Normalerweise hat die Stadt Sukkur in der südpakistanischen Provinz Sindh, die derzeit im Mittelpunkt der Flutkatastrophe steht, 800.000 Einwohner. Seit der Flut leben dort zusätzlich 600.000 Flüchtlinge. „Es ist erstaunlich, wie Bewohner und Flüchtlinge diese Katastrophe gemeinsam meistern“, so der medico-Gesundheitskoordinator Dr. Andreas Wulf. Er ist gerade vor Ort, um mit den Kollegen der pakistanischen Gesundheitsorganisation „Hands“ weitere Hilfsmaßnahmen zu koordinieren. Wulf berichtet, dass es in der Stadt weit über 100 Zeltstädte gibt, alle Schulen geschlossen sind um Flüchtlinge aufzunehmen, aber trotzdem noch Tausende an den Straßenrändern kampieren. „Hier gibt es eine große gegenseitige Solidarität“, so Wulf. An den Eingängen der Notunterkünfte kann man immer wieder Menschen beobachten, die Spenden abgeben. „Die Nothilfe“, so Wulf, „wird vor allem von den Pakistanis selbst geleistet.“ Auch die Koordination mit internationalen Organisationen arbeite tragfähig.
Die von medico international unterstützte pakistanische Gesundheitsorganisation „Hands“ hat mittlerweile 36 Flüchtlingslager und 32 mobile Gesundheitsstationen einrichten können. In jeder Gesundheitsstation sind Ärztinnen und Ärzte tätig, die in den Lagern, aber auch bei den Flüchtlingen ohne Notunterkunft arbeiten. Durch die internationale Unterstützung, so Wulf, sei „Hands“ in der Lage, seine hohen professionellen Standards einzuhalten. In den von ihnen errichteten Lagern gibt es sauberes Wasser, die hygienischen Bedingungen seien den Umständen entsprechend gut und die Nahrungsmittelvorräte gesichert.
„Trotzdem ist der Bedarf bei weitem nicht gedeckt“, erklärte Dr. Wulf. Im Süden von Sindh erreicht die Flut gerade ihren Höhepunkt. „Unsere Kollegen bereiten zurzeit in der Stadt Tatta die nächsten Notunterkünfte vor.“ Die Menschen müssen bis zu sechs Monaten in den Lagern bleiben. Der Bedarf an Unterstützung ist also nach wie vor groß.
Es sei noch zu früh, um über die dauerhaften Auswirkungen auf die pakistanische Gesellschaft zu urteilen. Für die medico-Partner vor Ort, die Teil der Zivilgesellschaft sind, habe sich der Spielraum gegenüber Regierung und Militär erhöht, so Wulf.
medico international hat weitere 500.000 Euro für die Arbeit in Pakistan zur Verfügung gestellt und bittet für die Not- und Rehabilitationsmaßnahmen in Pakistan um Spenden.
Kontakt
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Deutschlandfunk 24.08.2010: Bernd Eichner im Gespräch mit Friedbert Meurer
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