31.10.2024 | Frankfurt

Widerstand im Gerichtssaal

Die Westsahara versus die EU und der Kampf gegen neokoloniale Plünderung

+++ english below +++

Die Westsahara, eine ehemalige spanische Kolonie, wird seit den 1970er Jahren von Marokko besetzt. Damit wird ein Gebiet von der Größe Italiens weiterhin auf dem afrikanischen Kontinent mit direkter Unterstützung von Frankreich und den USA kolonialisiert. Aber nicht nur einzelne Staaten, sondern auch die Europäische Union profitiert seit Jahrzehnten von der Ausbeutung des ressourcenreichen Landes. Sowohl das Handels- als auch das Fischereiabkommen der EU mit Marokko werden auf die Westsahara angewandt, obgleich Marokko keine Souveränität und Entscheidungsmacht über das Land hat. Und auch europäische Unternehmen erwirtschaften in der besetzten Westsahara große Profite und unterstützen so indirekt Marokkos Militärbesatzung und Ansprüche auf das Territorium. 

Die Rechtslage dieser Abkommen ist eindeutig: In den Jahren 2016 und 2018 entschied der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH), dass die EU keine internationalen Abkommen abschließen darf, die für die Westsahara gelten, ohne die Zustimmung des saharauischen Volkes einzuholen. Trotz dieser Urteile entschied der Rat der Europäischen Union im Januar und März 2019, zwei neue Abkommen mit Marokko abzuschließen, die explizit die besetzte Westsahara umfassen. Diese Maßnahmen ließen der Frente Polisario, die offizielle Vertretung des saharauischen Volkes, keine andere Wahl, als neue Verfahren vor dem EuGH einzuleiten. 

Unsere Veranstaltung beleuchtet ein brisantes, aber wenig bekanntes Thema. Gemeinsam mit den Panelist:innen diskutieren wir die Chancen und Herausforderungen, die der Weg über die Rechtsmittel bietet. Wir beleuchten, ob dieser Ansatz ein effektives Mittel im Widerstand und Kampf um die Selbstbestimmung des saharauischen Volkes darstellen kann und diskutieren die Rolle der internationalen Gemeinschaft in diesem ungelösten Konflikt. Schließlich geht es auch um die Verstrickungen deutscher Großunternehmen in der Westsahara und die Konsequenzen der neokolonialen Ressourcenausbeutungen für das saharauische Volk. 

Mit:

  • Manuel Devers | Rechtsanwalt der Frente Polisario vor dem Europäischen Gerichtshof, 
  • Erik Hagen | Western Sahara Resource Watch (WSRW), 
  • Nadjat Hamdi | Frente Polisario-Vertreterin in Deutschland

Moderation: Leonie Jantzer, medico international 

Die Sprache der Veranstaltung ist Englisch mit deutschsprachigen Berichten von Nadjat Hamdi.
Bei Bedarf kann eine Flüsterübersetzung ins Deutsche angeboten werden.

Parallel zeigt Maria Klenner einige Bilder aus ihrer andauernden fotografischen Arbeit We will be many über den Widerstand und Befreiungskampf der Sahraouis. Der erste von drei Teilen dokumentiert das anhaltende und durch den Westen gestützte marokkanische Expansionsprojekt in indigenes Land, fotografiert in den besetzten Gebieten der Westsahara Anfang 2024.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und die Teilnahme ist kostenlos. Wir freuen uns aber über Spenden zur Unterstützung unserer Veranstaltungsangebote.

Vor und nach der Veranstaltung ist die Theke des „Pastel“ für Snacks und Getränke geöffnet.

Eine gemeinsame Abendveranstaltung von:

  • Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt 
  • Freiheit für die Westsahara e.V. 
  • Jaima de Tiris
  • Medico International 
  • Saharauische Diaspora in Deutschland
  • Western Sahara Resource Watch
  • ZEOK e.V. 

Resistance in the Courtroom:
Western Sahara vs. the EU and the Fight Against Neocolonial Exploitation

Western Sahara, a former Spanish colony, has been occupied by Morocco since the 1970s. This means that a territory the size of Italy remains colonized on the African continent, with direct support from France and the United States. But it’s not just individual countries benefiting; the European Union has also profited for decades from exploiting this resource-rich land. Both the EU's trade and fisheries agreements with Morocco are applied to Western Sahara, despite Morocco having no sovereignty or legal authority over the territory. But also European companies make significant profits in occupied Western Sahara and indirectly support Morocco’s military occupation and claims on the terrirory. 

The legal situation of these agreements is clear: In 2016 and 2018, the Court of Justice of the European Union (CJEU) ruled that the EU cannot enter into international agreements applicable to Western Sahara without the consent of the Sahrawi people. Despite these rulings, in January and March 2019, the Council of the European Union approved two new agreements with Morocco that explicitly include occupied Western Sahara. These actions left the Frente Polisario, the official representative of the Sahrawi people, with no choice but to launch new legal proceedings before the CJEU.

Our event sheds light on this controversial but little-known issue. Together with our panelists, we will discuss the opportunities and challenges presented by legal action. We will explore whether this approach can serve as an effective tool in the resistance and struggle for the Sahrawi people's self-determination and examine the role of the international community in this unresolved conflict. Finally, we will address the involvement of major German corporations in Western Sahara and the consequences of neocolonial resource exploitation for the Sahrawi people.

Invited Guests:

  • Manuel Devers | Lawyer representing the Frente Polisario before the European Court of Justice
  • Erik Hagen | Western Sahara Resource Watch (WSRW)
  • Nadjat Hamdi | Frente Polisario Representative in Germany

Moderator: Leonie Jantzer, medico international

The event language is English, with interventions in German by Nadjat Hamdi.
Whisper translation into German can be provided if needed. No prior registration is required.

In parallel, Maria Klenner shows some images of her ongoing photographic work We will be many about the resistance and liberation struggle of the Sahrawi people. This first of three parts documents the ongoing Western-backed Moroccan extractionist expansion into indigeneous land, photographed in the occupied territories of Western Sahara in early 2024.

Organized by:

  • Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt
  • Freiheit für die Westsahara e.V. 
  • Jaima de Tiris
  • Medico International
  • Sahrawi Diaspora in Germany
  • Western Sahara Resource Watch
  • ZEOK e.V.