Seit Beginn meiner Reise hätten die Gespräche nicht deprimierender sein können. Dutertes Präsidentschaft hat seit Beginn seiner Amtszeit zwar viele Versprechen und Ankündigungen gebracht, aber tatsächlich umgesetzt wurde bisher insbesondere der „War on Drugs“ in Form von 7.000 Tötungen. Davon wurden ca. 2.000 „extra-legal“ von der Polizei verübt und die Täterschaft der Rest der Morde bleibt unklar (u.a. Paraeinheiten der Polizei, des Militärs, beauftragte Morde, Trittbrettfahrer etc.). Auch ehemalige Befürworter Dutertes sind fassungslos. Viele geben zu, vor der Wahl seine Versprechen zu wenig hinterfragt und daran geglaubt zu haben.
Nun aber haben die Morde ein Ausmaß angenommen, die keine Politik rechtfertigen kann. Alle Gespräche mit unseren Partnern enden darin, bereits zu überlegen, wie es nach Duterte weitergehen kann. Dass er eine volle Amtszeit regieren wird, glauben die wenigsten. Das Kabinett stehe auf wackeligen Füßen, seine Nähe zum Sohn des Ex-Diktators Marcos mache ihn bei der Bevölkerung zunehmend unbeliebt, die Friedensverhandlungen seien nur mit der Unterstützung des Militärs zu führen, dies sei aber unverändert mächtig und einflussreich, denn nicht zuletzt hänge auch die Präsidentschaft Dutertes davon ab, ob er die Unterstützung der Militärs hat.
Was bleibt zu tun? - Wie immer, so unsere Partnerorganisation SOS, werden sie einerseits nicht müde, gegen die Morde auf die Straße zu gehen und daneben gälte es, die soziale Bewegung in Schwung zu halten und zu verbreitern. IBON werde sich weiter gegen eine fehlgeleitete Politik wehren, z.B. sei der „Krieg gegen Drogen“ nur durch ein umfassendes, aufklärerisches Gesundheitssystem zu gewinnen, das auch die Armutsreduzierung im Blick haben müsse.
Marissa Cabaljao, die Sprecherin von People Surge, beklagt: „Wir sind alle Opfer von Duterte!“ In den bitterarmen Provinzen Leyte und Samar, die 2013 vom Supertaifun verwüstet wurden, ist die zwar angekündigte aber unterlassene Hilfeleistung der neuen Regierung besonders bitter. Umso mehr wird People Surge (die Bewegung, die von etwa 30.000 Überlebenden der Katastrophe getragen wird) sich weiter für einen gerechten Wiederaufbau einsetzen.