereits jetzt wird dieses Angebot von mehr als 1.400 Kindern und Jugendlichen in drei Camps genutzt.

Spendenstichwort: Haiti / Projektinfos: Haiti

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Ermittlungen im Kriegsgebiet

Mali: Menschenrechtler helfen Migranten im Sahel

Diktaturen fallen, die europäische Migrationspolitik bleibt beständig. In Libyen machen die neuen Herrscher dort weiter, wo Gaddafi aufhörte: Am 4. Dezember 2011 zwang der neue libysche Übergangsrat 500 Flüchtlinge in einem Boot zur Umkehr vor Tripolis und kündigte eine enge Zusammenarbeit mit der europäischen FRONTEX-Behörde an. Die neue Kooperation wird „im engsten Einvernehmen mit unseren Freunden in Rom und Paris“ geschehen, wie es Tripolis formulierte. Einen anderen Nachhall findet das alte Regime im subsaharischen Afrika. Das Nachbarland Mali rutscht durch die in Libyen freigesetzten Waffen immer tiefer in die Gefahr des Bürgerkrieges. Die traditionell aufständischen Tuareg im malischen Nordosten haben sich neu bewaffnet, viele von ihnen kämpften in der alten Armee Gaddafis. Die Sahelzone militarisiert sich, lokale Bevölkerungen werden vertrieben und Transmigranten blockiert. In der Stadt Kidal sitzen die Flüchtenden fest, und einen kleinen Ort wie Tinzouatine an der algerisch-malischen Grenze mit lediglich ca. 2.300 Menschen, erreichen zur Zeit pro Monat 600-700 afrikanische Transitmigranten, die nicht weiter kommen oder zurück in die Hauptstadt Bamako müssen. Zu den dortigen medico-Partnern, den migrantischen Selbsthilfegruppen der AME und der von zentralafrikanischen Migranten gegründeten ARACEM, kommen immer mehr Hilfesuchende, die versorgt werden müssen. Soeben hat die AME eine Ermittlungsmission in die Grenzregionen zu Mauretanien abgeschlossen, eine weitere nach Kidal ist geplant, um die Auswirkungen der militärischen Auseinandersetzungen auf die Zivilbevölkerung und insbesondere auch auf die Migranten zu erkunden.

Spendenstichwort: Migration / Projektinfos: Mali

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Wenn der Westen nicht mehr kommt

Somalia: solidarische Nothilfe in Eigenregie

Die Vereinten Nationen haben die Hungersnot am Horn von Afrika offiziell für beendet erklärt. Nach lang erwarteten Regenfällen sowie einer relativ guten Ernte hat sich die Situation in der von Dürre geplagten Region entspannt. Dennoch sind weiterhin mehr als 10,9 Millionen Menschen wegen der hohen Getreidepreise auf Ernährungshilfe angewiesen. Zudem bleibt die politische Dauerkrise in Somalia weiterhin ungelöst. Auch die kenianische Militäroffensive gegen die radikal-religiösen islamischen Al-Shabaab-Milizen im Süden des Landes hat die humanitäre Lage verschlechtert. Gerade in diesen Gebieten aus denen sich internationale Helfer weitgehend zurückzogen, leistet die somalische medico-Partnerorganisation Nomadic Assistance for Peace and Development (NAPAD) Nahrungsmittelhilfe. NAPAD wurde 2006 von somalischen NGO-und UN-Mitarbeitern gegründet und will nachhaltig etwas für die Gemeinschaften tun, aus denen sie selbst stammen. Die unmittelbare Nothilfe steht für NAPAD im Kontext des sich öffnenden und zu erweiternden Raumes für Demokratie und Menschenrechte.

Spendenstichwort: Ostafrika / Projektinfos: Ostafrika


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