Südafrika

Remembering Hope

24.08.2022   Lesezeit: 3 min

Zur Ermordung des Aktivisten Lindokuhle Mnguni in Südafrika.

Von Julia Manek

Fotos von Revolutionär:innen hängen im Büro von Abahlali baseMjondolo in Durban. Die meisten von ihnen wurden ermordet. Rosa Luxemburg hängt dort, Che Guevara, Steve Biko. Jetzt wird hier ein weiteres Bild aufgehängt werden müssen, das des Basisaktivisten Lindokuhle Mnguni von Abahlali, der am 20. August 2022 ermordet wurde.

Abahlali baseMjondolo ist eine Landbesetzer:innen-Bewegung und organisiert die Armen, Ausgebeuteten und Ausgegrenzten im Postapartheid Südafrika des ANC und des State Capture.

Immer wieder werden sie massiv angegriffen, zentrale Verantwortungsträger:innen der Bewegung erschossen. Auch durch die Polizei. Die Morde bleiben straflos. Nun wurde wieder ein Aktivist getötet: Lindokuhle Mnguni. Seine Freundin, die bei dem Attentat schwer verletzt wurde, kämpft noch um ihr Überleben. Es war der dritte Mord in diesem Jahr und der 24. Mord seit der Gründung von Abahlali.

Im ANC-regierten Südafrika kämpft die Bewegung der Hüttenbewohner:innen gegen Korruption und für die in der Verfassung verbrieften Rechte auf Wohnung, auf Gleichheit und Würde. Sie wissen um ihre Rechte und fordern sie mit Worten und Taten ein: Mitglieder von Abahlali besetzen Brachflächen in und um die Metropolenregion Durban. Obwohl es oftmals illegal ist, werden die Besetzungen auf Anordnung des Staates durch Polizei und Spezialeinheiten teils sehr brutal geräumt.

Als ich im März diesen Jahres gemeinsam mit meiner Kollegin Usche Merk Abahlali besuchte, bewegten mich die Worte von S‘bu Zikode, dem Präsidenten der Organisation, sehr. Er sagte: "Die einzige Macht, die die Armen haben, besteht darin, sich in großer Zahl zu organisieren. Wir haben die Unorganisierten über den Staat hinaus organisiert. Wir haben keine Hoffnung und kein Vertrauen in das Justizsystem in diesem Land, insbesondere in die Polizei. Aber wir haben die Fähigkeit, uns selbst gegen Armut und Unterdrückung zu wehren. Es gibt Menschen, die Hoffnung in uns haben. Wir können einfach nicht aufhören."

Heute sagt eben dieser "Lindokuhle Mnguni war jemand, der den Leuten genau diese Hoffnung gegeben hat. Er war ein junger Mann mit einem Verstand scharf wie ein Rasiermesser. Der kaltblütige Mord war gezielte Repression. Es werden explizit Aktivist:innen angegriffen, die Verantwortung tragen und einen Horizont aufspannen, der ein Leben jenseits der Ausgrenzung erspähen lässt."

Lindokuhle Mnguni hat eine Schule in den Shacks gegründet, einen politischen und sozialen Raum, den er die Franz-Fanon-Schule taufte. Auf dessen Spuren und jenen anderer Befreiungskämpfer:innen wie des ermordeten Steve Biko analysierten er und seine Genoss:innen von Abahlali über Racial Capitalism, diskutierten Strategien des Widerstands und Entwürfe eines Lebens jenseits von Armut und Ausbeutung.

Noch im Juni diesen Jahres sprach Lindokuhle Mnguni mit ihnen über die massive Repression gegen die Shack Dweller Bewegung. Er wird mit den Worten zitiert, "...sie wissen, dass es nicht funktioniert, uns hinter Gittern zu halten. Ihnen bleibt nur die Möglichkeit, uns zu töten. Aber wir werden nicht aufhören, […] denn wir können nicht weiter unter diesen unmenschlichen Bedingungen leben. […] Wir müssen es für die Genossin Ayanda Ngila tun. Wir müssen es für den Genossen Bheki Mdluli tun. Wir müssen es für die Genossin Nokuthula Mabaso tun. Wir müssen es für den Genossen Steve Biko tun."

Wie die Morde an ihnen, so ist auch der Tod von Lindokuhle Mnguni ein schrecklicher Verlust. Abahlali zählt aktuell über 100.000 organisierte Mitglieder. Sie werden Lindokuhle Mnguni für seine sanfte Art, seine politische Weitsicht und seinen Mut in Erinnerung behalten. Und weitermachen.

Julia Manek

Julia Manek ist Psychologin und Humangeographin. In der Öffentlichkeitsarbeit von medico international ist sie als Referentin für psychosoziale Arbeit tätig.

Twitter: @ju_manek


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