Die Wiederkehr – Aufstand in der Kolonie

26.08.2000   Lesezeit: 2 min

»In der Kolonie ist der Aufstand losgebrochen. Farmen der Europäer werden besetzt, diese Zeit wird man später als jene kennen, in der die Schwarzen die Weißen ermordeten. In einem allgemeinen Taumel der Rache tobt sich die Volkswut aus, Pflanzungen werden angezündet; wenn sie abgebrannt sind und dem Erdboden gleichgemacht, ziehen die marodierenden Gruppen in der Nachbarschaft umher, um ihren Mitbrüdern ›in dem Kampfe gegen die Weißen beizustehen‹. Die Schiffe hatte man schon zu Beginn des Aufstands in Brand gesteckt, um den Weißen den Fluchtweg abzuschneiden. Nächtens überfällt eine Bande die Reisenden, die in bewaffneten Gruppen das Land durchziehen; ein anderes Mal greift man am hellen Tag jene an, die sich in ihren Pflanzungen verschanzt haben, und läßt alles, was man darin vorfindet, über die Klinge springen. Von einem lokalen Anführer der Schwarzen, einem Mann schon jenseits der sechzig, erfährt man, daß er sich in dem grimmigen Krieg »ganz verjüngte«. Einmal wird erzählt, und es klingt zunächst glaubhaft, daß bald auch die Mischlinge vor der Wut der Rebellen nicht mehr sicher sein werden. Eine ›grausame und unerhörte Erbitterung‹ hat die Einwohner ergriffen, nur eine Hafenstadt wird noch von den Weißen als letzter Stützpunkt der europäischen Macht gehalten. Wenn es gelingt, mit einem der Weißen ins Gespräch zu kommen, und man ihn fragt, ›wodurch sich denn die Weißen daselbst so verhaßt gemacht hätten‹, dann hört man auch selbstkritische Töne. Ein Schweizer Siedler gesteht zu, das allgemeine Verhältnis der weißen Herren zu den Schwarzen sei eines gewesen, – ›das ich, die Wahrheit zu gestehen, mich nicht unterfangen will, in Schutz zu nehmen‹. Mißhandlungen, vielfache und tadelswürdige, durch die Kolonialherren, seien nicht zu leugnen. Am Ende rettet die englische Flotte die verbliebenen Weißen. Aber da hat das Verhängniß schon zwei weitere Opfer gefordert: ein fünfzehnjähriges Mischlingsmädchen und seinen verblendeten weißen Geliebten. Es ist eine alte Geschichte, die in diesen Tagen wiederkehrt.«

Unter dem Titel »Die Verlobung in St. Domingo« erschien sie vor 189 Jahren. Geschrieben hat sie Heinrich von Kleist.

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