Am 21. Mai überfiel eine Bande von Schlägern unter Führung der drei bekannten Gangster „Leader Shahid“, Kashem und Joinal den Gewerkschaftssekretär Munirizzaman Shikder Monir, Leiter des Komitees des medico-Partners National Garment Workers Federation (NGWF) im Subdistrikt Valuka (Distrikt Mymensignh, Dhaka). Sie entführten ihn, schlugen ihn brutal zusammen und ließen ihn bewusstlos an einem Straßenrand eines Randbezirks der Stadt zurück. Anwohner nahmen den schwer verletzten Gewerkschaftssekretär in ihre Obhut und informierten die Familie, die ihn später ins Dhaka Medical College brachte. Von den Gangstern ist bekannt, dass sie für Unternehmen der Textilindustrie als „Sicherheitspersonal“ arbeiten.
Am nächsten Tag überfiel die Bande die Wohnung Monirs, verprügelte Frau und Kinder, zwang sie zum Verlassen der Wohnung und verwüstete die Einrichtung. Anschließend fuhren die Gangster zum Distriktbüro der NGWF, verprügelten zwei sich dort aufhaltende Gewerkschaftler, zerschlugen auch dort das Mobiliar und raubten Unterlagen der Gewerkschaft, darunter die Listen der Mitglieder der Distrikt-Sektion. In den folgenden drei Tagen wurden 150 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter der NGWF von ihren Arbeitgebern gekündigt, nach Angaben der Gewerkschaft handelt es sich um Beschäftigte der Unternehmen Pioneer Knit Wear Ltd, NRG Composite Yarn Dyeing Knitting, Liz Fashion Ltd und Orion Knit Textile Ltd.
Mehr ist uns im Moment gar nicht bekannt. Wir werden die NGWF fragen, im Auftrag welcher internationalen Unternehmen die genannten Firmen arbeiten. Natürlich werden diese Unternehmen von dem Vorfall nichts wissen, sie werden jede Verbindung zu den Vorfällen abstreiten, werden vermutlich auch nachweisen können, mit den genannten Firmen gar nicht in direkter Beziehung zu stehen. Obwohl diese Angaben in der Sache stimmig sein werden, entlasten sie die internationalen Unternehmen nicht: das ganze System der „Kontraktoren“ und „Subkontraktoren“ – ist ihr System, ihre Erfindung und in all‘ seinen ihnen selbst tatsächlich gar nicht bekannten Verzweigungen und Unter-Verzweigungen genau so gewollt.
Aus Protest gegen die brutalen Überfälle, den Raub von Mitgliederlisten und die folgende illegale Entlassung von 150 Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern demonstrierte die NGWF am 25. Mai vor dem National Press Club in Dhakas Tophkana-Road.
medico international verurteilt die Einschüchterungsversuche gegenüber seiner Partner und fordert das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung auch in Bangladeschs Textilfabriken. Erst das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung gibt den Näherinnen und Nähern die Möglichkeit, sich zusammen zu schließen und dadurch "auf Augenhöhe" mit ihren Chefs über die Arbeitsbedingungen zu verhandeln. Die in Deutschland tätigen Textilunternehmen müssen daher sicherstellen, dass sich die Beschäftigten ohne Angst vor Jobverlust, Unterdrückung und Schikane frei in Gewerkschaften organisieren können. Dafür müssen verbindliche Abkommen mit den örtlichen Gewerkschaften geschlossen werden. Ohne starke Gewerkschaften wird es keine Verbesserungen für niemanden geben.