WeltRisikoBericht 2011

Damit aus extremen Naturereignissen keine Katastrophen werden

26.07.2011   Lesezeit: 3 min

Das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen in Bonn hat im Auftrag des Bündnis Entwicklung Hilft einen Risikowert für 173 Staaten weltweit berechnet. Mit einem Wert von 32,00 Prozent ist demnach das Risiko für eine Katastrophe im pazifischen Inselstaat Vanuatu am größten. Malta und Katar haben mit einem Prozentsatz von 0,72 bzw. 0,02 Prozent das geringste Risiko weltweit (Deutschland 2,96 Prozent, Rang 150). Der Bericht wurde heute vom Bündnis Entwicklung Hilft in Bonn herausgegeben.

„Extreme Naturereignisse müssen nicht unbedingt zu Katastrophen werden, denn Risiko hängt nicht allein von der Gefährdung ab, sondern wird ganz wesentlich durch soziale und wirtschaftliche Faktoren bestimmt“, erklärt Peter Mucke, Geschäftsführer des Bündnis Entwicklung Hilft, heute bei der Vorstellung des WeltRisikoBericht in Bonn: „Der WeltRisikoBericht zeigt die Notwendigkeit, den Fokus zukünftig stärker als bisher auf Katastrophenprävention zu legen. Die umfassenden Analysen erlauben, Gefahren besser erkennen, Bedarfe genauer ermitteln und in den betroffenen Ländern ebenso wie in Geberländern politische Forderungen aufstellen zu können.“

Dr. Jakob Rhyner, Direktor am Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen in Bonn (UNU-EHS), sagt: „Ich freue mich, dass die Expertise aus unserem Haus für die Praxis in der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit so wichtige Ergebnisse hervorgebracht hat. Dies entspricht in voll und ganz dem Anspruch der Universität der Vereinten Nationen, Forschung für die Praxis zu betreiben.“

Der wissenschaftliche Leiter des WeltRisikoIndex-Projektes am Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der UNU, PD Dr. Jörn Birkmann, fügt hinzu: „Eine globale Gesamtschau auf einer Weltkarte zeigt auf Anhieb, wo die Wahrscheinlichkeit einer Naturgefahr besonders hoch ist. Zudem wird verdeutlicht, in welchen Ländern der Erde besondere Schwierigkeiten bei der Bewältigung der Folgen auftreten können. Dies ist ein innovativer Ansatz.“

Der WeltRisikoBericht zeigt, dass sich Katastrophenrisiko immer aus zwei Komponenten zusammensetzt: der Exposition bzw. Gefährdung gegenüber Naturgefahren und Klimawandel auf der einen Seite und der gesellschaftlichen Vulnerabilität auf der anderen Seite. Damit macht er deutlich, dass Katastrophen nicht alleine auf meteorologische oder geologische Phänomene zurückzuführen sind, sondern ebenso durch soziale Strukturen und Prozesse (wie der Grad der Bildung, das Ausmaß von Armut, die Ernährungssituation, Funktionsweise staatlicher Institutionen) innerhalb einer Gesellschaft bedingt werden. So sind zum Beispiel die Niederlande und Ungarn einer relativ hohen Gefährdung ausgesetzt, doch auf Grund ihrer sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Situation stehen sie in der Liste des WeltRisikoIndex vergleichsweise besser dar. Auch die Erbeben von Haiti und Japan belegen diesen Zusammenhang eindrücklich. Während in Japan etwa 25.000 Tote zu beklagen waren bei einer Erbebenstärke von 9,0, fielen in Haiti 220.000 Menschen einem wesentlich schwächeren Erbeben der Stärke 7,0 zum Opfer. Dass Japan eine viel geringere Zahl an Toten hatte, lag an der höheren Bewältigungs-und Anpassungskapazität, die sich beispielsweise im Baurecht niederschlägt.

Das Konzept des WeltRisikoIndex, das ein zentrales Element des WeltRisikoBericht ist, wurde vom Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit an der Universität der Vereinten Nationen, Bonn, in Kooperation mit dem Bündnis Entwicklung Hilft und Partnern des Bündnisses erarbeitet. Herausgeber ist das Bündnis Entwicklung Hilft.

Weitere Informationen:

Den WeltRisikoBericht 2011 als PDF, druckfähige Abbildungen und Karten zum Download finden Sie unter www.weltrisikobericht.de.

Publikation ist auch in englischer Sprache erschienen.

Hintergrund:

Das Bündnis Entwicklung Hilft ist ein Zusammenschluss von Brot für die Welt, medico international, Misereor, terre des hommes und Welthungerhilfe zur gemeinsamen Arbeit bei Katastrophensituationen und in Krisengebieten.

Die Universität der Vereinten Nationen (UNU) ist der akademische Arm der UN. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen nachhaltige Lösungen für die Menschheitsprobleme. In Bonn unterhält UNU seit 2003 das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit (UNU-EHS).

Die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen unterstützt bürgerschaftliches Engagement. Sie fördert Projekte gemeinnütziger Organisationen in den Bereichen Umwelt und Entwicklung. Im Zentrum ihrer Fördertätigkeit stehen Umweltbildung, entwicklungspolitische Bildung und interkulturelles Lernen.


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