Bereits seit Anfang der 1990er Jahre nimmt die Erkenntnis zu, dass die menschliche Entwicklung nicht allein durch die Brille sozio-ökonomischer Parameter betrachtet werden darf. Somit steigt die Bedeutung des Binoms Umwelt und Gesundheit. Die diesbezügliche Situation in Nicaragua ist alarmierend, die Bevölkerung zahlt angesichts fortschreitender Zerstörung der Wälder, kontaminierter Gewässer, Dürren und Wasserknappheit, unkontrollierter Mülldeponien, ungesunder und unhygienischer Wohnverhältnisse und anderem mehr einen hohen Preis, nicht zuletzt zu Lasten ihrer Gesundheit und Lebensqualität. Das Gros der überwiegend jungen Bevölkerung findet keinen Arbeitsplatz im formellen Sektor und der prekäre, informelle Sektor ist neben der Migration für die Mehrheit die einzige Option, zum Familieneinkommen beizutragen.
Über die Ermächtigung („empowerment“) von Kindern und Jugendlichen als Akteure und Multiplikatoren für eine gesündere Umwelt leistet das „Centro de Información y Servicios de Asesoría en Salud“ (CISAS) einen Beitrag zur Verbesserung der gemeinwesenorientierten Gesundheit, „salud comunitaria“, und der Ökosysteme in Nicaragua. Die jungen Menschen sollen die Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Gesundheit anhand der konkreten Probleme in ihrem Lebensumfeld praktisch und systematisiert erfahren, um anschließend zum Treibriemen für die erforderlichen Verhaltensänderungen in der Gesellschaft zu werden. Dies beinhaltet gleichermaßen die Multiplikation ihrer Kenntnisse, die Einflußnahme auf Entscheidungsträger und die Realisierung von Mikroprojekten auf lokaler Ebene.
Bewährte Methoden und innovative Ansätze
Die Projektaktivitäten bauen dabei auf die bekannten methodischen Ansätze „Niño a Niña“ (Kind zu Kind) und „Educación Popular“ (Paulo Freire) sowie auf den neuen Ansatz der „Alegremia“ auf. „Alegremia“ ist eine in Argentinien geprägte Wortschöpfung und bedeutet „Freude, die durch das Blut strömt“. Die Endung „emia“ wird in der Medizin benutzt, um Blutwerte zu bezeichnen. Ein „guter“ Alegremia-Wert kann nur erreicht werden, wenn das menschliche Befinden ganzheitlich gesehen wird, einschließlich diverser „A-Faktoren“, wie Agua (Wasser), Aire (Luft) und Alimentación (Ernährung) sowie Abrigo (würdiges Wohnen, Kleidung), Amor (Liebe), Arte (Kunst) und Aprendizaje (Lernen), die in ihrem Zusammenspiel eine positive menschliche Entwicklung gewährleisten.
CISAS wurde bereits 1983 gegründet. Neben seinem Schwerpunkt im Bereich „Primary Health Care“ und der Aus- und Fortbildung von GesundheitsarbeiternInnen und Multiplikatoren hat CISAS im Laufe seiner 28jährigen Geschichte die lokale, nationale und internationale Vernetzung gefördert. CISAS ist maßgeblich im Rahmen des Peoples Health Movement (PHM) und des mittelamerikanischen „Comité Regional“ engagiert sowie im Rahmen von Kampagnen und Netzwerken zu Biodiversität, Klimawandel, Recht auf Wasser, Rechte der Kinder und Jugendlichen, sexuelle und reproduktive Rechte, Frauenrechte und Rechte der Personen mit HIV/Aids.
Projektstichwort
medico unterstützt CISAS dabei, Kinder und Jugendliche zum Schutz ihrer Gesundheit und der Ökosysteme aus- und fortzubilden und zu befähigen, Gleichaltrige zu mobilisieren. Ihre Familien, Gemeinden und andere Akteure werden sensibilisiert und setzen sich aktiv für ihre Rechte und den Schutz der Ökosysteme ein. Die Gesundheits- und Umweltbedingungen der Angesprochenen werden durch konkrete Mikroprojekte und Präventionskampagnen verbessert. Direkt Begünstigte sind die ca. 21.000 Kinder und Jugendliche (davon 53% weiblich) der Projektstandorte in der Provinz Chinandega sowie 150 Mitglieder von Jugendlichen-Netzwerken.
Spendenstichwort: Nicaragua