In Nicaragua wurde am 19. Juli 1979 der Diktator Somoza durch einen Volksaufstand vertrieben. Es begann das Experiment der sandinistischen Revolution, die weltweit viele Menschen bewegt und zu solidarischem Handeln veranlasst hat. Auch viele von uns haben damit Hoffnungen verbunden. Wir haben uns an Solidaritätsaktionen und über kürzere oder längere Zeit am Aufbau eines neuen Nicaragua beteiligt.
Nicaragua schien in den 1980er Jahren ein Modell einer sozial gerechten, am Wohl und den Interessen aller Menschen orientierten Entwicklung sein zu können. Doch 1990 wählte die Mehrheit der Bevölkerung, zermürbt durch Contrakrieg und Wirtschaftsblockade, die Regierung der Sandinistischen Befreiungsfront FSLN ab und anderthalb Jahrzehnte neoliberaler Entwicklung begannen
Heute, 39 Jahre nach dem Sieg der Revolution, ist in Nicaragua wieder ein Volksaufstand im Gange. Er richtet sich erneut gegen ein autoritäres Regime, das die Menschenwürde und demokratische Freiheiten mit Füßen tritt. Doch diesmal ist der Aufstand unbewaffnet und wendet sich gegen das Regime des einstigen Revolutionskommandanten Daniel Ortega und seiner Frau und Vizepräsidentin Rosario Murillo, die beanspruchen, die sandinistische Revolution fortzuführen.
Dieser Anspruch entbehrt jeder Grundlage. Auf den Trümmern der neoliberalen Regierungen der 1990 und 2000er Jahre ist nach der Wiederwahl Ortegas in den vergangenen elf Jahren eine dynastische Familienherrschaft entstanden. Während diese sich mit einigen sozialen Wohltaten das Wohlverhalten eines Teils der Bevölkerung erkaufte und antiimperialistische Sprüche im Munde führte, paktierte sie mit dem in- und ausländischen Großkapital und führte die neoliberale, umweltzerstörende und Armut zementierende Wirtschaftspolitik fort. Diese Politik basierte weitgehend auf Korruption und hatte vor allem die eigenen Privilegien und den Machterhalt im Auge.
Die Protestbewegung, in der Studierende, Campesinos, Gewerbetreibende, Jugendliche, Frauen und Männer aus allen Bevölkerungsschichten vertreten sind, wird seit nunmehr drei Monaten mit brutalen Mitteln unterdrückt. Über 300 meist junge Menschen wurden von Antiterroreinheiten der Polizei und von paramilitärischen Gruppen ermordet, Tausende verletzt, viele gefoltert oder entführt.
Das Ortega-Murillo-Regime klammert sich mit allen Mitteln an die Macht und scheint zu hoffen, durch gezielten Terror und „Säuberungsoperationen“ die Barrikaden beseitigen, die Proteste ersticken und bis zum 19. Juli „reinen Tisch“ machen zu können.
Wir unterstützen die Forderungen der Protestbewegung: vorbehaltlose international überwachte Aufklärung und Bestrafung der Verantwortlichen für die Repression und die von ihnen begangenen Verbrechen; sofortiger Rücktritt der amtierenden Regierung und der Polizeiführung sowie Bildung einer Übergangsregierung unter breiter Partizipation der sozialen Bewegungen. Wir erklären unsere Solidarität mit der aufständischen Bevölkerung in ihrem Kampf für ein freies Nicaragua, in dem ein Leben in Würde und Selbstbestimmung möglich ist und soziale Gerechtigkeit endlich verwirklicht werden kann. “
¡¡¡ NICARAGUA LIBRE Y VIVIR !!!”
Erstunterzeichner*innen:
1. Albert, Prof. Dr. Marie-Theres, ehem. TU Cottbus, Internationale Akademie Berlin
2. Bangel, Jutta, freie Journalistin und Beraterin in der Entwicklungszusammenarbeit
3. Barth, Regine, Nicaragua-Verein Düsseldorf e.V., Vorstand
4. Batteux, Paul, Arzt, Köln
5. Becher, Heidi, Consultant - Public Health - Humanitarian Assistance, Berlin
6. Bert, PD Dr. Christiane, Universität Bern
7. Braig, Prof. Dr. Marianne, Lateinamerika-Institut an FU Berlin
8. Broscheit, Sabine, Christliche Initiative Romero e.V., Vorstand, Münster
10. Chihaia, Prof. Dr. Matei, Bergische Universität Wuppertal
11. Dewes, Jürgen. Vorsitzender IESA e.V., Düsseldorf
12. Dilg, Cordelia, Fotografin, Berlin
13. Edding, Miriam, Hamburg
14. Eduardo, Sebastián, FU Berlin
15. Eisenbürger, Gert, Informationsstelle Lateinamerika (ila), Bonn
16. Eisenhuth, Maria, ehem. Monimbó e.V., Städtepartnerschaft Dietzenbach-Masaya
17. Eser, Felicitas, tätig in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, Bonn
18. Federschmidt, Ilka, Superintendentin des Kirchenkreises Wuppertal
19. Feger, Kim, Städtepartnerschaft Wiwili-Freiburg e.V., Freiburg
20. Gabbert, Prof. Dr. Wolfgang, Leibniz-Universität Hannover
21. Gebauer, Thomas, medico e.V., Geschäftsführer, Frankfurt a.M.
22. Graefe, PD Dr. Stefanie, Institut für Soziologie, Universität Jena
23. Hackl, Erich, Schriftsteller und Übersetzer, Wien
24. Harzer, Erika, Autorin, Kellinghusen
25. Hecker, Marita, Rodgau
26. Heins, Helmut, Vorstandsmitglied des ehem. Monimbó e.V.
27. Hess, Klaus, Informationsbüro Nicaragua, Vorstand, Wuppertal
28. Höfer, Bruni, ehem. Monimbó e.V.
29. Hoffmann, Annette, Koordination Bootswerkstatt, Siebeneichen
30. Holstein, Joachim, M.A., wiss. Autor, ehem. Universität Hamburg
31. Iffläender, Klaus, Hamburg
32. Informationszentrum Dritte Welt iz3w, Freiburg im Breisgau
33. Jenke, Reinhard, Estelí-Komitee Bielefeld
34. Jungehülsing, Mechthild, Berlin
35. Jürgens, Freyja, Dipl.-Päd., Ex-Brigadistin in Nicaragua, Hamburg
36. Kappeler, Prof. Dr. Manfred, ehem. Institut für Sozialpädagogik, TU Berlin
37. Käppler, Prof. Dr. Christoph de Oliveira, Fakultät für Rehabilitationswissenschaften, TU Dortmund
38. Karnehm-Wolf, Sissi, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Göttingen
39. Klein, Jens, Leipzig, Café Chavalo eG
40. Kliche, Lutz, Literaturvermittler und Übersetzer, Augsburg
41. Klosius, Hermann, Obmann der Guatemala Solidarität Österreich, Informationsgruppe Lateinamerika (IGLA), Vorstandsmitglied, Wien
42. Kloss-Quiroga, Barbara, Ärztin, Berlin
43. Krämer, Thomas, Christliche Initiative Romero e.V., Geschäftsführer, Münster
44. Kraushaar, Maren, tätig in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, Bonn
45. Kuhles, Heidi, Erlangen
46. Leonhard, Dr. jur. Ralf, Journalist, Wien
47. Lichtenberg, Karl, Vorstand Städtepartnerschaftsverein Köln Corinto/el realejo
48. Liebel, Marcel, Dipl.-Jurist, wiss. Mitarbeiter in Rechtsanwaltskanzlei, Berlin
49. Liebel, Prof. Dr. Manfred, ehem. TU Berlin und FU Berlin, jetzt FH Potsdam
50. Links, Dr. Christoph, Verleger, Berlin
52. Lucas, Barbara, Informationsbüro Nicaragua, Wuppertal und Málaga
53. Lucas, Falk Diederich, Ex-Brigadist in Nicaragua
54. Luger, Dr. Lisa, LLC Consultancy, London
55. Maier-Höfer, Prof. Dr. Claudia, Kindheitswissenschaft, Ev. Hochschule Darmstadt
56. Markowska-Manista, Dr. Urszula, FH Potsdam und Universität Warschau
57. Martin, Christa, Aktivistin Städtepartnerschaft, Moers
58. Mayer, Prof. Dr. Marion, Alice-Salomon-Hochschule Berlin
59. Mehr, Max Thomas, Mitgründer taz, Berlin
60. Meier, Dr. Wolfgang, Santarém, Brasilien, NGO IARA; Ex-Außenministerium, Managua; Ex-Botschaft von Nicaragua, Bonn; Ex-Angestellter Regierung Rio San Juan, San Carlos
61. Merk, Heidi, Landesministerin a.D., Hannover
62. Merten, Dr. Peter, Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft Zentralamerika (ssz), Berlin
63. Meschkat, Prof. Dr. Klaus, Leibniz-Universität Hannover
64. Müller, Dr. Hans Uwe, Frankfurt a.M.
65.Müller-Plantenberg, Prof. Dr. Clarita, ehem. Universität Kassel
66. Müller-Plantenberg, Prof. Dr. Urs, ehem. Lateinamerika-Institut an FU Berlin
67. Napal, Anahí, Paulo Freire Institut, Freiburg
68. O’Connell, Courtney, Comedian und Studentin Master Kinderrechte, FH Potsdam
69. Oertzen, Dr. Eleonore von, Hannover
70. Oettler, Prof. Dr. Anika, Philipps-Universität Marburg
71. Oetzel, Ralf, freier Berater für GIZ, EU und UNO, Quito, Ecuador
72. Ott, Konstantin, el rojito, Hamburg
73. Overwien, Prof. Dr. Bernd, Universität Kassel
74. Patzke, Susanne, Krankenschwester, Hamburg
75. Peter, Uwe, Grafik & Veranstaltungen, Wuppertal
76. Pfaff, Thomas, Journalist, Attac Köln
77. Planck, Anna, Hebamme, Stuttgart
78. Quistorp, Eva, MdEP a.D., Frauen für Frieden, Berlin
79. Rätz, Werner, Informationsstelle Lateinamerika, Bonn
80. Recknagel, Albert, Vorstandssprecher von terre des hommes Deutschland e.V.
81. Römer, Martin, Schriftsteller, Brunsbüttel
82. Rühl, Mira, SOS Nicaragua, Berlin
83. Sand, Jürgen, Dipl.-Sozialpädagoge, ProNATs e.V., Hamburg
84. Sattler, Christiane, Aktivistin der autonomen Frauenbewegung, Siebeneichen
85. Schaaf, Dr. med. Helmut, ehem. Nicaragua Koordination Köln
86. Scherr, Prof. Dr. Albert, Freiburg
87. Scheub, Dr. Ute, freie Journalistin und Autorin, Berlin
88. Schimpf-Herken, Dr. Ilse, Paulo-Freire-Institut an der Internationalen Akademie Berlin
89. Schmid, Thomas, Journalist, Berlin
90. Schmitz, PD Dr. Katrin. Bergische Universität Wuppertal, Romanistik
91. Scholing, Lerke, Dipl.-Päd., lebte lange Zeit in Matagalpa, Bleckede b. Hamburg
92. Schübelin, Jürgen, Referatsleiter Lateinamerika, Kindernothilfe e.V., Duisburg
93. Schulte, Anna, Lateinamerika Nachrichten, Berlin
94. Schulz, Dr. h.c. Hermann, Schriftsteller und ehem. Verleger, Wuppertal
95. Schwiesow, Dorothee, ehemalige Brigadistin, Hamburg
96. Sieg, Ursula, Frankfurt a.M., langjährige Mitarbeiterin von Brot für die Welt beim Menschenrechtszentrum CENIDH in Nicaragua
97. Sparrer, Ulla, Städtepartnerschaft Wuppertal-Matagalpa
98. Staymann, Kalle, Kellinghusen
99. Stoll, Jutta, Mössingen
100. Ströbele, Hans-Christian, Rechtsanwalt, MdB a.D., Bündnis 90/Die Grünen, Berlin
101. Sünker, Prof. Dr. Heinz, Bergische Universität Wuppertal
102. Ströbele-Gregor, Dr. Juliane, Kultur- und Sozialanthropologin, Berlin
103. Thole, Prof. Dr. phil. Werner, Universität Kassel
104. Ufermann, Erhard, Musiker, Theologe, Kulturarbeiter, Wuppertal
105. Volks, Willi, INKOTA, Leipzig
106. Voß, Maria, Recklinghausen
107. Weber, Dr. Ulrich, Lüner Initiative gegen globale Armut/LIGA, Lünen
108. Wendler, Helmut, Mitgründer und ehem. Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln - Corinto / El Realejo e.V.
109. Widmaier, Christa, Consultant/Trainer, Bonn
110. Wieder, Jörg, Pfarrer, Partnerschaft Kirchenkreis Wuppertal - CEPAD Matagalpa
111. Wolf, Dagmar, Promotorin, Bochum
112. Wünderich, Dr. Volker, Leibniz-Universität Hannover
113. Yaosca Padilla de Rothmund, Tertulia, Freiburg
114. Zander, Prof. Dr. Margeritha, ehem. FH Münster
115. Zimmer, Prof. em. Dr. Jürgen, FU Berlin