Allan erinnert sich noch gut an den Tag, als seine sexuelle Orientierung ihm beinahe das Leben gekostet hätte: „Ich war auf dem Weg zu einem Freund als ich von einem wütenden Mob überfallen wurde. Ich wurde mit einem Messer bedroht und mit Schimpfwörtern überhäuft“. Als er später zur Polizei ging, stieß er auf keinerlei Interesse: „Der Überfall interessierte sie einfach nicht.“
Geschichten wie diese hört man oft unter den Mitgliedern von Gays and Lesbians of Zimbabwe (GALZ), einer Menschenrechtsinitiative, die gegen die Diskriminierung von LGBTI (Lesben, Schwule, Bi- und Trans- und Intersexuelle) in Simbabwe kämpft. Knapp 300 Mitglieder zählt die Organisationen heute. Es waren schon einmal mehr: Viele der Mitglieder haben in den letzten Jahren das Land verlassen um der Gewalt und Diskriminierung zu entfliehen. Wie viele andere Menschenrechtsorganisationen arbeitet GALZ in Simbabwe in einem extrem polarisierten Umfeld. In der Vergangenheit kam es bereits zu Übergriffen, Verhaftungen und Einschüchterungen. Auch das Büro wurde bereits von Sicherheitskräften durchsucht. Einige GALZ-Mitarbeiter_innen mussten zeitweise ins Exil gehen.
In dieser prekären Situation stellt die GALZ den Betroffenen sowohl juristische als auch medizinisch-psychologische Unterstützung zur Verfügung. Die Mitglieder verteilen Informationsmaterialien und organisieren Workshops. Vor allem stellt die Organisation für die Betroffenen aber eine Plattform dar, die ihnen ermöglicht, sich mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, auszutauschen und zu vernetzen.
Eine neue Verfassung als Chance?
Gleichzeitig setzt sich die GALZ in der Öffentlichkeit für eine Gesellschaft ein, in der niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert wird. Wie anspruchsvoll dieses Ziel ist, zeigt alleine die Tatsache, dass Sex zwischen gleichgeschlechtlichen Partner_innen in Simbabwe immer noch verboten ist. Im Zuge des Reformprozesses, der zu einer neuen Verfassung führen soll, versucht die GALZ dies zu ändern. Die Rechte von LGTBI in der Verfassung zu verankern, wäre ein großer Schritt für die Betroffenen: „Wenn unsere Rechte in die Verfassung aufgenommen werden, wird man uns in unseren Familien und an unseren Arbeitsplätzen endlich wie Menschen behandeln“, hofft Allan.
Doch nicht nur für die LGTBI selber ist die Arbeit von Organisationen wie der der GALZ ausgesprochen wichtig, schließlich sind „die Probleme, auf die Schwule und Lesben in Simbabwe immer wieder treffen im Großen und Ganzen die gleichen, die sich allen Simbabwer_innen stellen: Unterdrückung, Einschränkungen der Redefreiheit, Angst vor dem Staat, steigende Inflation verbunden mit einer Zunahme der Armut und dem Niedergang des Gesundheitssystems in einem Land mit einer der höchsten Raten von HIV/AIDS in der Welt“, so ein Vertreter der Organisation. Deshalb engagiert sich die GALZ auch in Menschenrechtskampagnen, die sich nicht nur auf die Rechte von LGTBI richten. So setzt sich die Organisation zum Beispiel auch dafür ein, dass alle Menschen, die mit HIV oder AIDS leben, einen Zugang zu einer angemessenen medizinischen Behandlung bekommen.
Im August 2012 sah sich die GALZ wieder einmal massiver Repression ausgesetzt. Innerhalb von einer Woche wurde das Büro der Organisation zweimal von der Polizei durchsucht, dabei wurden Computer und Dokumente beschlagnahmt. 44 Mitglieder wurden auf eine Polizeistation gebracht und dort misshandelt bevor sie schließlich, ohne das es zu einer einzigen Anklage gekommen wäre, am nächsten Tag wieder freigelassen wurden. Wenige Tage später warf die Polizei Vertreter_innen der GALZ vor, einer ‚unregistrierte Organisation’ anzugehören. Die neuerlichen Angriffe auf die Arbeit der GALZ unterstreichen noch einmal, in was für einem schwierigen Umfeld die Organisation arbeitet und wie wichtig ihr Einsatz für die Rechte von LGTBI in Simbabwe offensichtlich ist.
Spendenstichwort:
medico unterstützt das umfassende Engagement der Gays and Lesbians of Zimbabwe im Jahr 2012 mit 10.000 Euro. Das Spendenstichwort lautet: Simbabwe