Resist. Defend. Protect.
Psychosoziale Arbeit in Zeiten von Rechtsverschiebung und Ohnmacht
Fachtagung | BAfF & medico international
Montag, 3. Juni 2024 bis Mittwoch, 5. Juni 2024
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
Solidarische psychosoziale Praxis im Kontext von Flucht und Migration steht vor großen Herausforderungen: Erneut werden in Deutschland Migrant:innen und Flüchtende zur Gefahr erklärt. Das Menschenrecht auf Asyl wird beschnitten, um so vermeintlich radikal rechter Stimmungsmache und Gewalt den Nährboden zu entziehen. Tatsächlich wird dabei auf politischer und gesellschaftlicher Ebene wieder verhandelt, wessen Leben und wessen Würde schützenswert sind. Und dann sind Wahlen.
Unmittelbar vor der Europawahl – und kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg – laden wir zur psychosozialen Tagung ein, denn wir müssen reden: Durch die Rechtsverschiebung auf politischer, diskursiver und gesellschaftlicher Ebene werden Versorgungsstrukturen und Rechte für Geflüchtete drastisch beschnitten. Wie kann psychosoziale Arbeit angesichts der Erosion von Schutzrechten Widerstand leisten, solidarische Räume eröffnen und eine menschenwürdige Gesundheitsversorgung verteidigen?
Im Angesicht globaler Krisen sind kollektive Gefühle der Hilflosigkeit und Erschöpfung deutlich spürbar. Gleichzeitig gehen unzählige Menschen auf die Straße, viele von ihnen zum ersten Mal, um der Ohnmacht gemeinsam etwas entgegenzusetzen. Inmitten gesellschaftlicher Spaltung wächst so gleichzeitig das Potenzial für Zusammenschlüsse dagegen.
In diesem Spannungsfeld richtet sich die Tagung an Personen, die in professionellen, aber auch in aktivistischen Kontexten psychosoziale Arbeit leisten. Nach einer Bestandsaufnahme der aktuellen Herausforderungen wollen wir gemeinsam diskutieren, wie wir die Rechts- und Versorgungsansprüche geflüchteter Menschen verteidigen und gleichzeitig unter immer stärker begrenzten rechtlichen, gesellschaftlichen und finanziellen Bedingungen weiterarbeiten und handlungsfähig bleiben können.
Die Akkreditierung der Veranstaltung wurde bei der Berliner Psychotherapeutenkammer beantragt.
Programm
Alle Veranstaltungen werden simultan in Deutsch und Englisch übersetzt. Davon ausgenommen sind, wenn nicht anders gekennzeichnet, einzelne Workshops an Tag 2.
14:00 | Anmeldung |
14:30 | Keynotes medico international & BAfF
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15:00 | Dialog
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16:00 | Kaffeepause |
16:30 | Keynote & Paneldiskussion
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18:30 | Abendessen |
19:30-22:00 | Öffentliche Abendveranstaltung "Schlechtes Wetter, harte Zeiten? – Europa vor der Wahl" Steht Europa vor einer Wahl? In einer Zeit, in der Gefühle von Unsicherheit und Ohnmacht große Teile der Welt einnehmen, sorgt das ignorante sozialökonomische Narrativ des „Weiter so“ für fortschreitende gesellschaftliche Verwüstungen. Es ist eine Zeit, in der die Politik zukunftstaugliche Antworten auf die unaufschiebbaren existentiellen Fragen schuldig bleibt. Stattdessen entstehen von Ressentiment getragene Alternativschauplätze, die so wirksam werden, dass den etablierten politischen Parteien nichts Besseres einfällt, als im Namen des Einhegens radikal rechter Stimmungsmache deren Programmatiken umzusetzen. Ohne, dass die radikale Rechte an der Macht ist, entfalten die Versuche, Flüchtende mit der Gewalt der Außengrenzen abzuwehren, eine Sprengkraft im Inneren und drohen ebenjene demokratischen Werte und Strukturen zu zerstören, die sie zu schützen vorgeben. Das alles ist schwer aushaltbar. Trotzdem: es bewegt sich etwas. Nach einer langen Pause – vielleicht gar Schockstarre – in der neben einer unermüdlichen Klimabewegung vor allem regressive Proteste aus Verschwörungsmilieus die Straße dominierten, gelang die politische Mobilisierung von Hundertausenden gegen rechts. Wie geht das eigentlich (weiter)? Welche Bedeutung haben die derzeitigen sozialen Verschiebungen, Verwerfungen und Verwüstungen mit den Europawahlen als Fluchtpunkt? Welchen Zu- und Umgang finden wir zu politischen Gefühlen – wie lässt sich ihre Mobilisierungskraft emanzipatorisch nutzen? Referentinnen: Anne Aradi (International Women* Space/Break Isolation Group), Radwa Khaled-Ibrahim (medico international) |
09:00 | Keynote
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10:00 | Kaffeepause |
10:30 | Panel
Moderation: Leonie Teigler | BAfF |
12:00 | Mittagessen |
13:30 | 10 parallele Workshops (Phase 1) |
15:00 | Kaffeepause / Vernetzung |
16:00 | 10 parallele Workshops (Phase 2) |
17:30 | Tagesabschluss & Empfang |
18:30 | Abendessen |
19:30 | Abendprogramm mit Musik
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Workshops – 13:30-17:30
Workshop 1 | Zwischen Solidarität und Selbstfürsorge
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Workshop 2 | From self-care to community care. Dealing with constant crisis (EN)
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Workshop 3 | Empowerment gegen Rechts
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Workshop 4 | Welche Auswirkungen wird die GEAS-Reform auf die Versorgungsstrukturen in Deutschland haben?
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Workshop 5 | Rassismussensible Psychotherapie
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Workshop 6 | Reflections from Ukraine: Navigating Powerlessness in the Midst of War and Crisis (UKR-EN)
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Workshop 7 | Suchtgefährdung bei geflüchteten Menschen.
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Workshop 8 | Juristische Kämpfe als Hilfsmittel der sozialen Arbeit in den PSZ
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Workshop 9 | Unter Bedingungen der Abschottung
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Workshop 10 | 'Wo werde ich eigentlich nicht diskriminiert?'
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09:30 | Keynote
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10:00 | Kaffeepause |
10:30 | Panel
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12:00 | Mittagessen |
13:00 | Panel
Moderation: Dr. Julia Zielke | Einstein Center Population Diversity (ECPD) / Charité Berlin und Forschungszentrum Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) |
14:30 | Ende |
Anmeldung
+++ Die reguläre Anmeldung ist ausgebucht,
Sie können sich noch für die Warteliste anmelden +++
Teilnahmegebühren: 195 € einschließlich Verpflegung für 3 Tage.
Ko-Finanzierung
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds partiell ko-finanziert.