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Bisher ist die Zahl der Corona-Erkrankungen im Land noch gering. Es wird aber befürchtet, dass sich der Virus demnächst im Land verbreiten und auf die Armenviertel übergreifen wird. Die Gesundheitsarbeiterinnen der medico-Partnerorganisationen sind extrem besorgt über die möglichen Folgen einer Verbreitung des Corona-Virus in den Townships und ländlichen Communities. Dort sind die Community Health Care Worker diejenigen, die am engsten mit der Bevölkerung arbeiten und um die lokalen Bedingungen der Gesundheitsversorgung wissen. Enge Wohnräume, überfüllte Kleinbusse und mangelnder Zugang zu Wasser sind einige Beispiele.
Auch ohne den Virus sind viele Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitswesens in Südafrika nicht im Stande, den Bedarf zu decken. Das Gesundheitssystem ist denkbar schlecht für die Pandemie ausgerüstet und schon jetzt mit Tuberkulose, HIV/AIDS und multiresistenten Keimen, bei denen die üblichen Antibiotika nicht mehr helfen, überfordert. Extrem gefährdet sind auch Gesundheitsarbeiterinnen selbst, die schon jetzt ohne Schutzausrüstung wie Masken und Handschuhe arbeiten müssen und in zunehmender Zahl an Tuberkulose erkranken.
Unter schwierigsten Bedingungen sind 70.000 Community Health Workers (CHW) in Südafrika jeden Tag zu Fuß in Townships und informellen Siedlungen zu Hausbesuchen unterwegs. Sie betreuen schwer Kranke, darunter viele Aids- und Tuberkulose-Patienten, bei der Medikamentenversorgung und Pflege, begleiten Schwangere und überwachen die Vorsorge von Kindern. Außerdem kümmern sie sich um Gewaltopfer und sind erste Anlaufstelle, wenn ein Krankenwagen gerufen werden muss. Die oft leidenschaftlich engagierte Fürsorge ist für die Kranken überlebenswichtig, denn im südafrikanischen Gesundheitswesen werden sie kaum mehr wahrgenommen, weil sie zuhause versorgt werden.
Gesundheitswesen und Öffentlichkeit erkennen die wertvolle Arbeit gleichwohl nicht an. Die Arbeitsbedingungen sind unwürdig und verachtend. Die meisten werden über Kurzzeitverträge als „Freiwillige“ außerhalb der Mindestlohnbedingungen beschäftigt, ohne Arbeitnehmerrechte. Vom Klinikpersonal, das sie als billiges Fußvolk benutzt, werden sie oft schikaniert. Noch dazu ist die Arbeit höchstgefährlich: Zum einen aufgrund der hohen Gewaltkriminalität in den Gemeinden, in denen die Gesundheitsarbeiterinnen zu Fuß unterwegs sind, zum anderen aufgrund der Infektionsgefahr angesichts mangelnder Ausrüstung mit Schutzkleidung wie Handschuhen und Masken. Hinzu kommt, dass die Arbeitszeiten oft entgrenzt und die Frauen mitunter emotional überfordert werden. Die meisten leben in den Gemeinden, in denen sie arbeiten, und leiden unter denselben Problemen wie ihre Patientenfamilien.
Nachdem die Gewerkschaften die Frauen über Jahre ignoriert hatten, wurden sie durch deren wachsende Kämpfe allmählich aufmerksam. Einige reagierten mit Mitgliederwerbung, um Beträge zu kassieren, andere begannen tatsächlich die Arbeitsbedingungen der Gesundheitsarbeiterinnen in Tarifgesprächen zu thematisieren, allerdings ohne vorige Absprachen mit den Selbstorganisationsstrukturen der Frauen. Immerhin entstand daraus eine erste Vereinbarung mit der Regierung, die Arbeitsbedingungen zu vereinheitlichen und das Entgelt zu erhöhen. Doch ihr Status als prekäre Kräfte mit befristeten Verträgen und die Anerkennung ihrer Arbeit für das Gesundheitswesen änderten sich nicht.
Vor diesem Hintergrund beschlossen die CHW-Organisationen, sich endlich auf einem großen nationalen Gipfel mit Vertreterinnen aus allen Provinzen auszutauschen. Um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln und sich weder auseinanderdividieren noch manipulieren zu lassen, wollten sie einen Überblick ge winnen, wie die Situation in den verschiedenen Regionen ist, wie sich die staatlichen Gesundheitsstrukturen verhalten und wie die Gewerkschaften.