Ein Fahrtenschreiber der Migration

medico unterstützt internationale Solidaritätskarawane

27.01.2011   Lesezeit: 2 min

Die internationale Solidaritätskarawane von Bamako nach Dakar hat begonnen. 200 AktivistInnen aus Afrika und Europa protestieren gegen das EU-Grenzregime und für die Rechte von Migranten und Abgeschobenen. medico unterstützt die Kampagne des Netzwerkes „Afrique-Europe-Interact“.

Während in den letzten Jahrhunderten die großen europäischen Migrationsbewegungen in die „neuen Welten“ führten, nach draußen in den als leer angesehenen Raum, hat sich im Zuge der marktwirtschaftlichen Globalisierung die Bewegung der Migration längst umgekehrt: Heute ziehen die Menschen in den Überfluss, in Richtung der wohlhabenden und privilegierten Gegenden der Welt.

Auch wenn Migranten zumeist mit nicht mehr als sich selbst unterwegs sind, verfügen sie doch über vielfältige schöpferische Fähigkeiten, über Sprache und Wissen: Sie tragen „eine ganze Welt in sich“ (Tonio Negri), die sich aus der Erfahrung erlittener Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Verfolgung im Herrschaftssystem des globalen Marktes zusammensetzt und zugleich ihre individuellen und kollektiven Kämpfe um Anerkennung, Lebenssicherheit und Glück umfasst.

In diesen Tagen hat sich in Mali eine besondere transnationale Reisegruppe unter dem programmatischen Titel „Für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung“ eingefunden. In gemeinsamer Initiative mit der Selbsthilfegruppe ehemaliger Ausgewiesener Malis (Association Malienne des Expulsés - AME) und unterstützt von der Assoziation der abgeschobenen Zentralafrikaner in Mali (Association des Refoulés d´Afrique Centrale au Mali - ARACEM), beides Partner von medico international in Mali, werden selbstorganisierte Flüchtlingsgruppen und antirassistische Basisinitiativen aus Europa von Bamako in die senegalesische Haupstadt Dakar zum diesjährigen Weltsozialforum reisen, dass dort vom 6. bis zum 11. Februar stattfindet.

Bereits auf dem Flug nach Bamako protestierten französische ehemalige AktivistInnen der Bewegung der „sans papiers“ (Papierlosen) öffentlichkeitswirksam und erfolgreich gegen eine Abschiebung nach Mali.

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Und auch in Bamako gab es neben ersten Veranstaltungen und Filmvorführungen über das EU-Grenzregime eine Kundgebung gegen die französische Abschiebepolitik, die die Polizei mit Tränengas auflöste.

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In den nächsten Tagen wird die Karawane entlang der malisch-mauretanischen Grenze und auf dem Weg in den Senegal mit Gewerkschaften aus den Goldminen und der Baumwollproduktion in Workshops über den Zusammenhang von Ressourcenabbau und Fluchtgründen diskutieren.

Die Karawane will aber auch einen Beitrag zur besseren bzw. realistischeren Vorbereitung zukünftiger MigrantInnen leisten und zum Abbau von Vorurteilen gegenüber denjenigen beitragen, die nach Afrika zurückgeschoben und dort von ihren familiären bzw. sozialen Umfeldern als „Versager“ stigmatisiert werden. Denn die Jahrhunderte alte Kultur der Soninké in Mali kennt keinen Begriff für „Migration“. Im Bambara, einer ihrer Hauptsprachen, welche von ca. 30 Millionen Menschen in zehn Ländern Westafrikas verstanden wird, gibt es allein tama, zu deutsch: „sich auf den Weg machen“.

Der Weg von Bamako bis nach Dakar wird Erfahrungen bringen, was es heißt in Afrika für das Recht zu bleiben und das Recht zu gehen einzustehen.

Wenn Sie daran teilhaben wollen, verfolgen sie den täglichen Fahrtenschreiber-Blog der Karawane unter: www.afrique-europe-interact.net


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