Nothilfe braucht Umweltschutz
Philippinen: Katastrophenvorsorge im TaifunGürtel
Mit Spitzengeschwindigkeiten von 160 Kilometern in der Stunde wirbelte „Saola” über die Küste der philippinischen Insel Luzon. Der Taifun richtete mit sintflutartigen Wolkenbrüchen und gefährlichen Sturmböen schwerste Überschwemmungen an. 2,4 Millionen Menschen waren unmittelbar betroffen, 600.000 von ihnen mussten ihre Häuser verlassen und kamen in Notunterkünften oder bei Verwandten unter. Der lokale medico-Partner Samahang Operasyong Sagip (SOS) ist eine Gesundheitsorganisation, deren besondere Expertise in der längerfristigen Katastrophenvorsorge liegt. Mit finanzieller Hilfe von medico wurden nicht nur an Hunderte Familien Nahrungsmittel, Matten und Decken zum Schutz vor der Kälte verteilt, die basismedizinischen Nothilfe-Teams von SOS klären betroffene Gemeinden auch gezielt über Möglichkeiten der präventiven Risikominderung auf: etwa über den Zusammenhang von Umweltschutz, Raubbau an den Ressourcen und zukünftigem Hochwasser.
Denn der nächste Tropensturm kommt bestimmt. Luzon liegt inmitten des pazifischen „typhoon belt“, durchschnittlich zehn Taifune ziehen jedes Jahr über die Philippinen.
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Wiedersehen nach sieben Jahren
Mexiko: „Verschwundener“ kontaktiert seine Eltern
Cervelio Mateo Campos verließ als 19-Jähriger Honduras, um sein Glück in den USA zu versuchen. Seinen Eltern hinterließ er nur einen kurzen Abschiedsbrief. Unterwegs in Mexiko verlor er zudem den Kontakt zu seinem Freund, als er den Güterzug verpasste, auf den dieser aufgesprungen war. Cervelio reiste allein weiter. In den USA kam er jedoch nie an. Stattdessen fand er Arbeit im mexikanischen Tabasco und gründete dort eine Familie. Weil er sich illegal in Mexiko aufhielt, traute er sich nicht, seine Familie in Honduras zu besuchen. Die Gefahr, bei seiner Rückkehr erwischt, deportiert und damit von Frau und Kindern in Mexiko getrennt zu werden, war zu groß. Anfangs hatte er noch über ein Gemeinderadio in Honduras Nachrichten an seine Eltern schicken können, aber als das Radio nach zwei Jahren eingestellt wurde, brach der Kontakt ab. Die Eltern von Cervelio leben in einem entlegenen Weiler ohne Telefonempfang. Vor wenigen Tagen aber konnte Cervelio nach sieben Jahren das erste Mal per Handy mit ihnen sprechen. Die medico-Partnerorganisation Movimiento Migrante Mesoamericano (M3) hatte ihn ausfindig gemacht und den Kontakt hergestellt. Mitte Oktober wird Cervelio seine Mutter auch persönlich wiedersehen, wenn sie mit der diesjährigen Karawane Familienangehöriger verschwundener Migrantinnen und Migranten aus Zentralamerika nach Mexiko kommen wird. Die Karawane wird wie bereits im vergangenen Jahr von medico finanziert.
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Barbarei im Norden
Mali: Beistand für Opfer sexualisierter Gewalt
Die militärische Zuspitzung der politischen Krise in Mali und die Machtübernahme radikalreligiöser Milizen im Norden Malis mit den Städten Tombouctou, Gao und Kidal hat eine Fluchtwelle unter der Zivilbevölkerung ausgelöst. Während viele der in die Nachbarländer Mauretanien, Niger und Burkina Faso Geflohenen Unterstützung von Internationalen Organisationen in Flüchtlingslagern erhalten, bleiben ca. 200.0000 intern Vertriebene weitgehend unversorgt. Die den Norden Malis beherrschenden Milizen setzen unterdessen eine vom saudischen Wahabismus inspirierte islamische Gesetzgebung durch: Handabhacken bei Diebstahl, Auspeitschen oder gar Steinigung von unverheirateten Paaren mit Kindern. Hinzukommt die fortgesetzte Vergewaltigung von Frauen als Kriegswaffe. Dem malischen medico-Partner AME (Association Maliènne des Expulsés) liegen zahlreiche Berichte von Vergewaltigungen auch von sehr jungen Mädchen vor, die teilweise auf öffentlichen Plätzen stattfanden. Unsere Partner versuchen nun in Bamako den traumatisierten Opfern durch die Bereitstellung wichtiger Soforthilfen (Nahrungsmittel, Hygienebedarf, Moskitonetze etc.) erste Sicherheit und in ausgewählten Gastfamilien einen Ruheraum zu verschaffen. Hinzukommen soll die Dokumentation der Menschenrechtsverletzungen für eventuelle spätere Strafverfolgungen. Mittels Kampagnen wird jetzt die lokale Öffentlichkeit für die Rechte der von sexualisierter Gewalt betroffenen Frauen sowie die intern Vertriebenen sensibilisiert.
- Spendenstichwort: Mali
- Mehr unter: www.medico.de/sahelistan