Frankfurt/Main (ots)
Am gestrigen 27. September hat ein türkischer Drohnenangriff nahe der Stadt Girkê Legê Zeyneb die Vorsitzenden der Verwaltungsabteilung Justizreformen für die Region Cizîrê der Autonomen Selbstverwaltung Nordostsyrien, Zeyneb Sarokhan und Yilmaz Şero, getötet. Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international fordert eine öffentliche Verurteilung dieser völkerrechtswidrigen Tötung durch die Bundesregierung und eine unabhängige, internationale Untersuchung. Beide Opfer waren verantwortlich für medico-Projekte in der Region.
Zeyneb Sarokhan war als Frauenbeauftragte der Selbstverwaltung zuständig für ein Waisenhaus, das medico seit 2018 unterstützt. In diesem Waisenhaus finden Kinder von jesidischen Frauen Zuflucht, die aus IS-Gefangenschaft befreit werden konnten und Überlebende sexualisierter Gewalt sind. Gemeinsam mit Yilmaz Şero war Sarokhan zuständig für die Überführung der bislang militärisch verwalteten Gefängnisse mit tausenden IS-Inhaftierten in zivile Verwaltungsstrukturen. Im April dieses Jahres traf die medico-Referentin für Syrien, Anita Starosta, beide noch persönlich in Nordostsyrien.
„Eine feministische und menschenrechtsbasierte Außenpolitik sollte die Arbeit von Menschen wie Zeynep Sarokhan und Yilmaz Şero absichern und sich aktiv gegen das Vorgehen des türkischen Staates in der Region einsetzen. Das Schweigen der Bundesregierung ist mittlerweile unerträglich“, so Starosta.
Laut „Rojava Information Center“ war dies der 81. Drohnenangriff in diesem Jahr in Nordostsyrien. Dabei kamen 66 Menschen (darunter 23 Zivilisten) ums Leben. „Die Türkei tötet systematisch die politischen Verantwortlichen in der Region und schwächt damit gezielt die demokratische Selbstverwaltung. Der Drohnenangriff ist Teil eines Krieges niederer Intensität, den die Türkei dort bereits seit Monaten führt“, ordnet Anita Starosta den aktuellen Angriff ein.
„Eine unabhängige, internationale Untersuchung der Drohnenangriffe muss zeitnah erfolgen“, so Tsafrir Cohen, Geschäftsführer von medico international. „Der NATO-Partner Türkei verletzt in Nordostsyrien das Völkerrecht und missachtet grundlegende Menschenrechte. Die Bundesregierung muss dies öffentlich verurteilen und sich für eine Untersuchung stark machen.“
Ansprechpartnerin:
Anita Starosta