medico kritisiert Europas Grenzregime und fordert Rechte für Migranten

Appell aus der Wüste

01.01.2012   Lesezeit: 1 min

Sie sahen zu, wie die Flüchtlinge im Meer ertranken“, berichtet ein junger Mann von dem Schrecken seiner missglückten Passage nach Italien. Das Flüchtlingsboot, auf dem er sich befunden hatte, war in Seenot geraten; eine Küstenwache hatte dem Sterben der Flüchtlinge tatenlos zugesehen. Der junge Mann rettete sich ins Lager Choucha, eine unwirtliche Zeltstadt des UNHCR in der Wüste, nahe der tunesisch-libyschen Grenze. Im Frühjahr 2011 campierten hier zwangsweise 4.000 Flüchtlinge, vorwiegend aus dem subsaharischen Afrika. Alle waren vor dem Krieg um Tripolis geflohen. Manche hatten zuvor in libyschen Gefängnissen gesessen, waren misshandelt, gefoltert oder ausgeraubt worden; andere waren bereits übers Meer in Richtung Europa unterwegs, bevor sie abgefangen wurden oder kenterten.

Über 1.500 Flüchtlinge kamen im Jahr 2011 im Mittelmeer ums Leben – kein Jahr war tödlicher seit Beginn der offiziellen Statistiken. medico forderte zusammen mit Pro Asyl und antirassistischen Netzwerken die sofortige Aufnahme der Flüchtlinge aus Choucha in Europa. Über 2.000 Menschen unterschrieben den Solidaritätsaufruf. Denn die nordafrikanischen Diktaturen mögen fallen, das europäische Grenzregime blieb davon bislang unberührt.


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