In einer kommunalen Sektion von Léogâne, dem Epizentrum des Erdbebens von 2010, leben relativ verstreut etwa 35.000 mehrheitlich junge Menschen, die keine Ausbildung haben und über keine, bzw. sehr geringe Schulbildung verfügen. Letzteres gilt insbesondere für Frauen und Mädchen. Die Region ist von Landwirtschaft geprägt, angebaut werden vor allem Zuckerrohr, Maniok, Mais und Obst.
Das landwirtschaftliche Gemeindezentrum CESCAL (Centre Communautaire Agricole de Léogâne) hat sich dort 2009 als Gruppe von Frauen innerhalb der Kooperative CEFECACC gegründet, die seit einem Jahr medico-Projektpartnerin ist.
Die ersten Aktivitäten der Frauen bestanden darin, Obst und landwirtschaftliche Produkte weiter zu verarbeiten und auf dem Markt zu verkaufen. Nun wollen sie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern und darüber hinaus Wissen über Frauen- und Menschenrechte erwerben.
Hier setzt das von medico international geförderte Projekt an. Die Frauen, die sich zum CESCAL zusammengeschlossen haben, werden darin geschult, weitere Lebensmittel für den täglichen Bedarf wie auch Backwaren und Delikatessen herzustellen und ihre Produkte umfassender und effizienter als bisher zu vermarkten. Zu den vermittelten Kenntnissen gehören aber auch die Grundlagen für den Aufbau und die Steuerung eines Unternehmens. Gleichzeitig werden die Frauen für die Gleichberechtigungsproblematik sensibilisiert, über ihre Rechte aufgeklärt und in ihrem Selbstbewusstsein gefestigt.
Die Unterstützung und Stärkung der kooperativen und solidarischen Zusammenarbeit hat das Ziel, Frauen im ländlichen Raum die Gelegenheit zu geben, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften und somit auch einen höheren Grad an Unabhängigkeit zu erlangen. Die Frauen, die an dem Projekt teilnehmen, wirken als Multiplikatorinnen, da sie als „Gegenleistung“ eine Weile lang kostenlos für die Kooperative arbeiten und dort das erworbene Wissen weitergeben.