Am 4. August 2020 explodierten 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen Beiruts. Anlässlich des ersten Jahrestags veröffentlichten mehrere libanesische Partnerorganisationen von medico international eine mehrteilige Analyse der Katastrophenfolgen für die Menschen vor Ort.
Der unten zum Download verfügbare Text ist die deutsche Übersetzung einer der drei Studien. Sie wurde vom libanesischen Netzwerk Public Works erstellt, das in den von der Explosion betroffenen Stadtteilen für einen „Wiederaufbau von unten“ aktiv ist. Public Works hat immer wieder die libanesische Regierung und die internationalen Akteure für ihre verfehlte Hilfe und falschen Planungen kritisiert sowie Anwohner*innen bei der Gründung einer Organisation unterstützt, die deren Vorstellungen von Gerechtigkeit und Wiederaufbau vertreten soll.
Der Wiederaufbau des Hafens wird weiterhin von den instabilen politischen Verhältnissen im Libanon blockiert. Dennoch haben auch Europas Regierungen Interesse bekundet. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) unterstützt eine deutsche Beratungsfirma bei der Ausarbeitung eines Wiederaufbau-Konzepts mit 10 Millionen Euro. Auch deswegen war es uns wichtig, die vorliegende Studie in deutscher Sprache verfügbar zu machen. Eine erste Fassung des deutschen Plans war bereits im April 2021 in Beirut vorgestellt worden. Public Works hat diese scharf kritisiert und die fehlende Einbindung der Menschen angemahnt. Der damals veröffentlichte Text befindet sich ebenfalls in deutscher Übersetzung im Anhang dieser Broschüre, ebenso wie eine Übersicht über die Aktivitäten des Netzwerks in den betroffenen Stadtteilen.
Alle drei Studien wurden im Herbst 2021 auf der Website von The Public Source, einem unabhängigen Medienprojekt und ebenfalls Partnerorganisation von medico im Libanon, herausgegeben und sind dort in englischer und arabischer Sprache frei verfügbar. medico international hat die Arbeit an den Studien mitinitiiert und finanziert.
Mario Neumann und Nele Eisbrenner
Beirut: Das Recht auf Stadt nach der Katastrophe
