Flucht nach Nordostsyrien
Nach der Übernahme großer Gebiete im Westen Syriens durch die islamistische HTS-Miliz sind insbesondere die kurdische Bevölkerung und andere ethnische Minderheiten bedroht. Aus der Region Shebha sind bereits über 100.000 Menschen in die Gebiete der kurdischen Selbstverwaltung Nordostsyriens geflohen. In Shehba hatten die Menschen im Jahr 2018 Zuflucht gefunden, als von der Türkei unterstützte islamistische Verbände den kurdischen Kanton Afrin überfielen und besetzten.
Auf dem Gebiet der kurdischen Selbstverwaltung werden die erneut Vertriebenen in mobilen Kliniken des Kurdischen Roten Halbmonds versorgt, auch mit Unterstützung von medico international. „Die Lage ist dramatisch, Tausende waren über Tage ohne Essen und mussten unter freiem Himmel campieren“, so Anita Starosta, die bei medico für die Kommunikation zur Türkei, zu Nordsyrien und dem Irak zuständig ist.
„Nordostsyrien wird immer wieder von der Türkei bombardiert, ein Großteil der zivilen Infrastruktur ist zerstört. Wasser- und Stromversorgung sind instabil. Die internationale Gemeinschaft muss jetzt Hilfsgüter in die Region schicken“, fordert Starosta.
Angriffe in Idlib
In Nordwestsyrien reagiert das syrische Regime auf den HTS-Vormarsch mit Luftangriffen auf zivile Ziele, unterstützt von russischen Kampfjets. In den vergangenen Tagen wurden bereits vier Gesundheitseinrichtungen, vier Schulen, zwei Flüchtlingslager und eine Wasserstation von Bomben getroffen. Auch ein von medico finanziertes Frauenzentrum in Idlib-Stadt wurde zerstört, die Mitarbeiter:innen konnten sich in Sicherheit bringen und organisieren weiter Nothilfe für Vertriebene – so gut dies unter dem Bombenhagel geht.
Knapp 50.000 Menschen sind in Idlib und Aleppo auf der Flucht vor den Bomben. Notwendig wäre die Öffnung der Grenze in die Türkei, damit die Menschen hier Schutz finden können. Idlib ist dicht besiedelt; auf der Flucht vor der Verfolgung und den Angriffen des Assad-Regimes sind Hunderttausende Menschen aus anderen Teilen Syriens hierher geflohen. Sie leben seit Jahren in Flüchtlingslagern – die humanitäre Lage ist besonders seit dem Erdbeben 2023 sehr prekär.
Spenden für Nothilfe in Syrien
„Noch vor wenigen Wochen wurde in Deutschland über mögliche Abschiebungen nach Syrien diskutiert. Nicht erst angesichts der jüngsten Eskalation und der dramatischen Zuspitzung der humanitären Lage ist das unerträglich. Die jetzige Situation ist auch Ergebnis des Versagens internationaler Politik in der Region. Anstatt polarisierte Debatten über Migration zu führen muss die Bundesregierung sich endlich um ausreichend Hilfe für die Menschen bemühen und für eine politische Lösung in Syrien einsetzen. Dafür gibt es vertrauenswürdige Akteure vor Ort – wie die kurdische Selbstverwaltung im Nordosten des Landes. Sie muss gestärkt werden“, so Anita Starosta.
medico international ruft zu Spenden für die Nothilfe in Syrien auf.
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Anita Starosta
Kommunikation zur Türkei,
zu Nordsyrien und dem Irak
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