Hotline für die Unsichtbaren
Libanon: Die lesbisch-schwule Initiative Helem
Saisonale Vergnügungssucht und Sextourismus sind keine Privilegien des Westens. Auch der arabische Raum kennt die Bigotterie reicher Geschäftsleute und Prinzen, besonders aus den Golfstaaten und Saudi-Arabien, die jeden Sommer im Libanon alle Schranken fallen lassen, während sie daheim der Prüderie frönen und härteste Strafen gegen Homosexualität gutheißen. Denn in der vergleichsweise offenen Levante ist die gleichgeschlechtliche Liebe zwar per Gesetz noch verboten, wird de facto aber seit 10 Jahren nicht mehr strafrechtlich verurteilt. Das ist Gruppen wie der lesbisch-schwulen Initiative Helem zu verdanken, die eine drohende Gesetzesverschärfung verhinderten. Nachdem Helem im Sommer 2006 durch ihre Hilfskampagnen in Folge des israelischen Krieges in einer breiteren libanesischen Öffentlichkeit bekannter wurde, konnte die Initiative ihre Beratungsangebote für HIV/Aids-Aufklärung ausbauen. Zum ersten Mal erhält die Gruppe auch Mittel des staatlichen Gesundheitsministeriums – wenn auch nur geringfügige.
Helem ist die einzige öffentlich arbeitende Gruppe von Lesben und Schwulen in der gesamten arabischen Welt. Auch ihre Telefon-Hotline zu sexueller Gesundheit, gegen gesellschaftliche Stigmatisierung und Verfolgung garantiert durch ihre Vertraulichkeit und hohe Kompetenz einen einzigartigen Service in der gesamten Region. Die Beiruter Telefon-Hotline wird daher auch von Menschen aus den Golfstaaten und Saudi-Arabien in Anspruch genommen. Unter anderem mit Unterstützung von medico wird Helem nun ein Behandlungs- und Beratungszentrum für sexuelle Gesundheit in Beirut einrichten, weil Schwule und Lesben von professionellen Gesundheitsarbeitern nicht vorurteilsfrei behandelt werden.
Spendenstichwort: Libanon
* * * * *
Demokratisierung des Wissens
Brasilien: Globale Kooperation der Patentgegner
In Brasilien sterben laut neuesten Presseberichten täglich 30 Personen an Aids und weitere 97 stecken sich neu an. Dennoch hat das Land im Kampf gegen HIV/Aids hohe Erfolgsquoten: 85% der Infizierten haben einen kostenlosen oder hoch subventionierten Zugang zur erforderlichen Medikation, die Todesrate wurde um 50% gesenkt. Brasilien hat Patente ignoriert und Aids-Generika in eigener Regie hergestellt. Der medico-Partner ABIA, die "Associação Brasileira Interdisciplinar de AIDS" in Rio de Janeiro, unterstützt seit 1986 HIV-Infizierte und Aids-Kranke. Der Vereinigung gehören Mediziner sowie soziale und kirchliche Aktivisten an. ABIA kämpft dabei an vorderster Front gegen die Patentpflicht der Pharma-Multis. Das aber ist eine globale Auseinandersetzung. Es gibt bereits eine enge Kooperation mit thailändischen und indischen Gesundheitsinitiativen. Um die Süd-Süd-Kommunikation effektiver zu machen, wird ABIA eine mehrsprachige Webseite einrichten, die in Updates über die aktuellen Machenschaften des globalen Patent-Regimes und Möglichkeiten der Gegenwehr berichtet.
Spendenstichwort: Brasilien / Projektinfos: Brasilien
* * * * *
Die Stille nach dem Sturm
El Salvador: Psychosoziale Nothilfe
Das Land trauert um die mindestens 140 Toten des Hurrikans "Ida", der die betroffenen Provinzen des Landes in eine Desasterzone verwandelte. Besonders an den Hängen des Chinchontepec, des zweithöchsten Vulkans des Landes in der Provinz San Vicente, wurden die Menschen von der Wucht des Sturzregens überrascht. Sie haben Angehörige, ihre Häuser und tausende Hektar Land verloren. Derzeit leben sie in Notunterkünften. Der medico-Partner ACISAM, der seit vielen Jahren psychosoziale Projekte durchführt, hat begonnen, die betroffenen Menschen bei der Verarbeitung der Ereignisse zu begleiten. Mit Kindern und Jugendlichen soll eine Gedenkstätte für die Verstorbenen entworfen werden und in selbstproduzierten Videos eine Art "Gemeindefernsehen" entstehen. Ein Ausgangspunkt, um sich mit der Geschichte der Gemeinde, mit den erlittenen Verlusten und den möglichen Ressourcen zur Bewältigung des Unglücks auseinanderzusetzen.
Spendenstichwort: El Salvador / Projektinfos: El Salvador