Erdbeben und Tropensturm: Keine Schonung für Haiti
Jetzt auch das noch. Ein weiteres Erdbeben in Haiti, das das Land in einer fast aussichtlos schweren Zeit erschüttert. Am Samstag traf das Erdbeben mit einer Stärke von 7,2 den Süden des Landes mit den Städten Jeremy, Les Cayes und Aquin. Ein Tropensturm verschärft nun die Lage mit schweren Regenfällen. Das ganze Ausmaß ist heute noch nicht absehbar, aber schon jetzt wird von über 1.400 Todesopfern und 7.000 Verletzten berichtet, 80.000 Häuser zerstört, Hunderttausende sind obdachlos – traumatische Erinnerungen an das schwere Erdbeben in 2010 werden wach.
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Die Mitarbeiter:innen der medico-Partnerorganisation Cresfed (Centre de recherche et de formation économique et sociale pour le développement) aus Aquin sind vor Ort und leisten konkrete Nothilfe für die Betroffenen des Erdbebens. In der Kleinstadt und in der Provinz gibt es viele Schäden und viele Tote. Noch immer befinden sich Menschen unter den Trümmern, berichtet uns Tania Pierre-Charles, Ärztin bei Cresfed. In nachbarschaftlicher Selbsthilfe bergen sie Menschen mit den einfachsten Mitteln aus den Trümmern. Alte wie neue Häuser wurden schwer beschädigt oder zerstört. Niemand hat sich hier um eine erdbebensichere Bauweise gekümmert. Auch nicht nach dem Erdbeben von 2010, bei dem mehr als 200.000 Menschen umkamen. Katastrophenprävention ist zwar eines der Aufgabenfelder der internationalen Hilfe nach dem Erdbeben 2010 gewesen, aber verwirklicht worden ist sie fast nirgendwo. Stattdessen ist das Ergebnis dieser humanitären Intervention ein noch dysfunktionalerer Staat, in dem sich bereichert, wer Zugang zu meist ausländischen Geldmitteln hat.
Zurück nach Aquin: Cresfed versucht nun ärztliche Hilfe zu organisieren, denn die lokalen Krankenhäuser sind verlassen – die ökonomische und die Sicherheitssituation ist so verheerend, dass es keine Perspektive gibt. Ob sie Ärzte aus der Hauptstadt in die Region bekommen ist unklar - der Zugang ist extrem erschwert. Seit mehr als drei Monaten halten bewaffneten Gangs die Ausfallstraßen aus Port au Prince in den Süden Haitis besetzt. Weder Güter noch Menschen kommen gefahrlos durch deren Kontrollen. Die Gangs kontrollieren auch aktuell die Hilfe.
Die humanitäre Situation in Haiti kann nicht ohne die politische Situation gedacht werden. Daher bitten wir in diesem Zusammenhang auch um die Unterstützung der Menschenrechtsorganisation RNDDH (Réseau National de Défense des Droits Humains – Netzwerk zur Verteidigung der Menschenrechte). Das Menschenrechtsnetzwerk, mit dem wir seit vielen Jahren kooperieren, ist gerade eine der wichtigsten Organisationen in Haiti in der Bekämpfung der Gang-Gewalt und der Forderung nach einem gerechten politischen Prozess, an dessen Ende eine legitime Regierung stehen könnte.
Gemeinsam mit ihr bemühen wir uns auch in politischen Vernetzungen mit in Haiti tätigen Organisationen Druck auf die EU und die Bundesregierung auszuüben, einen grundlegenden Politikwechsel gegenüber Haiti vorzunehmen, der dem Land eine Demokratisierung und eine Politik ermöglicht, die der Sicherheit und dem Allgemeinwohl der Haitianer:innen verpflichtet ist.
Für die Nothilfe und Menschrechtsarbeit bitten wir um Ihre Spende unter dem Stichwort Haiti.
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