Die Jafra Foundation ist eine palästinensische Gemeinde-Organisation, die seit Anfang der 2000er Jahre im Yarmouk Camp aktiv ist. Seit der Aufstand gegen das Assad-Regime auch die palästinensische Gemeinschaft erreicht hat, sind die Jafra-Aktivisten mit all ihren Möglichkeiten in der akuten Nothilfe und Unterstützung für syrische und palästinensisch-syrische Binnenflüchtlinge engagiert.
Die seit dem Sommer 2012 regelmäßig aufflammenden Kämpfe im palästinensischen Flüchtlingslager Yarmouk in Damaskus sind nicht die ersten des syrischen Bürgerkriegs, die unter den geschätzten 500.000 Palästinensern in Syrien Opfer forderten. Nach Angaben palästinensischer Menschenrechtsgruppen wurden seit Beginn des Aufstands im März 2011 ca. 700 Palästinenser landesweit getötet. Die palästinensischen Flüchtlingslager liegen zumeist in den Agglomerationsgürteln der größeren Städte Daraa, Hama, Homs und vor allem Damaskus. Es ist jener suburbane Ballungsraum, in denen sich Zehntausende von landflüchtigen Bauern niedergelassen haben, die in den letzten Jahren von einer schweren Dürre und dem wirtschaftlichen Niedergang des Agrarsektors vom Land in die Städte gezwungen wurden. Unter dieser verarmten und marginalisierten Bevölkerung war der Aufstand gegen das Assad-Regime von Anfang an besonders populär und deshalb bekamen die Vorstädte und ihre Bewohner seine blutige Repression besonders zu spüren. Wie meisten kleineren palästinensischen Wohnviertel innerhalb der syrischen Städte ist auch Yamouk im eigentlichen Sinne längst kein Flüchtlingslager mehr. Al-Mukhayyam, das Camp, wie in Damaskus Yarmouk auch genannt wird, ist über 50 Jahre gewachsen und besteht aus engen Gassen und oft unverputzten Häusern, denen nachträglich mehre Geschosse aufgesetzt wurden. Yarmouk ist das größte palästinensische Lager in Syrien mit mehr als 150.000 palästinensischen EinwohnerInnen, hinzukommen zugezogene ärmere syrische Nachbarschaften. Yarmouk besitzt drei Krankenhäuser, mehr als zwei dutzend Schulen und gilt als das politische Zentrum der palästinensischen Diaspora im Nahen Osten.
Angriffe auf das palästinensische Flüchtlingscamp
Im letzten Jahr wurde Yarmouk selbst zum Zufluchtsort von Syrern, deren Wohnviertel bombardiert oder durch blutige Kämpfe in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Obgleich sich die Mehrheit der Palästinenser in Syrien aufgrund des historischen Beistands des Regimes und ihrer relativen rechtlichen Gleichstellung gegenüber syrischen Bürgern – im Gegensatz etwa zum Libanon, wo Palästinenser-diskriminierende Sondergesetze bestehen – nicht offen zur Opposition bekennt, kam es in den vergangenen Monaten auch in Yarmouk zu Gefechten zwischen aufständischen Milizen und regimetreuen palästinensischen Einheiten. Am 16. Dezember 2012 bombardierte die Luftwaffe erstmals das Lager und durch den Beschuss einer Moschee kamen zahlreiche Menschen ums Leben. Seitdem sind die Ausfallstraßen von Yarmouk durch mehrere Checkpoints der syrischen Armee und loyaler palästinensischer Milizen gesichert. Dennoch kommt es im Lager immer wieder zu Zusammenstößen mit FSA-Gruppen und Teile des Lagers gelten seitdem als unsicheres und gefährliches Terrain, in dem in jedem Moment neue Kämpfe ausbrechen können.
Von der Bildungsarbeit zur Nothilfe
Die Jafra Foundation ist eine palästinensische Organisation, die seit Anfang der 2000er Jahre im Yarmouk Camp aktiv ist. Das eigentliche Ziel der Jafra-Foundation, die sich der alten säkularen palästinensischen Linken zurechnet, ist die gemeindebasierte Bildungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, angesichts einer eher tristen palästinensischen Alltäglichkeit für Heranwachsende - Jungen wie vor allem auch Mädchen – auch im Yarmouk-Camp. Seit der Aufstand gegen das Assad-Regime auch die palästinensische Gemeinschaft erreicht hat, sind die Jafra-Aktivisten mit all ihren Möglichkeiten in der akuten Nothilfe und Unterstützung für syrische und palästinensisch-syrische Binnenflüchtlinge engagiert, die sich vor den Zerstörungen ihrer eigenen Dörfer und Stadtviertel nach Yarmouk geflüchtet haben. In ihrem eigenen Zentrum beherbergen sie allein 700-900 Personen, in ihren täglichen Verteilungen erreichen sie darüber hinaus weitaus mehr Familien, die in anderen öffentlichen Gebäuden leben. Zwischen der reinen Verteilung von Nahrungsmitteln versucht Jafra auch durch Clean-Up-Aktionen (Müllentsorgung) den öffentlichen Raum des Lagers mit zivilen Mitteln wieder zu erobern. Hinzukommen Trainingskurse für neue Freiwillige und ein Notschulprogramm für Kinder innersyrischer Flüchtlinge. Die Arbeit der Jafra-Aktivisten ist alles andere als ungefährlich. In den vergangenen Monaten kamen allein sechs Nothelfer palästinensischer Organisationen im Einsatz ums Leben. Für Hassan Mustapha, wie alle Aktivisten freiwilliges Mitglied ohne Bezahlung bei Jafra, ist die nachbarschaftliche Solidarität alternativlos. Trotzdem stellt er verzweifelt fest: „Die Situation wird immer schlimmer und wir haben nichts in der Hand, weder im Verhältnis zur Freien Syrischen Armee noch zur regulärem Armee, um unsere Wohnbezirke sicher zu machen.“ Die Jafra-Foundation hat als Ausdruck der palästinensischen Solidarität mit ihren syrischen Nachbarn unlängst ein neues Nothilfeprogramm für intern vertriebene syrischen Flüchtlinge begonnen, Mit Unterstützung von medico werden in den nächsten Wochen Lebensmittelkörbe an 1000 besonders bedürftige syrische Familien verteilt, die in Yarmouk Zuflucht suchten.
Das medico-Spendenstichwort der Solidarität mit Syrien lautet schlicht „Syrien“. Spenden Sie noch heute.