Hilfe zur Selbsthilfe

Gesundheitskämpfe in Bangladesch und die Millenniums-Entwicklungsziele

03.12.2008   Lesezeit: 3 min

Gegen die Armut und Krankheiten auf der Welt sind eigentlich alle. Die Vereinten Nationen (UN), die Weltbank, die deutsche Bundesregierung, die großen Hilfsorganisationen und der Internationale Währungsfonds (IWF). Sie alle teilen die im Jahr 2000 ausgerufenen Millenniums-Entwicklungsziele der UN, mit denen 189 Staatschefs einen Katalog grundsätzlicher Zielsetzungen für die Verbesserung der Weltlage unterschrie­ben haben. Diese sollen bis zum Jahr 2015 umgesetzt werden. Zu den acht Zielen gehören unter anderem die Halbierung der Armut und die Senkung der Sterblichkeitsrate von Kindern. Schaut man sich aber genauer an, wie all diese Organisationen das Leben der Menschen in Ländern wie Bangladesch, Uganda oder Kambodscha konkret verbessern wollen, entdeckt man große Unterschiede zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

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Krankheit macht arm, Armut macht krank.

Nehmen wir das Beispiel Gesundheit. Ein Mädchen im afrikanischen Lesotho hat eine um 42 Jahre niedrigere Lebenserwartung als ein gleichaltriges Kind in Japan. Die UN streben mit den Millenniums-Entwicklungszielen die Senkung der Todesrate von Kindern unter fünf Jahren an. Gleichzeitig tragen Privatisierungsprogramme, die von den meisten reichen Mitgliedsstaaten der UN befürwortet und von Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds umgesetzt werden, global zur Verschlechterung der Gesundheitssituation bei. Denn die privat geführten Krankenhäuser sind in den Entwicklungsländern meist nur in den großen Städten zu finden und für die arme Mehrheit nicht bezahlbar.

Nur die wenigen Reichen können sich eine Behandlung leisten. Öffentliche Krankenhäuser mit kostenfreien Behandlungsmöglichkeiten bestehen in vielen, von den Privatisierungsprogrammen betroffenen, armen Ländern kaum noch. Viele arme Familien verschulden sich daher, um dringend benötigte Behandlungen in Privatkliniken zu finanzieren. So macht Krankheit arm und Armut krank.

Doch es geht anders.

Ein gutes Beispiel dafür, dass es anders und besser geht, ist die Arbeit der Gesundheits-Organisation Gonoshasthaya Kendra (GK) aus Bangladesch. Der Name ist bengalisch und bedeutet „Volksgesundheitszentrum“. GK wurde 1971 gegründet und seitdem setzt sich die Organisation in enger Zusammen­arbeit mit Partnern wie der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation „medico international“ für das Recht auf Gesundheit ein: GK begreift Gesundheitsversorgung nicht als Hilfe von oben herab, sondern sieht die armen Menschen als Partner. So gehen die inzwischen 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von GK in die Dörfer und Armenviertel und bilden Ärzte und Gesundheitsarbeiterinnen aus, die medizinisches Wissen vermitteln und darüber hinaus Kenntnisse in sozialen Fragen, Ernährung sowie Krankheits­verhütung weitergeben. Die lokalen Gesundheits-Komitees werden von der Bevölkerung getragen und stärken die sozialen Netze, indem sie die Menschen vor Ort in Entscheidungen mit einbeziehen.

Besser machen heißt selber machen.

Der Erfolg von Gonoshasthaya Kendra hat noch einen weiteren Grund. Schon in den 1970er Jahren stellten die Mitarbeiter/innen fest, dass die Medikamentenpreise in Bangladesch für die Armen viel zu hoch waren. So kostete eine Tagesdosis gegen Tuberkulose einen doppelten Tageslohn. GK baute daher eine eigene Medikamenten­produktion auf. Zwar versuchten die großen Pharmakonzerne eine lokale Medikamen­tenproduktion in Bangladesch zu behindern und es kam sogar zu gewalttätigen Angriffen.

Letztlich aber setzte sich GK durch und produziert heute über 120 lebenswichtige Medikamente zu niedrigen Preisen. Eine Million Patient/innen werden inzwischen von GK versorgt. Den Erfolg dieses umfassenden Gesundheitsansatzes bestätigte sogar eine Studie der Weltbank (2007): In den Regionen, in denen GK sein Konzept von „Hilfe zur kollektiven Selbsthilfe“ praktiziert, sind zwei der acht Entwicklungsziele (Senkung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit) schon heute erreicht. In weltweiten Gesundheits-Netzwerken haben sich soziale Gruppen zusammengeschlossen, die wissen, wie die Entwicklungsziele der UN schon heute zu erreichen sind. Das beste Rezept lautet: Eine umfassende Gesundheitsversorgung für alle Menschen ist möglich, wenn sie solidarisch praktiziert wird.

Was kann ich tun?

medico international unterstützt das Gesundheitsprojekt von Gonoshasthaya Kendra. Mit Ihrer Spende sichern Sie auch in Zukunft den Zugang zu Gesundheit.

Informationen zu unserer Projekt- und Kampagnenarbeit finden Sie auf unserer Internetseite. Gerne schicken wir Ihnen Informationsmaterial auch in größeren Mengen kostenfrei zu und helfen Ihnen, wenn Sie eine Veranstaltung oder öffentliche Aktion zur Unterstützung machen möchten.

medico international Spendenkonto-Nr. 18OO Frankfurter Sparkasse BLZ 5OO 5O2 O1

 


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