Globaler Gesundheitsvertrag

In der Diskussion: medico-Vorschlag zur verpflichtenden Finanzierung

30.03.2010   Lesezeit: 2 min

Insgesamt 90 Prozent der weltweiten Gesundheitsausgaben entfallen auf die 30 Mitgliedsländer der OECD, in denen gerade mal 20 Prozent der Weltbevölkerung leben. Im subsaharischen Afrika, wo 12 Prozent der Weltbevölkerung leben, liegt der Anteil an den globalen Gesundheitsausgaben unter einem Prozent. Um allen Menschen auf der Welt den Zugang zu einer Basisgesundheitsfürsorge zu ermöglichen, bräuchte man 50 Milliarden Dollar, exakt die gleiche Summe, die deutsche Banken aktuell aus der Insolvenzmasse der US-amerikanischen Pleitebank Lehman Brothers fordern. Seit über einem Jahr denkt medico über verbindliche Formen einer globalen Gesundheitsfinanzierung nach. Der Arbeitstitel dafür lautet „Weltgesundheitsfonds“. Er müsste vertraglich bindend einen Finanzierungsausgleich zwischen armen und reichen Ländern sichern. Um diese Idee zu vertiefen und politische Handlungsmöglichkeiten auszuloten, traf sich medico im Herbst letzten Jahres mit Vertretern unterschiedlichster nichtstaatlicher und staatlicher Organisationen in Brüssel. Dabei waren u.a. der UNO-nahe „Global Fund to Fight Aids, Tuberculosis and Malaria“ und das Gesundheitsdirektorat Norwegens, aber auch Basisaktivisten, wie z.B. unsere langjährigen Partner vom People´s Health Movement. Die Reaktionen dieser so unterschiedlichen Akteure waren ermutigend, denn die Idee fand bei allen ein positives Echo. Es stellte sich zudem heraus, dass wir mit unserer Forderung keinesfalls allein dastehen. Längst existieren weltweit Bestrebungen, sich mit einer globalen Finanzierung von Gesundheit zu beschäftigen. Im Laufe des Frühjahrs wird medico u.a. in Oslo mit internationalen - teilweise auch staatlichen und akademischen - Initiativen die Diskussion weiterführen und über die Möglichkeiten zukünftiger Zusammenarbeit sowie einer gemeinsamen Kampagne für einen solchen Gesundheitsfonds beratschlagen. Ökonomienobelpreisträger Armatya Sen äußerte sich kürzlich so: "Alle sollten sich darauf verständigen können, dass Ungerechtigkeiten wie eine mangelhafte medizinische Versorgung und fehlende Medikamente abgeschafft werden könnten. Dazu muss man sich nicht erst darauf einigen, welches die Beste der möglichen Gesellschaftsformen sein könnte… Aus grundsätzlichen Erwägungen heraus wurde einst das Ende der Sklaverei gefordert. Genauso müssen wir uns heute fragen, was an unserem System ungerecht ist."


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