Ein Jahr nach dem Brand bei der Textilfabrik Ali Enterprises in Karatschi/Pakistan warten die Familien der über 250 Brandopfer noch immer auf die vom Discounter KiK zugesagte Langzeitentschädigung. Die Kampagne für Saubere Kleidung und die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international fordern, dass KiK seiner Verantwortung tatsächlich nachkommt. KiK soll dazu beitragen, dass alle Verantwortlichen an den Entschädigungsverhandlungen teilnehmen.
Auf öffentlichen Druck erklärte sich KiK im Dezember 2012 zur Zahlung von insgesamt 1 Million Dollar Soforthilfe bereit; die Auszahlung an Hinterbliebene und Verletzte ist mittlerweile nahezu abgeschlossen. Unmittelbar danach sollen Verhandlungen über die Langzeitentschädigung beginnen, für die neben KiK, den Eigentümern und dem pakistanischen Staat auch die international tätigen Gutachterfirmen RINA und SAI aufkommen sollen.
„Die Gutachter haben nach schlampigen Untersuchungen das Gebäude als sicher bezeichnet. So haben sie ein Zwischengeschoss übersehen oder eine Firma beauftragt, die es gar nicht gab. Deshalb sind sie wie KiK und die Eigentümer mitschuldig am Feuertod von über 250 Menschen. Das Mindeste ist, dass sie nun das ökonomische Leid der Opfer lindern und umfassend langfristige Entschädigungen zahlen“, sagt Frauke Banse, Eilaktionskoordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung.
Dr. Thomas Seibert, Südasienreferent der Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international macht deutlich: „Zahlen werden die Verantwortlichen nur, wenn der öffentliche Druck im Land wie hier in Deutschland nicht nachlässt. Deshalb führen unsere Partner, die Gewerkschaft NTUF und die Menschenrechtsorganisation PILER, am heutigen Tag Demonstrationen in drei Städten Pakistans und eine große Mahnwache vor der Fabrikruine durch. Stocken die Verhandlungen, werden unsere pakistanischen Partner und wir hier nichts unversucht lassen, um die Öffentlichkeit, die Politik und die Justiz zum Eingreifen aufzufordern.“
Just am ersten Jahrestag des Brands in Karatschi beginnen in Genf die Entschädigungsverhandlungen zu den beiden anderen großen Fabrik-Katastrophen der letzen Monate, des Brands bei Tazreen Fashions, Bangladesch (November 2012, über 100 Tote) und des Zusammensturzes des Rana Plaza Komplexes, Bangladesch (April 2013, über 1000 Tote, fast 2500 Verletzte). Allein aus Deutschland tragen sechs Unternehmen – unter ihnen KiK – eine Mitverantwortung an den Unglücken. medico international und die Kampagne für Saubere Kleidung unterstützen auch hier die Opfer und Hinterbliebenen.
Weitere Informationen und Studien über die Fabrikkatastrophen in Pakistan und Bangladesch auf:
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Für Nachfragen und Interviewwünsche:
- Frauke Banse, Eilaktionskoordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung: banse@inkota.de oder Tel. (0)30 42 08 202-52, 0178-5467453 (auch Nachfragen zu den Entschädigungsverhandlungen in Genf)
- Thomas Seibert, Referent Öffentlichkeitsarbeit Südasien: seibert@medico.de oder Tel. 0160 97557350