Die Lage in Mexiko wie auch in Zentralamerika ist aufgrund der Epidemie sehr angespannt. Mexikanische Ärzte informieren, dass Präventionsmaterial wie Schutzmasken seit Tagen ausverkauft sei. Es gibt keine oder nur eine sehr geringe Anzahl wirksamer Grippemittel.
Angesichts einer drohenden Pandemie durch die Schweinegrippe ist es unabdingbar, die notwendigen Ressourcen zur Bewältigung der Katastrophe auch gemeinschaftlich und solidarisch einzusetzen. Deshalb sei es dringend geboten, aus deutschen Beständen Medikamentenvorräte von Tamiflu in großem Umfang nach Mittelamerika zu verschicken, so der Gesundheitskoordinator der Hilfsorganisation medico international, Dr. Andreas Wulf. „Angesichts einer globalen Gefahr ist es verantwortungslos, dass Medikamente und Impfstoffe nach ökonomischer Potenz und Machtstellung verteilt werden, statt sie systematisch in den am meisten betroffenen Ländern zur Verfügung zu stellen.“
Während in Deutschland etwa jeder Vierte Bundesbürger mit Medikamenten versorgt werden könnte, ist das in Mexiko gerade jeder 250. Bewohner. Von regionaler Ungleichverteilung dabei noch abgesehen. Nach Informationen der medico-Partner, die derzeit Gesundheitsaufklärung im Süden Mexikos und in Guatemala durchführen, haben die mexikanischen Gesundheitsbehörden letztes Wochenende eiligst den ganzen Tamiflu-Vorrat von Roche Mexiko aufgekauft, das waren 400.000 Schachteln.
Im Bundesstaat Oaxaca, wo der erste Fall der Schweinegrippe an einer am 13. April verstorbenen Steuerberaterin in Oaxaca Stadt nachgewiesen wurde und inzwischen 53 Menschen wegen schwerer Lungenentzündung in ärztlicher Behandlung sind, gab der Gesundheitsminister bekannt, es habe genügend Medikamente, nämlich insgesamt 450 Dosierungen. Das entspricht jedoch bei einer Bevölkerung von 3,6 Millionen in diesem indigenen Bundesstaat bloß einer einzigen Tamiflu-Packung pro 8000 Personen.
Wie der medico-Projektkoordinator für Mittelamerika, Dieter Müller mitteilt, wurden nun auch Nicaragua Präventionsmaßnahmen eingeleitet. Die Veranstaltungen zum 1. Mai wurden abgesagt.
„Mit Ausnahme der wenigen Bestände in Mexiko sind in der Region keine antiviralen Medikamente vorhanden. Atemschutzmasken sind in den meisten Apotheken ausverkauft und die Lieferanten kommen nicht nach“, so Dieter Müller.
Trotz der Bemühungen der WHO und der Regierungen durch Präventionsmaßnahmen die Ausbreitung der Grippe zu verhindern, zeigt sich, so Andreas Wulf, „wie gefährlich es für die Weltgesundheit ist, wenn Arzneimittel und Impfstoffe über Patente und Privatisierung der Forschung nur den zahlungskräftigen Ländern zur Verfügung stehen.“ Neben der Unterstützung von Gesundheitsinitiativen in Zentralamerika, engagiert sich medico seit vielen Jahren für öffentliche Forschung und Entwicklung von Medikamenten sowie einer Regionalisierung der Medikamentenproduktion, um den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten zu sichern.
Zur Unterstützung der Gesundheitsarbeit unserer zentralamerikanischen Partnern bitten wir um Spenden unter dem Stichwort: Nothilfe/Gesundheit auf das Konto 1800, bei der Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01
Kontakt
Für Interviews stehen zur Verfügung:
- Dieter Müller, medico-Projektkoordinator für Zentralamerika mit Sitz in Managua, Tel. 00505 22668199, mobil: 00505 86906930
- Dr. Andreas Wulf, Gesundheitskoordinator, Tel: 0157 73954337
Für Rückfragen: Katja Maurer, Tel. 0171 1221261