Nach dem Erdbeben flohen 160.000 Menschen aus den betroffenen Regionen in das Departement Artibonite zu ihren Verwandten und Bekannten. Artibonite selbst war von diesem Erdbeben nicht betroffen.
Ein strukturelles Erdbeben zuvor hatte allerdings erhebliche Auswirkungen. Hier lag einst das Herz des haitianischen Reisanbaus, eigentlich also eine reiche Provinz. Das änderte sich schlagartig als der große Nachbar USA erzwang, dass Haiti in den 1990er Jahren eine radikale Marktöffnung durchführen musste – insbesondere für US-amerikanischen Reis. In wenigen Jahren war die lokale Reisproduktion zerstört, die Provinz Artibonite ihrer Haupteinnahmequelle beraubt, viele Menschen mussten die Region verlassen und wanderten auf der Suche nach Arbeit nach Port-au-Prince ab. Nun mussten sie wieder zurückkehren.
Aber mit Artibonites wirtschaftlichem Niedergang ist auch die soziale Infrastruktur im Gesundheitsbereich eingebrochen. Zur Versorgung der Flüchtlinge und der einheimischen Bevölkerung hat medico deshalb mit der haitianischen Gesundheitsorganisation SOE einen Dreijahresvertrag abgeschlossen, um die Basisgesundheitsversorgung zu verbessern.
SOE gehört zu den wenigen Gesundheitsorganisationen, die nahezu landesweit arbeiten. Sie ist seit vielen Jahren tätig und verfügt in Artibonite über drei Gesundheitsstationen sowie über ein Netz lokaler Gesundheitspromotoren, die erste Hilfe leisten und Präventionskampagnen durchführen können. Darauf aufbauend soll die Arbeit nun erheblich verstärkt werden: durch Aus- und Weiterbildung des lokalen Personals, durch die Einrichtung mobiler Praxen mit Ärzten und Krankenschwestern, durch die Anschaffung der erforderlichen Sachmittel u.v.m. Zudem setzt sich SOE für eine andere Gesundheitspolitik in der Region ein: Hygiene, Zugang zu Trinkwasser, Errichtung einer Abwasser- und Müllentsorgung.
Der Projektumfang beträgt 462.000 Euro. Geplante Laufzeit: Mai 2010 – April 2013