Die dünnen Proteste zum G7-Gipfel in Elmau im Juni stehen für die Schwäche der globalisierungskritischen Bewegung in ihrer bisherigen Form. Dieser Tiefpunkt könnte jedoch auch der Anfang einer neuartigen Bewegung gewesen sein. Im Kontext des Gegengipfels präsentierte das Graswurzel-Netzwerk „Debt for Climate“ sich und eine global angelegte Kampagne. Des Ganzen Kern: Weil die Industrienationen maßgeblich für die Klimakrise verantwortlich sind, haben sie gegenüber dem Globalen Süden eine tiefe Klimaschuld. Tatsächlich aber leiden Länder des Südens unter einer immensen Schuldenlast bei öffentlichen Entwicklungsbanken und privaten Investmentbanken – Schulden, die sie absehbar nicht zurückzahlen können. Mehr noch: Die Klimakrise produziert neue Nöte und erzwingt so die Aufnahme neuer „Hilfskredite“. Ein Teufelskreis.
Debt for Climate klagt diesen „finanziellen Kolonialismus“ an und fordert einen massiven Schuldenschnitt sowie die Anerkennung der ökologischen Schuld durch den Globalen Norden. Klima- und Arbeiter:innenbewegte Initiativen aus Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika haben sich zu dieser globalen Allianz zusammengeschlossen. medico unterstützt. Ein weiterer Kristallisationspunkt zur Verbreitung der Position soll die UN-Klimakonferenz COP 27 im November in Ägypten sein.
Dieser Beitrag erschien zuerst im medico-Rundschreiben 3/2022. Das Rundschreiben schicken wir Ihnen gerne kostenlos zu. Jetzt abonnieren!