Trump-Erdogan-Deal

medico befürchtet „angekündigte Katastrophe“ in Nordsyrien

17.01.2019  

Die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international warnt vor einer angekündigten, humanitären Katastrophe in Nordsyrien.

„Die von Trump und Erdogan angekündigte "Sicherheitszone" wäre das Ende der lokalen Selbstverwaltung und die faktische Annektierung weiterer Teile Syriens durch die Türkei“, kritisiert Anita Starosta von medico international. Die „Sicherheitszone“ betrifft weite Teile der kurdischen Gebiete in Nordsyrien und mindestens zwei Flüchtlingslager, welche vom syrischen medico-Partner Kurdischer Roter Halbmond versorgt werden.

Laut einem Sprecher des türkischen Präsidenten habe Trump zugestimmt, dass die Türkei die 32-Kilometer-"Sicherheitszone" in Nordostsyrien zusammen mit der Anti-IS-Koalition umsetzt. In einer ersten Erklärung kündigte Erdogan außerdem an, die vorwiegend von Kurden bewohnten Gebiete nach seinen Vorstellungen wiederaufzubauen. „Das wäre eine Kriegserklärung an die syrischen Kurden und die multi-ethnische Selbstverwaltung. Diese organisiert bereits den Wiederaufbau. In der Region leben Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religionen inzwischen friedlich zusammen. Auch in Kobane haben schon viele Binnenflüchtlinge ein neues Zuhause gefunden.“, sagt Starosta.

Die Türkei hat bereits Militär zusammengezogen, darunter auch Panzer aus deutscher Produktion, die an der Mauer zur syrischen Grenze bereit stehen. Sollte die Türkei in Nordsyrien einmarschieren, werde es zu großen Fluchtbewegungen Richtung Nordirak kommen.

„Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor. Die Menschen hier haben Angst. Sie wissen nicht was passieren wird und haben noch die Bilder aus Afrin im Kopf“, berichtet Sherwan Bery, Vorsitzender des Kurdischen Roten Halbmonds in Nordsyrien, mit dem medico international seit Jahren zusammenarbeitet.

„Noch besteht die Chance, es diesmal anders zu machen und einen erneuten völkerrechtswidrigen Angriff der Türkei auf Nordsyrien zu stoppen. Bundesregierung und internationale Gemeinschaft sind in der Pflicht, die angekündigte Katastrophe zu verhindern“, fordert Starosta.

Seit dem Kampf gegen den IS und der Schaffung demokratischer Strukturen in Rojava unterstützt medico den Aufbau des Gesundheitssystems in der Region sowie Nothilfemaßnahmen für Geflüchtete aus anderen Teilen Syriens.

Für Nachfragen und Interviewwünsche:

- Anita Starosta, medico international: Tel. 069 94438 44 oder starosta@ medico.de


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