Minenkampagne: »Scandal in the Wind«

01.11.2003   Lesezeit: 2 min

Wie ein internationaler Rechtsstreit um die Vermarktung von Lady Di-Fotos zu Lasten angolanischen Minen-Opfer geht

Wer erinnert sich nicht an das öffentliche Mitgefühl, das der Tod von Prinzessin Diana im Sommer 1997 in aller Welt ausgelöst hat. Über Wochen hinweg gab es für die Boulevardpresse kaum ein anderes Thema, und mit einem Querverweis auf Diana durfte selbst der Autor dieser Zeilen in der »Bild der Frau« gegen Minen wettern. Auf allen Kanälen spielte immer wieder das eine Lied: »Candle in the Wind«, Elton Johns rührselige Hommage an Lady Di. Um die CD schließlich erwerben zu können, standen die Menschen häufig genug Schlange. Nicht wenige wollten noch im Plattenladen dafür spenden, daß Dianas soziales Engagement über ihren Tod hinaus fortgesetzt werden kann.

Bekanntlich folgt auf ein spektakuläres Unglück fast immer seine kulturindustrielle Verwertung. Auch der Tod einer Prinzessin macht da keine Ausnahme. Über Nacht wurde Dianas Eintreten für Minenopfer, mittellose Kinder und Aids-Kranke zu einem Ereignis, das nicht nur öffentlich überzeugte, sondern sich auch einträglich vermarkten ließ. Allein durch den Verkauf der Benefiz-CD wurden weltweit knapp 65 Mio. € eingespielt. Auch medico wurde damals als Charity-Partner für den Vertrieb eines Parfüms namens »Diana« umworben. Wer bei solchen Angeboten nur an Gutes denkt, sieht sich rasch getäuscht. Meist geht es nur ums Geschäft – und damit um knallharte Konkurrenz.

Um der großen Spendenbereitschaft zu entsprechen, richteten Angehörige und Freunde der verstorbenen Prinzessin den Charity-Fonds »Diana – The Work Continues« ein. Kaum gegründet, prozessierte der Fonds, um weltweit ein exklusives Recht auf Verwertung von Bild und Ansehen von Diana durchzusetzen. Die Prozesse gingen verloren, die hohen Anwaltshonorare auch; am Ende argwöhnte die britische Presse gar, Spendenmitteln seien absichtlich missbräuchlich verwendet worden.

Seit Anfang 2003 nun sind die Mittel des Diana-Fonds gänzlich eingefroren. Der US-amerikanische Souvenirhersteller Franklin Mint, der Puppen, Teller und Schmuck mit Diana-Motiven herstellt, hatte den Fonds auf 25 Mio. Dollar Schadensersatz wegen böswilliger Anschuldigungen verklagt. Über 150 soziale Projekte, darunter nicht zuletzt Programme zur Rehabilitation von Minen-Opfern, sind nun seit Monaten ohne Geld, einige sind davon bereits eingegangen Auch die Arbeit unseres angolanischen Partners CAPDC, für den medico 65.000 € beim Diana-Fonds beantragt hatte, ist nun in seiner Substanz gefährdet, obwohl doch gerade heute, mit dem Ende des Krieges, erstmals in Angola die Gelegenheit bestünde, Menschen bei ihrer Rückkehr in ihre Heimatdörfer nachhaltig zu unterstützen und für die soziale und berufliche Widereingliederung der unzähligen Kriegsversehrten zu sorgen.

Thomas Gebauer

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