Allgemeines
Mexiko: Wider die Gewalt
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In weiten Teilen Mexikos hat die Gewalt eine scheinbar unaufhaltsame Eigendynamik entwickelt. Hierfür stehen 120.000 Fälle gewaltsamen Verschwindenlassens, femizidale Gewalt, brutale Massaker an Migrant:innen und die Vertreibung indigener Gemeinschaften. Sie trifft insbesondere jene, die der Durchsetzung mächtiger Interessen im Wege stehen oder sich durch kollektive Lebensformen der Gewalt widersetzen – seien es kritische Journalist:innen oder Menschenrechts- und Umweltaktivist:innen, seien es indigene Gemeinden, die sich gegen die Zerstörung ihrer Lebensräume durch die Plünderung von Rohstoffen verteidigen, oder queerfeministische Bewegungen, die gegen Feminizide und für körperliche Selbstbestimmung kämpfen.
Es wäre verkürzt, eine Ohnmacht des Staates gegenüber der ausufernden Gewalt zu beklagen. Zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren verschwimmen die Grenzen. Je nach Region kämpfen lokale Banden, Milizen, Unternehmen und politische Eliten mit- oder gegeneinander um die Vorherrschaft der eigenen Profitinteressen.
Die Gewalt atomisiert die Gesellschaft. Sie sät Misstrauen, erzeugt Angst und destabilisiert soziale Bande. Die permanente Offenlegung von Gewalt erlaubt es jedoch auch, den Blick über den mexikanischen Kontext hinaus zu weiten: Welchen Zweck erfüllt die Gewalt, wie können ihre patriarchale Logik, ihre ökonomische Funktion und kolonial-rassistische Kontinuitäten entschlüsselt werden? In der Arbeit mit den medico-Partnerorganisationen in Mexiko wollen wir verstehen, warum sich diese Gewalt ausbreitet und welche Strategien soziale Bewegungen entwickeln, um sich der Gewalt zu wiedersetzen.
Um der alltäglichen Grausamkeit etwas entgegenzusetzen, braucht es solidarische Initiativen von unten: Es geht um Beistand und Selbstorganisierung, die Anerkennung erlittenen Unrechts und die Verteidigung des Rechts auf Schutz und körperliche wie psychische Unversehrtheit. Eben das leisten die medico-Partnerorganisationen in Mexiko.