Die in der Erklärung von Alma Ata ausgearbeiteten Grundprinzipien einer gleichen und gerechten Gesundheitsfürsorge im umfassenden Sinne bestimmen wesentlich die Arbeit von medico international und seiner Partner. Hier einige Beispiele:
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Bangladesh
Die 1971 gegründete Gesundheitsorganisation Gonoshasthaya Kendra (GK) in Bangladesh erreicht mit meist von Paramedizinerinnen durchgeführten Programmen über eine Million arme Menschen. Sie gehen dorthin, wo die Menschen ihr Überleben organisieren: in die Textilfabriken, in denen 2 Millionen Menschen, überwiegend Frauen, 12 Stunden täglich arbeiten; zu den Rikschafahrern, die angesichts eines kollabierenden öffentlichen Transportwesens Tag und Nacht Passagiere gegen einen Hungerlohn befördern; zu den Menschen auf dem Land, die zwar die Mehrheit der Bevölkerung stellen, von den offiziellen Stellen aber gänzlich vernachlässigt und lediglich als Reservoir für Arbeitsmigranten betrachtet werden.
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Guatemala
Seit dem Ende des Bürgerkrieges in Guatemala führt der medico-Projektpartner, die Organisation zur Förderung des Gemeinwesens (ACCSS), Projekte zum Aufbau von Dental- und Gesundheitsstationen in ländlichen Gemeinden durch, die von Bürgerkriegsflüchtlingen nach ihrer Rückkehr wieder aufgebaut wurden. Nach den Jahren der Flucht geht es in den Gemeinden darum, wieder eine Sozialstruktur zu errichten, die den Menschen das Überleben sichert, ein Dach über dem Kopf gewährt, aber auch funktionierende soziale Beziehungen sichert. Die Entwicklung der Gesundheitsdienste ist eminenter Bestandteil dieses Gemeinwesenprogramms. In einem Dreiecksvertrag zwischen ACCSS, den Promotoren-Teams und der jeweiligen Gemeinde werden alle Maßnahmen zum Bau der Stationen und zur Ausbildung der Promotoren festgeschrieben. Die Gemeinde wählt die Promotoren aus, beteiligt sich in Eigenleistung an dem Bau der Häuser und stellt das Bauland zur Verfügung. Die Promotorinnen und Promotoren erhalten eine intensive zahnmedizinische und medizinische Ausbildung, aber auch in Lagerhaltung und Buchführung. Sie verwalten die Gesundheitsstationen selbst und behalten einen Teil des kleinen Patienten-Honorars als Aufwandsentschädigung für ihre Arbeitszeit und um die laufenden Kosten zu refinanzieren.
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Israel/Palästina
Seit 1979 existiert die Palestinian Medical Relief Society (PMRS). Sie begann als ehrenamtliche Initiative von palästinensischen Ärzten, um die mangelhafte medizinische Versorgung in den von der israelischen Besatzung besonders vernachlässigten ländlichen Gebieten der Westbank und des Gazastreifens zu verbessern, und forderte von Anfang an: Gesundheit für Alle. Gleichberechtigter, sicherer Zugang zu bezahlbaren Gesundheitseinrichtungen und die Förderung gesunder Lebensbedingungen ist genauso Bestandteil der Arbeit wie der Protest gegen die israelische Besatzungs- und Ausgrenzungspolitik. Aus den freiwilligen Hilfseinsätzen entstand eine feste Organisation, die über die mobilen Kliniken hinaus auch dauerhafte Gesundheitszentren betreibt und systematisch eine Basisgesundheitsversorgung mit eigenen Ausbildungs-, Logistik- und Dokumentationskonzepten fortentwickelt. In einer eigenen Schule ausgebildete Gesundheitsarbeiterinnen stellen das Kernpersonal dieser Gesundheitszentren.