Heute möchte ich euch einen kurzen Bericht weiterleiten, den Elizabeth Ibarra, die Koordinatorin der guatemaltekischen Dentalpromotoren uns aus Leogane, Haiti, geschickt hat. Im Camp unseres dominikanischen Partners Ayuda a Haiti gibt es eigentlich keinen Internetzugang, aber hin und wieder reicht das schwache Signal einer internationalen Organisation in der Nachbarschaft, um eine Nachricht abzusetzen. Das schreibt Elizabeth:
"Wir wollen euch wissen lassen, dass unsere Arbeit sich hier gut entwickelt. Wir sind jetzt etwas über eine Woche hier. Die Tage sind anstrengend. Die Menschen kommen in unsere Sprechstunde mit der ganzen Last ihrer zahnmedizinischen, aber auch ihrer emotionalen Probleme. Das trägt dazu bei, dass sich bei uns eine gewisse Erschöpfung zeigt. Wir versuchen unser Bestes zu geben, immer ein Lächeln. Wir haben schon einige wenige Worte in Kreol gelernt und können die PatientInnen schon selber bitten Platz zu nehmen, sie auffordern sich zurückzulehnen und zu entspannen." Die Gruppe teilt sich in der Regel in drei Teams auf. Jedes Team wird durch einen lokalen Übersetzer begleitet. Ein Team arbeitet immer in der Zahnpraxis, die im Camp eingerichtet wurde. Zwei Zweier-Teams besuchen parallel Stadtviertel von Leogane, Dörfer in der ländlichen Umgebung und Waisenhäuser, in Zusammenarbeit mit dem haitianischem Personal von Ayuda a Haiti: Ein Arzt, ein Psychologe, eine Krankenschwester und drei GemeindeaktivistInnen.
"Unsere Gruppe arbeitet mit großem Enthusiasmus, sehr engagiert und diszipliniert. An manchen Tagen kommen wir nicht dazu, zu den vorgesehenen Zeiten zu Mittag zu Essen. Wir wechseln uns dann in kurzen Pausen ab, um die Arbeit mit den vielen Patientinnen nicht zu unterbrechen. Am 30. Mai konnten wir an einem lokalen Fest zum Muttertag teilnehmen. Es gab kreolische und spanischsprachige Musik und wir tanzten mit Frauen und Kindern. Uns kam es vor, als ob wir uns schon lange kennen würden. Das Essen, die vielen Kohlenhydrate haben uns allen schon die Verdauung durcheinander gebracht, aber wir gleichen das mit einer Diät aus: mindestens vier Mangos am Tag. Die Mangos hier sind köstlich und fallen uns praktisch täglich auf den Kopf, dank der vielen Bäume im Camp."
Alle Zähne betroffen
"Die Krankheitsrate ist sehr hoch. Der Durchschnitt bei den PatientInnen, die uns aufsuchen liegt bei 16 bis 20 Karies pro Person. Bei manch einem Jugendlichen sind fast alle Zähne betroffen. Das ist traurig mit anzusehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es eines Programmes bedarf, um Haitianerinnen und Haitianer als `Barfuß-Zahnärzte´ auszubilden, ähnlich wie unser Programm in Guatemala, und selbstverständlich unter Berücksichtigung der Fehler, die wir im Laufe dieses langjährigen Prozesses begangen haben. Die Leute hier sind sehr motiviert und wünschen sich, dass unsere Arbeit Kontinuität haben möge. Sie bitten uns länger zu bleiben und wir haben von allen hier sehr viel Unterstützung erfahren, nicht nur von jenen, die uns eingeladen haben."
Radiosendung zur Zahnprophylaxe
"Am vergangenen Sonntag haben wir an einem lokalen Radioprogramm in Leogane teilgenommen." Dieses Programm, dass jeden Sonntag live ausgestrahlt wird, leitet Dr. Emanuel, der haitianische Arzt bei Ayuda, der in der Dominikanischen Republik Medizin studiert hat. "So hatten wir eine Stunde Sendezeit, um mehr Menschen mit Informationen über Prävention und Zahnhygiene zu erreichen. Es gab unheimlich viele Anrufe der HörerInnen, mit Fragen über ihre Zahnprobleme, bitten um Rat und konkrete Hilfe. Für mich persönlich ist die Arbeit hier eine wunderbare Erfahrung, eine tolle Initiative und wir müssen Wege finden, damit diese solidarische Geste in ein langfristiges Programm überführt werden kann. Die Menschen hier verdienen es!"
Trotz der erheblichen Schäden, die der tropische Sturm `Agatha´ in Guatemala, auch in einigen Gemeinden aus denen die Zahnpromotoren stammen, angerichtet hat, sind alle fest entschlossen, ihre Arbeit in Leogane fortzusetzen. Am vergangenen Wochenende haben wir in einem Kommunikationsmarathon zwischen ACCSS und den Gemeinden und Familien in Guatemala einerseits und zwischen Haiti und Managua andererseits, weil kein direkter Kontakt möglich war, sichergestellt, dass Alle mit ihren Familien Kontakt aufnehmen und sich vergewissern konnten, das es den Angehörigen in Guatemala, aber auch den PromotorInnen in Haiti, gut geht.
Gerne richte ich die herzlichen Grüße aus, die Elizabeth und die PromotorInnen allen in Frankfurt senden.
Dieter
Managua, den 1. Juni 2010