Eine Woche nach dem katastrophalen Erdbeben ist die Schlange am Check-In-Schalter der türkischen Fluggesellschaft lang, alle Reisenden schieben schwere Koffer, Reisetaschen, Kartons mit Decken oder Nahrungsmittel vor sich her. Es herrscht gedrückte Stimmung. Unser Flieger geht nach Adana, das Erdbeben hat auch hier etliche Häuser einstürzen lassen. Allerdings liegt Adana am Rande des türkischen Erdbebengebietes und ist dadurch zu einem wichtigen Ausgangspunkt für Hilfe aus der ganzen Welt geworden. In der kleinen Flughafenhalle herrscht bei unserer Ankunft Chaos – Hilfsteams aus Jordanien, Ungarn und Mexiko warten mit Hunden und Material. Neben den zwei Gepäckbändern türmen sich Koffer und Kartons.
In Adana kommt nicht nur die internationale staatliche Hilfe an, sondern auch viele Menschen, die privat Hilfe organisieren. Die unmittelbare Betroffenheit durchzieht die europäische Migrationsgesellschaft. Viele zerstörte Häuser im Erdbebengebiet gehören Familien, die ihren Lebensschwerpunkt in Deutschland oder einem anderen europäischen Land haben. Sie haben Angehörige in den betroffenen Gebieten verloren und fahren jetzt zu Beerdigungen oder wollen Freunden und Angehörigen, die überlebt haben, in dieser schweren Zeit zur Seite stehen. Solidarität und Hilfsbereitschaft sind auch in Deutschland außerordentlich groß.
Notdürftige Solidarität
Die breite Solidarität wird bei unserer Ankunft in einem kleinen Dorf am Rande der mehrheitlich kurdisch und alevitisch bewohnten Stadt Pazarcık (ca. 70.000 Einwohner:innen) deutlich. Wir sind in der Nähe von Kahramanmaraş, dem unmittelbaren Epizentrum des Bebens. In einem Gemeindehaus, das standgehalten hat, ist innerhalb von wenigen Tagen ein Krisen- und Hilfszentrum entstanden – dort treffen wir auch die neuen medico-Partner:innen. Gemeinsam mit Freiwilligen, die aus Europa und von Istanbul bis Diyarbakır zusammengekommen sind, wird seit Tagen Essen, Decken, Kleidung an Überlebende in der Region verteilt – das Nötigste in dieser katastrophalen Situation. Nachts wird es bis zu 10 Grad unter null und Hunderttausende sind in den Landkreisen Maraş und Pazarcık obdachlos.
In Pazarcık sind mindestens 50 Häuser durch das Erdbeben eingestürzt, sehr viel mehr unbewohnbar geworden. Glücklicherweise leben viele Bewohner:innen im Winter im Ausland. Ende der 1970er wurden in der Region um Kahramanmaraş Alevit:innen und Kurd:innen verfolgt, was damals viele Bewohner:innen ins Exil unter anderem nach Deutschland trieb. Bis heute haben die Verbindungen in ihre Heimat gehalten. In Pazarcık werden 500 Tote gezählt, vermisst wird nur noch eine Person, erfahren wir bei der Fahrt durch die zerstörte Stadt. Das stark betroffene Krankenhaus steht zum Glück noch, hat sich dieser Tage aber in eine Leichenhalle verwandelt. 15.000 bis 20.000 Menschen sind jetzt obdachlos, neben den Schuttbergen haben Familien Zelte aufgebaut, oft wollen sie in der Nähe von ihrem Hab und Gut bleiben.
Im Hof eines Internats ist ein kleines Zeltlager entstanden, endlich. Denn in den ersten Tagen gab es hier keine Zelte, keine Hilfe für die Betroffenen, wie uns immer wieder von den Menschen erzählt wird. Bis heute gibt es nicht ausreichend Zelte oder eine Vermittlung von Unterkünften – obdachlos Gewordene müssen sich selbst organisieren. Es spricht sich schnell herum, wo man erste Unterstützung bekommt. Das von uns besuchte Krisen- und Hilfszentrum am Rande der Stadt kennen hier einfach alle.
Zum Landkreis Pazarcık gehören viele kleine Dörfer, die im Winter meist nur von alten Leuten bewohnt sind. In den kommenden zwei Tagen fahren wir mehrfach in diese Dörfer. Viele sind komplett zerstört, Häuser eingeklappt wie Kartenhäuser, denn sie lagen entlang einer zentralen Erdbebenader. Immer wieder berichten uns die alten Frauen und Männer unter Tränen, wie sie sich selber aus den Trümmern retten konnten und wen sie bis heute vermissen. Sie haben alles verloren, der Schock sitzt tief, das merkt man ihnen an. Niemand weiß, wie es jetzt weitergehen soll.
Dass die Helfer:innen aus Pazarcık kommen, sich ihre Geschichten anhören, Lebensmittel und Decken verteilen, spendet ihnen ein wenig Trost, denn sie fühlen sich im Stich gelassen. Staatliche Unterstützung hat hier bisher kaum jemand gesehen. Vereinzelt hat der staatliche Katastrophenschutz Zelte gebracht. Die ersten Wohncontainer, die in einem der fast komplett zerstörten Dörfer mit knapp 700 Einwohner:innen dringend gebraucht wurden, kamen aber schließlich auf Initiative eines kurdischen Vereins aus Deutschland an.
Dass die Rettungsteams des staatlichen Katastrophenschutzes AFAD gar nicht oder erst viel zu spät vor Ort waren, wird sich wie ein roter Faden durch unsere Reise ziehen. Überlebende berichten, wie sie neben den Trümmern ausharrten und zur Ohnmacht verdammt warten mussten, bis irgendwann die Stimmen ihrer Angehörigen in den Trümmerbergen versiegten. Die ersten 72 Stunden sind bei einem Erdbeben entscheidend, danach sinkt die Chance, Verschüttete noch lebend zu bergen erheblich – es ist ein Kampf gegen die Zeit.
Staatliches Versagen, selbstorganisierte Nothilfe
Das Erdbeben erfasste in der Türkei ein Gebiet von über hunderttausend Quadratkilometern – ein riesiges Areal. In so einer Notsituation ausreichend Hilfe zu leisten, ist ein Kraftakt – für alle. Dennoch handelt es sich auch um staatliches Versagen. Das berichten uns übereinstimmend Architekt:innenen, Ingenieur:innen, Feuerwehrleute und Ärzt:innen, die wir während unserer Reise treffen. Zunächst ist da der staatliche Katastrophenschutz, der unter Erdogan zentralisiert wurde und damit direkt dem Staat untersteht. Damit verbunden waren Spar- und Rationalisierungsmaßnahmen. Nun fehlt es schlicht an Ausrüstung und Personal, um dem Ausmaß der Katastrophe gerecht werden zu können.
Dass besonders kurdische und alevitische Dörfer kaum staatliche Helfer:innen zu Gesicht bekommen, ist ein extrem bitterer Beigeschmack. An der Unzugänglichkeit der Dörfer liegt es nicht, davon können wir uns selbst überzeugen. Zwar haben die Straßen immer wieder Risse oder sind aufgebrochen, es ist aber weder für uns und noch für die freiwilligen Helfer:innen ein Problem, mit Mietautos oder kleinen Transportern mitten ins Zentrum der Katastrophe zu gelangen.
Der armenische HDP-Politiker Garo Paylan, den wir am Abend im Hilfszentrum treffen, spricht von staatlichem Totalversagen. Die linke kurdische Partei organisiert seit Tag 1 des Erdbebens gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Vereinen und Initiativen Hilfe für alle betroffene Provinzen und hat daher einen guten Überblick. Der Abgeordnete Paylan ist mit zwei seiner Kolleg:innen unterwegs und besucht jedes dieser Zentren, um Bedarfe zu ermitteln und mit Betroffenen zu reden. Parteifahnen, Flugblätter oder Ansprachen gibt es hier aber nicht. Es geht darum, Hilfe zu organisieren, ganz unmittelbar, und zwar egal für wen. Niemand macht hier einen Unterschied, fragt nach ethnischer Herkunft oder der Religion von Betroffenen. Darauf legen alle viel Wert, denn in dieser Region weiß man genau, was es bedeutet, strukturell benachteiligt zu sein. In den Krisenzentren arbeiten Freiwillige, die von überall herkommen. Sie werden dort eingesetzt, wo sie gebraucht werden – auch in Elbistan, Adıyaman oder Hatay gibt es solche, aus der Not entstandenen Orte der Selbsthilfe wie hier in Pazarcık.
Mehr als nur Naturgewalt
Seit einer Woche arbeiten Tausende Freiwillige unermüdlich, die Hilfsbereitschaft im Land ist groß. In Pazarcık hat man sich inzwischen sehr gut strukturiert. Es gibt ein eigenes Zelt, in dem Kleidung sortiert und verteilt wird. Im Keller wurde ein Lager für Lebensmittel angelegt und Zelte schützen Wasser, Öfen und andere Hilfsgüter vor Regen. Es haben sich Teams gebildet, die Verantwortung für einzelne Bereiche übernehmen. Die Küche bereitet drei Mahlzeiten am Tag zu, ständig wird Tee verteilt. Am Abend verwandelt sich die Halle des Gemeindezentrums, in dem bisher Hochzeiten gefeiert wurden, in ein riesiges Schlaflager.
Niemand der Freiwilligen hier ist der Meinung, den staatlichen Katastrophenschutz ersetzten zu wollen oder zu können. Dafür fehlt es schlicht an Knowhow und der richtigen Ausrüstung. Die Versuche, mit dem AFAD zu kooperieren oder Absprachen zu treffen, scheitern aber leider meist, berichtet uns der selbstorganisierte Krisenstab. Hinzu kommt, dass bereits etliche Transporter mit Hilfslieferungen beschlagnahmt wurden. Oft werden sie einfach umetikettiert und als eigene, staatliche Hilfe ausgegeben. Einige Vereine verfolgten inzwischen die Strategie, ihre LKWs selbst mit dem Logo der regierenden AKP zu bekleben, um es den Hilfskonvois zu erleichtern durchzukommen.
Die Arbeit der Freiwilligen wird aber auch direkt behindert und boykottiert, davon können wir uns selber überzeugen. Nur einen Tag, nachdem wir das Krisen- und Hilfszentrum in Pazarcık verlassen haben, wird es auf staatliche Anweisung vom Stadtvorsteher übernommen. Polizei und Militär beschlagnahmen alle Hilfsgüter und drohen den Freiwilligen, sich entweder der neuen Struktur unterzuordnen oder festgenommen zu werden. Fast alle verlassen daraufhin diesen Ort. Statt mit den in der Not entstandenen, selbstorganisierten Strukturen zusammenzuarbeiten, werden sie zerstört und so praktische Solidarität im Keim erstickt.
Mittlerweile sind wir selbst in Diyarbakır angekommen und treffen die Helfer:innen des dortigen selbstorganisierten Krisenstabs. Unter ihnen macht sich Unverständnis und Entsetzen breit, als diese Nachricht eintrifft – Pazarcık war ein wichtiges Zentrum für ihre Struktur. Sie deuten es als Verschärfung der Behinderung ihrer Arbeit. Repression und Kriminalisierung ist in den kurdischen Gebieten der Türkei allgegenwärtig. In gewisser Weise ist man es hier gewohnt, den Staat gegen sich zu haben und auf sich selbst gestellt zu handeln – auch deshalb ist es der HDP, linken Parteien, Verbänden, NGOs, Vereinen und Einzelpersonen gelungen, in allen betroffenen Provinzen eigene Krisenzentren aufzubauen und die Hilfe gemeinsam zu koordinieren. Aus der Routine der Repression erwächst Handlungsfähigkeit.
Und weil sie es gewohnt sind, geben sie nicht auf. So auch in Pazarcık. Bereits einen Tag nach der städtischen Übernahme machen sich die lokalen Freiwilligen auf die Suche nach einem neuen Lager, in dem sie – mit medico-Unterstützung – ihre Arbeit fortsetzen können. In der Gewissheit, dass sie es sind, die gebraucht werden. In den kommenden Tagen, Wochen und Monaten.
Organisierte Verantwortungslosigkeit
Als Erdbebenland gibt es in der Türkei Erfahrung mit großen Beben der jüngeren Geschichte, wie 1999 am Marmarameer oder 2011 in Van. Doch das aktuelle Erdbeben wird selbst hier als Jahrhundertkatastrophe bezeichnet. Das diesmal betroffene Gebiet ist sogar bekanntermaßen von Erdbeben gefährdet. In der Architektenkammer in Diyarbakır werden uns Berichte der AFAD gezeigt, in denen schon 2020 ziemlich genau das nun eingetroffene Erdbebenszenario vorhergesagt wurde. Das macht das staatliche Versagen noch eklatanter, denn Prävention durch Katastrophenschutz und Stadtplanung wäre möglich gewesen. Doch mit der seit 1999 erhobenen Erdbebensteuer wurden Straßen und vieles andere finanziert, selten aber notwendige Schutzmaßnahmen. Für effektiven Katastrophenschutz fehlt es an geplanten freien Fluchtflächen für Notfalltreffpunkte oder mögliche Zeltplätze, Hallen in guter Lage für Notunterkünfte oder erdbebenfeste Gemeindebauten – um nur einige Beispiele zu nennen.
Und dann ist da noch die neoliberale Baupolitik. Viel und schnell bauen, dafür ist die Türkei bekannt – erdbebensicher ist dabei im regierungsnahen Bausektor kein Standard. Viele der nun eingestürzten Häuser wiesen basale Mängel auf – von der Qualität des verwendeten Materials, ungeeignetem Untergrund oder fehlender Statik oder Abnahme durch Ingenieure. Doch dass jetzt einzelne Bauunternehmer zur Verantwortung gezogen werden, greift viel kurz und blendet die staatliche Verantwortung aus. Vertreter:innen der Architektenkammer in Diyarbakır berichten uns, wie mit dem Versprechen illegale Wohnungsbauten großflächig zu legalisieren, ohne sie den notwendigen Kontrollen zu unterziehen, in der Wahl 2017 von Erdogan Politik gemacht wurde. Wenn diese Baupolitik nicht grundlegend verändert wird, stellen sich viele Fragen für den jetzt anstehenden Wiederaufbau – und machen die nächste Katastrophe absehbar.
Kontrolle statt Kooperation
Im kurdischen Diyarbakır sind „nur“ sechs Häuser eingestürzt, 432 Häuser unbewohnbar, fast 50.000 Menschen obdachlos. Der dortige Krisenstab übernimmt zentrale Aufgaben und koordiniert Hilfstransporte, organisiert Freiwilligenkonvois nach Adıyaman oder Hatay. Auch mit medico-Spenden konnten hier bereits Lebensmittel und Decken für die Verteilung in die zerstörten Provinzen gekauft werden. Doch auch ihre Hilfstransporte werden immer wieder aufgehalten, blockiert oder beschlagnahmt. Sie arbeiten rund um die Uhr, denn auf den türkischen Staat kann man sich im Besonderen hier in der kurdischen Hochburg nicht verlassen. Die Bürgerkriegssituation 2015/16, dann die bis heute andauernden Zwangsverwaltungen in den kurdischen Städten, die strukturelle Benachteiligung, Diskriminierung und Kriminalisierung gegen kurdische Initiativen, Organisationen oder Oppositionelle im Allgemeinen hat sich eingeschrieben. Aus dieser Erfahrung machen sie sich Sorgen, was noch kommen wird. Am Stadtrand von Diyarbakır wurde bereits ein Lager mit 4.200 Zelten errichtete, über 20.000 Menschen sollen hier bald Unterkunft finden. Doch es liegt gleich neben dem, Tigris, ein Gebiet, das im Frühjahr für Überflutungen bekannt ist. Außerdem ist ein Staudamm in der Nähe, dessen Betroffenheit durch das Erdbeben noch unklar ist. Ebenso in Hatay – einer weiteren Stadt im Epizentrum - ein großes Lager wurde hier in der Nähe des Strands errichtet: Sandiger Boden und Überflutung ist auch hier kein unwahrscheinliches Szenario.
Zudem deutet sich bereits jetzt an, dass Erdogan die Katastrophe auch als weiteren Teil seiner Assimilierungspolitik gegenüber den Kurden nutzen wird. Für die betroffenen Städte soll es Partnerstädte im Westen der Türkei geben, wo sich die hunderttausend Obdachlosen ansiedeln sollen. Dort werden ihnen neue Wohnungen versprochen. In einem Jahr soll jede Person wieder ein Dach über dem Kopf haben, so Erdogan bei seinem ersten Besuch im Epizentrum Maraş. Die Ankündigungen passen sich dabei in die bisherige Bevölkerungspolitik der Regierung ein, die kurdische Bevölkerung zu zerstreuen und damit die Region zu schwächen. Dass diese Versprechungen so Bestand haben werden, glaubt indes niemand so richtig. Über eine Million Menschen sind obdachlos, knapp 17 Prozent der türkischen Bevölkerung sind von dem Beben betroffen, welches sich über eine Fläche von 103.000 Quadratkilometern streckt.
Genauso bezweifeln die meisten die offiziellen Todeszahlen. Während die Regierung von über 40.000 spricht, wird in fast allen von uns hier geführten Gesprächen von über 100.000 Toten ausgegangen – Erfahrungswerte aus vergangenen Erdbeben.
Politik in der Katastrophe
Eine unabhängige Untersuchung der beschriebenen Missstände wird es trotzdem so schnell nicht geben, ein Antrag der HDP im Parlament bereits abgelehnt. Ohne internationalen Druck, wird sich daran wohl nichts ändern. Die Aufklärung des staatlichen Versagens und ein gerechter Wiederaufbau sollte jedoch allerhöchste Priorität haben.
In den zehn vom Erdbeben betroffenen Provinzen herrscht nun ein dreimonatiger Ausnahmezustand, den Erdogan fast unmittelbar nach dem Erdbeben ausgerufen hatte. Dennoch sollen Mitte Mai in der Türkei Wahlen stattfinden, vorgezogen damit sie noch innerhalb seiner zweiten Amtszeit liegen (lt. Verfassung nach zwei Amtsperioden Wiederwahl nicht möglich). Eine Wahl unter den Bedingungen des Erdbebens durchzuführen ist dabei gelinde gesprochen fragwürdig: Millionen Menschen leben nicht mehr an ihren eigentlichen Wohnorten, sondern verstreut in Zeltlagern, Notunterkünften, Hotels usw.. Der deklarierte Ausnahmezustand verbietet zudem jede Form der Wahlwerbung.
Ob das staatliche Versagen oder die großen Versprechungen die Wahl am Ende entscheiden werden, ist völlig offen. Während Erdogan die Katastrophe nutzt und seine Anhänger mit staatlichen Hilfskampagnen und Wiederaufbauversprechen mobilisiert, organisiert die linke Opposition in den betroffenen Gebieten ganz konkrete Unterstützung und Hilfe. Ob diese Solidaritätsnetzwerke im aktuellen Handgemenge Bestand haben werden, wird allerdings auch an der internationalen Solidarität und Unterstützung liegen. Wenn die Bilder der eingestürzten Häuser, der Retter:innen, der tragischen Geschichten aus den Nachrichten verwunden sind, wird die Aufmerksamkeit kaum noch auf einem hochpolitischen Kontext liegen, in dem kurdische Zivilgesellschaft und Organisationen in den letzten Jahren unter extremer Repression gelitten haben. Es ist aber wichtig, gerade denjenigen zur Seite zu stehen, die trotz dieser Bedrohungen weiter machen jetzt, in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren.
medico arbeitet seit vielen Jahren mit zivilgesellschaftlichen Initiativen und Netzwerken in der Südosttürkei zusammen. Mit Unterstützung von medico kümmern Sie sich um Notunterkünfte, Essen, Kleidung oder Heizmaterial. Freiwillige Helfer:innen fahren von Diyarbakır aus in die zerstörten Dörfer und Provinzen und erkunden, was wo am dringendsten benötigt wird. Sie organisieren Kommunikation und Versorgung für Überlebende und Obdachlosgewordene.