Minenräumung in Afghanistan aus Sicherheitsgründen bis nach der Wahl eingestellt

Zivile Konfliktlösung statt Truppenaufstockung nötig

14.08.2009   Lesezeit: 1 min

Aufgrund der schlechten Sicherheitslage im Vorfeld der Präsidentschaftswahl in Afghanistan muss die medico-Partnerorganisation "Mine Detention and Dog Center" (MDC) die Minenräumung vorübergehend einstellen.

Aufständische beschossen gestern Nachmittag (13.8.09, ca. 16.00 Uhr Ortszeit) das Auto des Leiters des MDC-Regionalbüro Kundus auf dem Weg nach Pol-e Khomri in der nordafghanischen Provinz Baglan. Er wurde dadurch an beiden Beinen verletzt, konnte jedoch schnell in ein Krankenhaus gebracht werden. Die anderen Minenräumer blieben unverletzt, da sie den Angreifern entwischen konnten, wenngleich das Fahrzeug von vielen Geschossen getroffen wurde. Erst Anfang Juli waren 16 Minenräumer von MDC in der östlichen Provinz Paktia für mehrere Tage entführt worden. Seit 2001 wurden mehr als 20 MDC-Mitarbeiter getötet.

Laut MDC verschärft sich die Sicherheitslage fast landesweit von Tag zu Tag. Um ihre Mitarbeiter zu schützen, werden diese nun bis nach der Wahl (20.8.09) in Urlaub geschickt. Auch die meisten UN-Organisationen, ausländische Büros und Firmen, sowie viele afghanische NGOs werden ihre Arbeit zu Beginn der nächsten Woche aussetzen.

Die aktuellen Vorfälle zeigen wieder einmal, dass Frieden und Demokratie in Afghanistan mit militärischen Mitteln sind nicht zu schaffen sind. Notwendig ist ein Prozess des militärischen Disengagement, das den Weg frei macht für eine politische Lösung, die von der afghanischen Bevölkerung weitgehend selbst bestimmt wird. Statt Truppenaufstockung ist zivile Konfliktlösung und eine entwicklungspolitische Offensive gefragt, denn mit der Verelendung des Landes und dem Scheitern des Staatsaufbaus gehen die zentralen Voraussetzungen für den Erfolg des internationalen Engagements verloren. Die zentralen Elemente einer neuen Afghanistan-Politik liegen in direkten Verhandlungen zwischen allen Konfliktparteien unter Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure, der Entwaffnung der Milizen und Privatarmeen, dem Aufbau lokaler Verwaltungsstrukturen und der Ankurbelung der Wirtschaft.


Jetzt spenden!