(Frankfurt/Main) Aufgrund von unklaren Regelungen und fachlichen Wissensdefiziten wird die Gesundheitsversorgung von Geflüchteten verkompliziert, verzögert und verschlechtert. Die Informationsplattform www.gesundheit-gefluechtete.info hat das Ziel, Akteure aus Politik, Verwaltung und Gesundheitswesen über die komplexe rechtliche Situation im Gesundheitsbereich aufzuklären.
„Die Informationsplattform soll dazu beitragen, dass bestehende Rechte besser wahrgenommen und umgesetzt werden. Angesichts deutschland- und europaweit fortschreitender Gefährdung der Grundrechte Schutz suchender Menschen ist das notwendig geworden“ sagt Mirjam Schülle von der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bielefeld, eine der Koordinatorinnen der Plattform.
www.gesundheit-gefluechtete.info informiert über den Implementierungsstand der elektronischen Gesundheitskarte in den einzelnen Bundesländern, mögliche Vor- und Nachteile der Gesundheitskarte und des Krankenscheins. Die rechtlichen Grundlagen sowohl der Bundesrepublik Deutschland als auch der EU werden detailliert erläutert. Zudem werden die aktuellen politischen Entwicklungen der Gesetzesänderungen zur Gesundheitsversorgung als Blogeinträge gelistet. Alle Menschen, die in Deutschland leben, haben über die deutsche Verfassung und die UN-Menschenrechtscharta das Recht auf gesundheitliche Versorgung. „Für Personen aber, die auf eine Entscheidung in ihrem Asylverfahren warten, die in Deutschland nur geduldet sind oder keinen gültigen Aufenthaltsstatus haben, stehen diesem Recht viele Barrieren gegenüber, beispielsweise Einschränkungen durch das Asylbewerberleistungsgesetz, Aufenthaltsbeschränkungen sowie bürokratische Schwierigkeiten“ erläutert Dr. med. Vera Bergmeyer vom Medinetz Bremen.
„Auch wenn mit der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ein Schritt in die richtige Richtung gemacht wurde, führen die genannten Einschränkungen zu Verzögerungen und der Vorenthaltung von Leistungen mit gesundheitlichen Folgen und zum Teil dramatischen Schäden für die Betroffenen“, sagt Anne Jung von medico international.
Für Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:
- Mirjam Schülle, Medizinische Flüchtlingshilfe Bielefeld: mfh@ ak-asyl.info
- Anne Jung, medico-Gesundheitsreferentin: jung@ medico.de
Die Autor*innen der Website sind Mitwirkende lokaler Medinetze, Medizinischer Flüchtlingshilfen oder Medibüros aus Berlin, Bielefeld, Bonn, Bremen, Düsseldorf, Freiburg, Gießen, Göttingen, Jena, Kiel, Magdeburg und Marburg. Diese sind im Bereich der Gesundheitsversorgung für Geflüchtete und Migrant*innen ohne zureichenden Krankenschutz tätig. Das multidisziplinäre Team von Autor*innen dieser Website arbeitet v. a. in den Bereichen Humanmedizin, Psychologie, Gesundheits- und Rechtswissenschaften. Unterstützt wird die Informationsplattform von der Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international.