Mit der überzogenen Auslegung einer EU-Verordnung behindert der Zoll am Frankfurter Flughafen, den Transport lebensnotwendiger Generika-Medikamente in Entwicklungsländer.
Im Mai 2009 wurde eine Ladung des Antibiotikums „Amoxicillin“ mehr als drei Wochen festgehalten. Das Medikament aus indischer Produktion war für die Republik Vanuatu (Pazifik) bestimmt und lediglich auf dem Transit durch Frankfurt. Als Begründung wurde der Verdacht einer Markenrechtsverletzung angeführt. Erst als der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) als Inhaberin der Marke „Amoxil“ den Zollbehörden mitteilte, dass sie keine Verletzung ihrer Rechte sehen, wurde der Weitertransport erlaubt.
„Amoxicillin“ ist lediglich ein internationaler Freiname und wird auch von vielen deutschen Generikaherstellern zur Bezeichnung ihrer Medikamente benutzt.
Das Vorgehen des Frankfurter Zolls ist der neueste Fall in einer Reihe von Vorfällen, die verdeutlichen, wie verschärfte EU-Verordnungen zum „Schutz geistigen Eigentums“ die Konkurrenz der großen Pharmakonzerne behindern und die Versorgung von Entwicklungsländern mit Medikamenten hemmen. Im Jahr 2008 gab es allein in den Niederlanden 17 Fälle bei denen die Medikamente in manchen Fällen sogar mehrere Monate festgesetzt wurden.
Als Teil des globalen pharmakritischen Netzwerks „Health Action International“ beteiligte sich medico an der Aufklärung der Hintergründe und Veröffentlichung der Medikamenten-Beschlagnahme in Frankfurt.
Mit einer Presserklärung und einem Offenen Brief an das Hauptzollamt protestierten die BUKO Pharma-Kampagne, Oxfam, MSF und medico gemeinsam gegen die Vorgehensweise am Frankfurter Flughafen. Außerdem wurde den Zoll-Mitarbeitern ein Informations-Seminar, angeboten, bei dem Fragen und Informationen im Hinblick auf Marken- und Patentrecht im Medikamentenbereich erörtert werden.
Durch kritische Beobachtung und Öffentlichkeitsarbeit soll auch in Zukunft verhindert werden, dass die zeitnahe Versorgung von Entwicklungsländern mit Medikamenten durch EU-Verordnungen und Zollbehörden blockiert wird.