Chile

Außer Kontrolle

06.02.2024   Lesezeit: 2 min

In Chile wüten verheerende Brände. medico-Partner organisieren Hilfe.

Die anhaltenden Brände in den Küstenstädten Valparaíso/Viña del Mar zählen zu den verheerendsten Katastrophen der jüngeren chilenischen Geschichte. Bereits jetzt wird sie in einem Zuge mit dem großen Erdbeben von 2010 genannt, bei dem mehr als 300 Menschen starben.

Seit Ausbruch der Feuer am 2. Februar sind immer noch nicht alle Brandherde unter Kontrolle. Es ist zu befürchten, dass schon jetzt weit mehr als die bislang registrierten 3.000 Häuser abgebrannt sind – es könnten bis zu 20.000 sein. Bis jetzt wurden 112 Tote gezählt, außerdem unzählige Haus-, Nutz- und Wildtiere. Bis zu 300 Menschen sind vermisst gemeldet. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Todeszahlen noch erheblich steigen.

Die Brände sind ein wiederkehrendes Phänomen in Chile, das neben klimatischen vor allem menschengemachte Ursachen hat: Jahrzehnte ungebremsten Raubbaus an der Natur und insbesondere an den Wasserressourcen des Landes führen zu anhaltender Trockenheit und chronischem Wassermangel. Insbesondere der Großraum der Zwillingsstädte Valparaíso/Viña del Mar ist aufgrund seiner topografischen Beschaffenheit mit steilen Berghängen und unzugänglichen Schluchten besonders gefährdet.

In den Poblaciones der städtischen Peripherie, wo der Großteil der ärmeren Bevölkerung wohnt, werden Häuser häufig aus billigen Materialien wie Sperrholz errichtet. Die Menschen hier heizen und kochen mit Gas aus großen Flaschen. Wenn es einmal brennt, führt dies zu zahlreichen kleinen Explosionen und einer raschen Ausbreitung des Feuers, noch verstärkt durch heftige Winde in der heißen Jahreszeit (der chilenische Sommer geht von Dezember bis Februar).

Zurzeit wird die strukturelle Brandgefahr durch das Wetterphänomen El Niño verschärft, das in Zentralchile zu langanhaltenden Hitzewellen führt.

Auf die Brände folgt zwar ein staatlich unterstützter Wiederaufbau, dieser läuft meist jedoch sehr schwerfällig an und beschränkt sich auf die Bereitstellung von Wohnraum. Soziale Bewegungen und Organisationen fordern darüber hinaus eine gerechte und nachhaltige Wiederherstellung der Lebensgrundlagen der betroffenen Menschen. Vieles in dieser Hinsicht findet selbstorganisiert statt. Eine zentrale Rolle hierbei nimmt die medico-Partnerorganisation MODATIMA ein, eine der größten sozialen Bewegungen des Landes. Seit über 15 Jahren kämpft sie für das Menschenrecht auf Wasser, dessen Rückgewinnung als öffentliches Gut und seine nachhaltige Nutzung. MODATIMA setzt sich für klimaangepasste Konzepte in der Landwirtschaft, nachhaltige Produktionsstrukturen und den Schutz von Wasser und Gewässern ein.

Angesichts der periodisch auftretenden Waldbrände und des zunehmenden Wassermangels organisiert MODATIMA Freiwillige in regionalen Nothilfe-Brigaden, die im Falle von wetter- bzw. klimabedingten Extremereignissen aktiv werden und einen Wiederaufbau von unten unterstützen können. Auch in der jetzigen Notsituation in Valparaíso und Viña del Mar sind die freiwilligen Helfer:innen von MODATIMA aktiv.

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