Offen für direkte Verhandlungen

Klage gegen Daimler

30.03.2010   Lesezeit: 2 min

Tshepo Madlingozi, Vertreter des Opferverbandes Khulumani Support Group, über die aktuelle Kampagne gegen den Konzern in Südafrika.

Wen vertreten Sie?

Wir repräsentieren 58.000 Menschen, die unter der Apartheid gelitten haben. Viele von ihnen haben durch Polizeioder Militärgewalt ein Familienmitglied verloren, wurden selbst gefoltert oder vergewaltigt. Wir schrieben deshalb seit 1998 regelmäßig Briefe an die südafrikanische Regierung und an die Unternehmen. Aber es passierte nichts. Da war für uns der Zeitpunkt gekommen, in New York Klage einzureichen. Wir hoffen, dass der Fall so schnell wie möglich gelöst wird. Wir sind offen für direkte Verhandlungen mit dem Unternehmen. Jeden Monat sterben frühere Apartheidopfer, weil sie sich keine angemessene ärztliche Behandlung leisten können.

Inwiefern hat Daimler während der Apartheid die Menschen unterdrückt?

Wir haben Beweise, dass Daimler die Apartheid unterstützt hat. Das Unternehmen hat nach unseren Informationen sogar direkt mit den südafrikanischen Sicherheitskräften Verträge geschlossen. Es gibt viele Fotos, auf denen Militärund Polizeifahrzeuge abgebildet sind, die offensichtlich von Daimler stammen.

Der frühere Daimler-Chef Jürgen Schrempp wurde von Nelson Mandela mit einem Orden ausgezeichnet. Wie beurteilen Sie Schrempps Engagement?

Ich finde es gut. Daimler baute während der Regierungszeit von Nelson Mandela eine Schule und ein Krankenhaus. Aber es war Mandela, der Herrn Schrempp um Unterstützung bat. Für einen Menschen, der während der Apartheid einen Verwandten verloren hat, bringt eine Schule oder ein Krankenhaus aber gar nichts. Es geht um eine Entschädigung.

Was passiert, wenn es zu Zahlungen kommt?

Dann gründen wir eine Stiftung. Das Geld soll in Ausbildungsprogramme, Schulen und in die Gesundheitsversorgung investiert werden. Bis dahin werden wir unsere Kampagne fortführen. Vor allem während der Weltmeisterschaft wird es Aktionen geben. Daimler ist der Hauptsponsor der deutschen Nationalmannschaft. Das ist sicherlich gut für den Fußball, jedoch darf das Unternehmen nicht vergessen, was es in der Vergangenheit getan hat.

Interview: Anne Theiss


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